NEULICH im SCHAUSPIELHAUS BOCHUM

Sonntag - 15.11.2015 - ein grauer stürmischer Tag. Es regnet mal mehr, mal weniger aber meine Kinder haben trotrzdem gute Laune denn wir haben Karten für die BOCHUMER SYMPHONIKER im Schauspielhaus Bochum.

Ich bin jetzt zwar kein Freund der klassichen Musik, denke mir aber, dass es für die Kids bestimmt nett sein könnte, mal eine andere Erfahrung zu machen als vor den Glotze zu sitzen.

Also warum nicht - im Foyer viele Kinder in aufgekratzer Stimmung. Hektik, Trubel - Lärm, bis es dann endlich losgeht.

Das Licht geht aus, ich lehne mich gemütlich zurück und warte ab....

Eine Moderatorin (laut Programmheft eine Frau Stephanie Riemenschneider) kommt auf die Bühne, die das Publikum mit kleinen Storys und Erklärungen durch das Programm führen wird. Alles locker, flockig, alles schön auf "WILDER WESTEN" getrimmt - so weit, so unspektakulär...

Doch dann passiert etwas, dass mich den ganzen restlichen Tag beschäftigen wird.
Die Moderatorin beginnt damit, die Geschichte des Wilden Westens zu erklären - ich kann es hier nur wie folgt aus dem Gedächtnnis wiedergeben, bin aber sicher, dass es Videoaufnahmen davon gibt (obwohl das anfertigen solcher Aufnahmen laut Programmheft strikt verboten war) - nun - sei es drum...

Sie erklärt den Kindern sinngemäss:

Im Wilden Westen lebten ursprünglich ganz viele Indianer. Dann kamen eines Tages Leute auf Schiffen, die den Auftrag hatten, sich dieses Land dort einmal anzusehen - und die waren ganz begeistert von diesem weiten grünen fruchtbaren Land und berichteten darüber. Und dann kamen ganz viele andere Leute wie FLÜCHTLINGE in den Wilden Westen - fast so wie wir heute die Flüchtlingsströme haben...

Ich sass da auf meinem Stuhl wie erschlagen, war sprachlos, verwirrt und wütend...die Vorführung war an der Stelle für mich gelaufen...

Solch eine unfassbare naive und dumme Verdrehung und Vermischung aus Unwahrheiten und "pseudo" Geschichte ist mir selten untergekommen - und das auch noch wie beiläufig im Plauderton vorgetragen vor Kindern, die diese "Information" erst einmal kritiklos konsumieren...

Was wollte die Moderatorin uns (dem Publikum) hier eigentlich erzählen?

Etwa, dass der Wilde Westen von "FLÜCHTLINGEN" erobert worden ist? Soweit ich das beurteilen kann, waren dass SIEDLER - da gibt es doch wohl gravierende Unterschiede....

Dass diese "Besiedelung" geprägt war von massiver Gewalt und einem Völkermord an den Ureinwohner gleich kam, muss man wohl kaum noch jemandem ernsthaft erklären...

Wenn es aber nun keine SIEDLER sondern tatsächlich FLÜCHTLINGE gewesen sein sollten (wovor genau sind die eigentlich dann damals aus Frankreich, Deutschland, England etc. in den Wilden Westen "geflohen"???) dann stellt sich mir die Frage, die während dem ganzen restlichen Stück nicht gestellt wurde:

WAS PASSIERTE EIGENTLICH MIT DEN INDIANERN?

Ich finde es höchste befremdlich, die Flüchtlingssituation mit der gewaltsamen Besiedelung des Wilden Westens zu vergleichen - denn beide Situationen haben aber auch nichts gemeinsam.

Wenn man es aber auf diese Weise vergleicht, wie die Moderatorin es gemacht hat, bedeutet es, wohl, dass unsere aktuellen Flüchtlinge in Wirklichkeit SIEDLER sind, die Europa unter sich aufteilen wollen - sind wir dann die Indianer?

Aufgebracht und stinksauer - so war meine Stimmung für den Rest des Tages.
Meine Kinder wollten danach nur noch COWBOY spielen - Indianer kamen ja nicht vor...ausgerechnet Colt schwingende Cowboys...

Aber die Musik, die war nett.....

Autor:

Arno Zimmer aus Bochum

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