Eine Bildungslotsin und Flüchtlingshelferin berichtet

Bildungslotsin Astrid Günther

Dies ist natürlich ein ganz persönliches Statement. Andere werden andere Gründe haben, warum sie sich in einem bestimmten Bereich engagieren.

Bildungslotsen und Refugees Welcome / Flüchtlingshilfe Duisburg-Neudorf sind zwei verschiedene Initiativen. Die Bildungslotsen kümmern sich um Kinder aus sozial schwachen Familien. Dabei kann es sich selbstverständlich auch um deutsche Kinder handeln. Natürlich kann aber auch das eine oder andere Flüchtlingskind dabei sein. Und selbstverständlich können beide Gruppen auch zusammenarbeiten, indem man Aktivitäten gemeinsam durchführt. Außer mir gibt es auch noch weitere Personen, die sich bei beidem engagieren.

Ich will hier auch keine Lobeshymne auf mich selbst singen. Wenn es mir keinen Spaß machen würde, würde ich es nicht tun. Punkt.

Und an diejenigen, die nicht müde werden, darauf hinzuweisen, daß wir doch in Deutschland genug arme Leute haben: Das stimmt selbstverständlich, und natürlich habe ich auch die allergrößte Achtung vor Leuten, die sich da engagieren. Ich selbst war jedoch von jeher eher der international interessierte und sprachaffine Typ. Schon im Englisch-Sprachkurs in Worcester hatte ich mich vorwiegend der italienischen Gruppe angeschlossen. Auch während meiner Ausbildung zur Industriekauffrau stürzte ich mich voller Begeisterung auf alles, was von ausländischen Kunden oder Lieferanten kam. Die zweite Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin an der Euro-Sprachschule war dann nur die logische Konsequenz. Ich arbeitete später auch in Firmen, die viele Auslandskontakte haben, z. B. Optische Werke Schneider, König & Reeker, Acla Werke, Siemens…

Aber zurück zu meinem ehrenamtlichen Engagement. Ich finde es einfach schön, mit der kleinen Malak Zeit zu verbringen, mit ihr beispielsweise in den Zoo zu gehen, die Wildschweine auf dem Kammerberg zu besuchen, oder auch nur auf dem Spielplatz Zeit zu verbringen ( den an der Tura findet sie besonders toll ).

Wir haben schon viele schöne Dinge mit den Bildungslotsen unternommen. So werden beispielsweise regelmäßig Bastelnachmittage veranstaltet; wir haben ein Theaterstück der Bühne 47 besucht und waren beim MSV. ( Ennatz, we love you! )

Wir Bildungslotsen sind keine Nachhilfelehrer. Selbstverständlich helfe ich Malak auch mal bei den Hausaufgaben und frage sie unterwegs, ob sie mir dies oder jenes vorlesen kann. Das ist aber nicht unsere Hauptaufgabe.

Die Erziehung ist es genauso wenig. ( Abgesehen davon, daß ich finde, daß Malak und ihr Bruder von ihrer Mutter gut erzogen werden. ) Nichtsdestotrotz versuche ich, in manchem Vorbild zu sein. Dazu gehören so simple Dinge wie kein Bonbonpapier auf die Erde zu werfen wie auch andere Menschen und Tiere gut zu behandeln und jedem freundlich und mit Respekt zu begegnen, ob er nun Bankdirektor oder Straßenkehrer ist, ob er aus Deutschland, aus der Türkei, aus Pakistan oder Togo kommt.

Die anderen Lotsen sind auch sehr sympatisch und es ist angenehm, Zeit mit ihnen zu verbringen. Überhaupt fühle ich mich häufig zu Menschen hinzuzogen, die sich in irgendeiner Form sozial engagieren.

Dazu gehören auch die Leute von Refugees Welcome Duisburg und der Flüchtlingshilfe Neudorf.

Was das angeht: Ich habe Verständnis für die Leute, die aus Krisengebieten zu uns kommen, und zwar auch dann, wenn sie nicht unmittelbar aus einem Kriegsgebiet kommen, sondern „nur“ ihre Existenz wirtschaftlich bedroht sehen. ( Würden wir in einem solchen Fall nicht auch unser Glück woanders versuchen? )

Ich habe auch nicht mehr oder weniger Angst, abends auf die Straße zu gehen, seit wir ein großes Flüchtlingsheim nach Neudorf bekommen haben. Sicher wird der eine oder andere argumentieren, daß die Memelstraße ja noch ein Stück von mir entfernt ist. Aber ich hätte auch kein Problem damit, wenn Flüchtlinge in die Schule in der Gneisenaustraße 251 einziehen würden, und selbst dann nicht, wenn eine Flüchtlingsfamilie direkt neben uns in der Gneisenaustraße 252 leben würde.

Und an diejenigen, die jetzt mit Köln argumentieren: Ich habe nie behauptet, daß alle Flüchtlinge lieb und nett sind. Da gibt es genauso Arschlöcher wie unter Deutschen auch.

Man darf aber durch diese menschlichen Totalausfälle keine Rückschlüsse auf die überwiegende Mehrheit der Flüchtlinge schließen.

Die überwiegende Mehrheit der Flüchtlinge, so stelle ich bei persönlichen Begegnungen immer wieder fest, will sich durchaus in die deutsche Gesellschaft integrieren, und je besser wir ihnen dabei helfen, umso weniger Probleme haben wir später. So sehe ich das.

Selbstverständlich muß nicht jeder meiner Meinung sein. Wäre ja auch langweilig, wenn wir alle gleich ticken würden. Und selbstverständlich muß mich auch nicht jeder mögen. Es gibt eine Menge Leute, die mich mögen und mit denen ich gut klar komme, aber natürlich gibt es auch welche, wo beiderseitig nicht gerade die größte Sympatie vorhanden ist. Ich halte das für durchaus normal.

Ich kann auch durchaus mit Kritik umgehen, sofern sie sachlich ist und nicht persönlich oder gar verletzend vorgetragen wird.

Und was gar nicht geht, ist, Skandalgeschichten im Netz zu verbreiten, die schlicht unwahr sind, mit dem Ziel, entweder mir persönlich, oder den Bildungslotsen, oder Refugees Welcome oder uns allen zu schaden. Wenn jemand irgendein Problem hat, soll er dieses beim Namen nennen.

Und vor allem sollte man auch mit seinem Namen zu seinen Behauptungen stehen und nicht anonym denunzieren.

Ein Riesenlob jedoch an die anderen Bildungslotsen sowie die Leute von Refugees Welcome Duisburg. Ihr macht ein klasse Arbeit. Man kann hier durchaus von sehr positiven Duisburger Geschichten sprechen.

Autor:

Astrid Günther aus Duisburg

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