Freitreppe am Husemannplatz

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Man stelle sich folgendes vor: Wo sich heute noch das Amtsgericht befindet, steigt eine 90m breite und 95m lange Freitreppe auf, die die gesamte Westseite des Husemannplatz einnimmt und über die man auf das Dach der neuen Bebbauung aufsteigen kann, um in 20m Höhe über die Stadt zu blicken (Konzept ähnlich: Oper in Oslo: http://www.paul-philipp.com/blog/uploaded_images/DSCF6309-735490.JPG).

Die gesamte Bebauung ist auf 20m Höhe begehbar. Und kann hier als Platz und Parklandschaft mit außergewöhnlichen Ein- und Ausblicken mit höchster Aufenthaltsqualität gestaltet werden. In die Freitreppe kann eine öffentliche Bühne integriert werden, auf der publikumswirksame Openair-Konzerte der Symphoniker oder -Aufführungen des Schaulspielhauses oder auch von Bochum Total stattfinden können.

Ein solches Objekt wäre im Ruhrgebiet einmalig.

Seitenansicht (größeres Format): http://buergerbegehren-musikzentrum.de/wp-content/uploads/2012/08/seitenansicht-quartier.jpg
Plan (größeres Format): http://buergerbegehren-musikzentrum.de/wp-content/uploads/2012/08/plan-quartier.jpg

Telekom- und die Justizgebäude werden in wenigen Jahren abgerissen. Es wird nach einer neuen Bebauung gesucht, die die Stadt prägen soll.

Verschiedentlich wurde bereits auf die besondere Bedeutung dieser Bebauung des heutigen Geländes von Telekom- und Justiz-Gelände hingewiesen (http://www.ruhrbarone.de/musikzentrum-und-einkaufszentrum/). Die gesamte zukünftige Entwicklung der Bochumer Innenstadt ist von der hier entstehenden Gebäudestruktur abhängig. Wird die Bebauung an dieser prominenten Stelle ein städtebaulicher Sündenfall wird diese die ganze Innenstadt ruinieren. Gleichzeitig ergibt sich für die Stadt eine Riesenchance, wenn die Bebauung gelingt. Sicher ist, die hier entstehenden Bebbauung wird die Stadt die nächsten 50 und mehr Jahre prägen. Daher ist hier mit besonderer Sorgfalt und der Beteiligung aller Betroffener vorzugehen, insbesondere auch der Bürger.

Die städtischen Planungen richten sich aktuell einseitig auf die Einrichtung eines Einkaufscenters, dem ECE gehören bereits weite Teile des Telekom-Areals. Die Bochumer Innenstadt erfüllt aber eben nicht nur den Zweck Einkauf. Das Areal muss viel weiter gedacht werden. Eine städtebaulich anspruchsvolle Lösung muss her, die Möglichkeiten zum Wohnen, Arbeiten, Erholen und der Kultur in der Innenstadt eröffnet. Der Anspruch sollte sein, eine architektonisch einzigartige Bebauung zu realisieren, die für das gesamte Ruhrgebiet einen Anziehungspunkt darstellt.

In diesem Sinne habe ich mir erlaubt, einen Vorschlag zu entwickeln, der zeigen soll, auf welche Weise man diesen Vorgaben gerecht werden könnte. Gleich vorweg, dieser Vorschlag hat nicht den Anspruch realisiert zu werden. Er soll zeigen, was möglich ist. Er ist nicht mehr als eine persönliche Vision. Er muss nicht gefallen. Er soll die Diskussion anstoßen, was auf dieser für die Stadt so wichtigen Stelle sowohl funktional wie auch architektonisch und städtebaulich entstehen soll.

Die Diskussion muss jetzt beginnen, ehe uns Verwaltung und Politik vor vollendete Tatsachen stellt, an deren Entwicklung die Bochumer nicht beteiligt waren.

Ideen des Entwurfs im Einzelnen

Rathausplatz
Bochum erhält einen echten, klar strukturierten Rathausplatz, der aufgrund der nahezu geschlossenen Bebauung rund um den Platz und den klaren Abmaßen als solcher wahrgenommen wird und damit an Aufenthaltsqualität gewinnt (ähnlich Brüssel u.a.).

Glockenturm
Am Rathausplatz entsteht als baulicher Endpunkt des Bongard-Boulevards ein modernes Stahlgerüst, das die Glocke des Platzes aufnimmt. Damit entsteht eine Landmarke und die Glocke kann ihre ursprüngliche und eigentliche Funktion zurück erhalten.

Platz mit Markthalle
Zentrum der Nordbebauung ist ein Platz, an dem der Schlegelturm zur Geltung kommt und der in eine gläseren Markthalle (ähnlich Barcelona, Budapest, Funchal u.a.) übergeht, so dass die Bochumer einen echten Marktplatz zurück bekommen.

Einzug der Straßenquerschnitte
Insbesondere im Bereich Willy-Brandt-Str. und Viktoriastraße werden die Straßenquerschnitte eingezogen, um Straßen und Wege mit einem einheitlichen, dem Frequentierungsgrad angemessenen Querschnitt zu erhalten.

Wege und Sichtachsen
Es entsteht eine Wege-/Sichtachse vom Durchgang des Rathauses zu dessen Innenhof weiter nach Süden bis zur Viktoriastraße. Eine weitere parallele Achse verlängert den Durchgang/ Weg, der vom BVZ zur Willy-Brandt-Str. führt. Ein Durchbruch von der Kortumstraße über die Mayersche Buchhandlung durchschneidet die Nordbebauung in West-Ostrichtung. So wird eine klare Struktur bei der Wegeführung erreicht.

Wohnhochhaus
In der Süd-West-Ecke der Bebauung (Minimierung der Verschattung) entsteht ein Wohnhochhaus von bis zu 80m Höhe mit einem für das Ruhrgebiet außergewöhnlichen Wohnangebot (ähnlich z.B. http://zoelly.ch/), das neue Bewohner in die Innenstadt zieht.

Begehbare und bewohnbare Dachlandschaft
Fast die gesamte Dachfläche der Bebauung wird als Platz- und Parklandschaft gestaltet und damit zum öffentlichen Raum. Dieser Raum wird durch seine Höhe und die von dort möglichen Ausblicke auf Bochum und die Umgebung im Ruhrgebiet einzigartig sein. Auf dem Dach ist im Nordbereich zudem eine zusätzliche Wohnbebauung vorgesehen, die sich auf dem Dach erhebt, wie sie sonst auf Erdgeschossniveau zu finden ist.

Schlegelturm
U.a. kann die begehbare Dachlandschaft über den Schlegelturm verlassen oder erreicht werden. Hier wäre ergänzend auch eine Restaurantnutzung im höchsten Stockwerk denkbar.

Freitreppe
Der Husemannplatz erhält eine einzigartige Öffnung nach Westen durch eine bis zu 90m breite und 95m lange Freitreppe die von der gesamten Westseite des Platzes langsam ansteigend auf das Dach der Südbebauung in ca. 26m Höhe (etwa gleiche Höhe wie Rathaus) führt (Konzept ähnlich: Oper in Oslo). Diese Treppe soll eine hohe Aufenthaltsqualität besitzen und zu einem Anziehungspunkt für die Stadt und das Umland werden.

Glaskubus umschlossen von der Freitreppe
In der Mitte der Freitreppe erhebt sich ebenfalls begehbarer, mehreckiger, 30m hoher Glaskubus, der als Einkaufszentrum genutzt werden kann.

Bühne auf der Treppe
Vor dem Kubus ist eine Treppenfläche vorgesehen, die nicht nur als Treppe genutzt werden kann, sondern auf der u.a. publikumswirksame Openair-Konzerte der Symphoniker oder -Aufführungen des Schaulspielhauses oder von Bochum Total veranstaltet werden können.

Riss
Vom Dach der Südbebauung über die gesamte Treppe zieht sich ein Riss, durch den Wasser fließt und aus dem Grün sprießt (ähnlich Riss, Tate-Modern, London).

Verkehr
Der Individualverkehr über die Willy-Brandt-Str., die Viktoriastraße und den Rathausplatz wird abgebunden. Der Busverkehr, der heute über die Viktoriastraße abfließt, wird entweder über die Junggesellenstraße oder durch eine Durchfahrt unterhalb der Treppe geführt.

Finanzierung
Das gesamte Projekt sollte von einem oder mehreren privaten Investoren ohne städt. Beteiligung realisiert und finanziert. Öffentliche Flächen werden nur an den Investor abgegeben, wenn die uneingeschränkte öffentliche Nutzung der Treppe und Dachlandschaft garantiert ist.

Planung und Entscheidung
Zunächst ist eine offene Diskussion in der ganzen Stadt zu führen, wie dieser wichtige Ort in der Stadt entwickelt werden kann. Ganz unterschiedliche Möglichkeiten der Bebauung müssen ausgearbeitet werden und den Bürgern präsentiert, zur Diskussion und zur Wahl gestellt werden. Dazu muss das Interesse der Bürger an der Diskussion geweckt werden, z.B. durch eine Ausstellung anschaulicher entsprechend großer Modelle der unterschiedlichen Bebauungsmöglichkeiten auf dem Husemannplatz.

Danach sollte eine Grundsatzentscheidung zur Bebauung von den Bürgern getroffen werden. Auf deren Basis kann dann die Planung von konkreten Entwürfen erfolgen, über deren Verwirklichung insbesondere wiederum die Bürger entscheiden müssen.

Ich bin sicher, die Bochumer wollen, dass an dieser Stelle mehr entsteht als ein weiteres gesichtsloses Einkaufszentrum.

Autor:

Dr. Volker Steude aus Bochum

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