Zählende Pferde (BÜCHERKOMPASS-Rezension)

Ein schön gestaltetes Buch, großformatig aber relativ schmal, passend zum Thema in Grautönen gehalten und mit festem Einband. Langweiliger Beginn für eine Rezension? Bitte weiterlesen, es wird besser :)

Es enthält Geschichten rund um den Bergbau die in kurzen Kapiteln behandelt werden.
Die Anordnung ist in etwa chronologisch von den Anfängen bis zur Gegenwart, soweit das möglich ist. Denn die Kapitel bauen nicht aufeinander auf und man könnte sie auch in anderer Reihenfolge lesen.
Grubenunglücke, die Kameradschaft unter Tage, das Leben über Tage: alles kommt vor und wird im Reportagestil vorgetragen. Das vermittelt ein gutes Bild für 'Bergbau-Neulinge', z. B. aus anderen Regionen oder Jugendliche ohne Bergbau-Bezug die es ja auch hier immer häufiger gibt. Der Nachteil: es fehlen die Geschichten oder Bilder die hängenbleiben, die sich im Kopf verankern. Am ehesten noch die vom zählenden Pferd.
Trotzdem erfährt wahrscheinlich jeder etwas Neues: ich wusste z. B. nicht dass Freddy unter Tage sang und Blacky (sic!) Fuchsberger Bergmann war. Und die hübsche Fotografin auf S. 72 hat mir gefallen :)

Fazit: wer etwas über den Bergbau erfahren will kann dies Buch lesen. Er kann auch: das Bergbau-Museum besuchen, ehemalige Kumpel ausfragen, durch eine Zechensiedlung laufen, die Bücher von Ralf Rothmann lesen, Zollverein besichtigen. Lauter Mosaiksteine aus denen sich ein Gesamtbild fügt.

Ob sich das Buch auch für Ehemalige des Bergbaus eignet? Schwer zu sagen. Vielleicht liest dies ja einer, dem stelle ich es gern zur Verfügung!

Ich hänge einige Bilder an die im Deutschen Bergbaumuseum entstanden sind.

Friedhelm Wessel, Denn sie tragen das Leder vor dem Arsch, Verlag Henselowsky Boschmann