Muss das sein?

Fast jeder Bezieher von Sozialleistungen kann davon berichten: Abwertendes und rücksichtsloses Verhalten der Behörden-Mitarbeiter

Nach meinem letzten Beitrag „Ein kleiner Ausflug in den Sozialstaat Deutschland“, der von Sarkasmus nur so gespickt war, möchte ich hier noch einmal ein paar Fakten an die Öffentlichkeit bringen und selbstverständlich auch meinen Unmut kundtun.

Unverschuldet, durch Krankheit in die Arbeitslosigkeit gerutscht, bin ich schon wie viele Andere seit langer Zeit vom JobCenter abhängig. Schon bevor die Hartz IV – Gesetze eingeführt wurden, machte ich meine ersten schlechten Erfahrungen mit einer Sachbearbeiterin des Sozialamtes. Diese erklärte mir lang und ausführlich, dass ich überhaupt keinen Anspruch auf Sozialhilfe habe, obwohl ich bereits vom damaligen Arbeitsamt an das Sozialamt weiter verwiesen wurde. Eine bewusste und ganz klare Fehlinformation. Ich muss hier wohl niemandem erklären, dass Sozialhilfe das Mindestmaß an sozialer Unterstützung in unserem Land ist.

Seitdem erlebe ich immer wieder dieses absolut inakzeptable unsoziale Verhalten seitens einiger Behörden-Mitarbeiter, nicht aller, selbstverständlich. Im Laufe der Jahre konnte ich beobachten, wie mein Unmut stetig größer wurde.
Selbst wenn Sie kein Bezieher von Transferleistungen sind, haben Sie aber bestimmt schon mal davon gehört, dass Sachbearbeiter der „Ämter“ so tun, als ob sie ihr eigenes Geld für die Bezieher heraus geben müssten. Genauso empfinde ich es auch.
Mein aktuelles Beispiel aus dem o.g. Beitrag ist nicht das erste Mal, dass ich komplett ohne Geld sitzen gelassen wurde. Und ohne Geld bedeutet ohne Essen und Trinken.
Bei der Einstellung von Zahlungen ist der JobCenter ausgesprochen schnell bei der Sache. Ganz im Gegensatz dazu, wenn Sie etwas vom JobCenter verlangen. Ich möchte hier einmal ganz deutlich werden: Ich spreche hier nicht von überflüssigen, unberechtigten Almosen, sondern von meinem unantastbaren, im Gesetz verankerten Recht als deutscher Bürger. Ein Recht, das jeder in Anspruch nehmen darf und jedem kann es passieren, dass man es auch in Anspruch nehmen muss.

Das Hilfeangebot des JobCenters an mich lautet: Einen Antrag auf ein Darlehen stellen, das ich selbstverständlich wieder zurückzahlen muss. Die Bearbeitungszeit für einen solchen Antrag dauert in der Regel mindestens 14 Tage, wenn das Amt sich beeilt, was meistens nicht der Fall ist. D.h. selbst wenn Sie diese Hilfe in Anspruch nehmen, müssen Sie immer noch 2 Wochen ohne Geld leben. Und in der Regel teilt Ihnen ein unfreundlicher Sachbearbeiter mit harter Stimme und harter Miene das Ganze mit. Mein Eindruck ist, Ihnen als Bittsteller soll ganz klar deutlich gemacht werden, dass Sie hier überhaupt nichts zu verlangen haben und dass es schon an Unverschämtheit grenzt, dass Sie es überhaupt gewagt haben, sich zu beschweren.

Ich frage mich manchmal sogar, ob der Mensch, der beim JobCenter auf der anderen Seite des Tisches sitzt, überhaupt ein Mensch ist (mit Gefühlen und so). Nur wenige Sachbearbeiter schaffen es, sich freundlich dem Kunden gegenüber zu verhalten.
Meine persönliche Erfahrung: Wenn ich meinen gesetzlichen Betreuer dabei habe, ist der entsprechende Sachbearbeiter plötzlich freundlich, informiert mich korrekt und die Bearbeitung meines Anliegens ist plötzlich gar kein Problem. Wenn Sie keinen Betreuer haben, welcher Ahnung von der Gesetzeslage hat, sieht die Sache ganz anders aus. Da werden Sie gar nicht oder bewusst falsch informiert. Da wird Ihnen nicht mitgeteilt, welche Rechte Sie haben. Warum auch? Wenn Sie alles in Anspruch nehmen, was Ihnen zusteht, machen Sie die Statistiken der Behörde kaputt.
Mein Rat an jeden Bezieher von Sozialleistungen: Nehmen Sie immer jemanden mit zu den persönlichen Gesprächen in der Behörde, am besten jemanden, der sich auskennt. Informieren Sie sich zusätzlich noch z.B. im Internet darüber, welche Rechte Sie haben und was Ihnen zusteht. Eine gute Hilfe in Dortmund ist auch das Arbeitslosenzentrum. Und verlangen Sie, dass freundlich mit Ihnen umgegangen wird!

Warum wird von mir verlangt, dass ich jetzt einen Monat lang finanziell sehe, wo ich bleibe?
Warum bekomme ich bei einer unverschuldeten Nichtzahlung des Sozialtickets sofort die Kündigung von der DSW21? Warum bekomme ich vorher keine Mahnung, so wie man das gewohnt ist?
Was für einen Sinn macht das? Muss man den Arbeitslosen mit aller Härte schickanieren?
Und wenn ja, warum?

Ich würde mich freuen, wenn sich andere Betroffene mit ähnlichen Erfahrungen bei mir melden würden, oder selbst einen Beitrag hier veröffentlichen. Ich freue mich auch über Stellungnahmen von Vertretern der oben genannten Behörden.

Ich persönlich bin nicht mehr bereit, diesen unsozialen Umgang mit den Empfängern von Sozialleistungen hinzunehmen, egal, ob jemand verschuldet oder unverschuldet arbeitslos geworden ist.
Vielleicht müssen wir dann das Sozialamt demnächst auch nicht in „Asozialamt“ umbenennen.

Autor:

Stephan Schumann aus Dortmund-City

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