Aus für das St. Antoniusstift - Keine Nutzungserlaubnis - 48 Senioren müssen ausziehen

Wehren sich: Ulla Tameling (r.), Geschäftsführerin des St. Marien-Stiftes und auch für das Antoniusstift verantwortlich und Sabine Timmer vom Qualitätsmanagement
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„Wir können auf Dauer leider nicht mehr für die Versorgung und Sicherheit der Bewohnerinnen und Bewohner garantieren. Deshalb müssen wir handeln.“ Das sagte Sozialdezernentin Britta Anger nach einem Gespräch mit Propst Ludwig. Die Stadt hat ein Anhörungsverfahren eingeleitet. Voraussichtlich zum 31. Mai muss das Gebäude in der Humboldtstraße geschlossen werden.

Bereits seit November gibt es keine Nutzungserlaubnis mehr für das Gebäude. „Es entspricht in keiner Weise den bau- und heimrechtlichen Anforderungen“, ergänzt Stadtbaurat Dr. Ernst Kratzsch. „Wir haben den Weiterbetrieb aus Rücksicht auf die Bewohnerinnen und Bewohner geduldet. Doch die Gefahr, dass den Menschen etwas passiert, ist mittlerweile zu groß. Wir sind für die Sicherheit verantwortlich, und diese Verantwortung nehmen wir sehr ernst.“

„Es ist eine schwere Entscheidung“, weiß Britta Anger, „aber wir helfen, wo es geht.“ Alle Bewohnerinnen und Bewohner beziehungsweise deren Vertreter werden heute über die Situation informiert und Unterstützung angeboten. Auch Angebote gemeinsam nach Lösungen für die Beschäftigten zu suchen, wurden gemacht. In mehreren Gesprächen hatte die Stadt bereits dem Träger mitgeteilt, dass keine weitere Verlängerung der Nutzungserlaubnis erteilt werden kann.

Die Einrichtung verfügt über insgesamt 53 Plätze, von denen aktuell 48 belegt sind. Das Haus in Trägerschaft des St. Antoniusstift e.V. wird seit 2008 unter bestimmten Auflagen als Übergangslösung genutzt, zeitgleich wollte der Träger einen Neubau errichten. Die Nutzungserlaubnis für das alte Gebäude endete zunächst 2010. Im Interesse der Bewohnerinnen und Bewohner wurde sie bis Mai 2013 verlängert. Der geplante Neubau erfolgte bislang nicht. Nun hatte der Trägerverein einen weiteren Antrag auf Nutzungsverlängerung gestellt. „Wir mussten ihn ablehnen“, so Britta Anger.

Antoniusstift weist Vorwürfe zurück

Empört weisen Ulla Tameling, Geschäftsführerin des St. Marien-Stiftes und auch verantwortlich für das St. Antoniusstift die Vorwürfe der Stadt zurück. „Wir sind hier 2008 eingezogen weil die Räumlichkeiten an der Bessemerstraße unzumutbar waren. Immer wieder haben wir Bauanträge für den geplanten Neubau eingereicht, der auf dem Gelände der ehemaligen Antoniuskirche unter Einbeziehung des alten Kirchengebäudes entstehen sollte. Leider liegt bis heute keine Baugenehmigung vor. Mit einer Genehmigung für nur eine Bodenplatten können wir eine solche Investition nicht stemmen.“ Immer wieder seien von Seiten der Stadt Forderungen aufgestellt worden, ohne deren Umsetzung die eine Baugenehmigung nicht erteilt werden könnte. Wenige Tage vor dem jetzt entstandenen Eklat sei von Seiten der Stadt eine Aufstellung verschickt worden, was noch alles fehle, so die Geschäftsführerin. „2010 hat es einen Aufnahmestopp gegeben. Wir haben dann rund 178.000 Euro in die Barrierefreiheit des Gebäudes investiert. Sozialamtsleiterin Dr. Ott hat sich von der Umsetzung der damals geforderten Maßnahmen überzeugt und der Aufnahmestopp wurde aufgehoben.“

Dass das ehemalige Gewerkschaftshaus nicht der ideale Platz für ein Altenheim ist, darüber sind sich alle Beteiligten einig. Keine Toiletten und Duschen auf den Zimmern sowie nur ein Badezimmer im Keller des Hauses sind heute kein Standart. Doch in den vergangenen Jahren haben sich die Bewohnerinnen und Bewohner zu einer lebendigen Gemeinschaft zusammengefunden, die nun zerrissen werden soll.

In einer kurzfristig anberaumten Informationsveranstaltung mit Angehörigen, Bewohnerinnen und Bewohnern musste sich Sozialamtsleiterin Dr. Ott harscher Kritik stellen. Immer wieder wurde deutlich, dass die Betroffenen das Gefühl haben, dass auf ihrem Rücken die Unstimmigkeiten zwischen der Stadt und dem Träger des Antoniusstiftes über die Baugenehmigung ausgetragen werden. Für die alten Menschen ein unzumutbarer Zustand, während die Sozialamtsleiterin „im Prinzip“ auf die baurechtlichen Bestimmungen und die Gesetze zur Heimunterbringung verwiesen hat. „Im Prinzip“ hätte die Stadt keinen Handlungsspielraum, das Antoniusstift müsse schließen. Wo aber die Bewohnerinnen und Bewohner untergebracht werden sollen, steht noch in den Sternen, das Schicksal der 50 Beschäftigten ist ebenfalls ungewiss.

Wehren sich: Ulla Tameling (r.), Geschäftsführerin des St. Marien-Stiftes und auch für das Antoniusstift verantwortlich und Sabine Timmer vom Qualitätsmanagement
So könnte es aussehen, das Antoniusstift, wenn es eine Baugenehmigung gäbe.
Autor:

Ernst-Ulrich Roth aus Bochum

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