Umstrukturierung DVV-Konzern

Aufsichtsräte beschließen neues RePower-Programm

Umstrukturierungen sollen wirtschaftliche Perspektiven des DVV-Konzerns verbessern

· Jährlich sollen wirtschaftliche Effekte von 45 Millionen Euro nachhaltig erzielt werden.
· Stilllegung des Heizkraftwerks I der Stadtwerke Duisburg für 2017 vorgesehen.
· Betriebsbedingte Kündigungen sollen nach Möglichkeit vermieden werden.
· DVV plant Turnaround zu einem positiven Geschäftsergebnis für 2019.

In einer Schwerpunktsitzung am heutigen Donnerstag haben die Aufsichtsräte der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH (DVV), der Stadtwerke Duisburg AG und der Duisburger Verkehrsgesellschaft AG (DVG) der von der DVV-Geschäftsführung erarbeiteten Weiterführung des Konsolidierungsprogramms RePower zugestimmt. Dieses sieht jährliche Einsparungen von 45 Millionen Euro vor. Das Programm ist notwendig, da sich die wirtschaftliche Situation des DVV-Konzerns insbesondere durch die Rahmenbedingungen der Energiewende in den letzten Jahren deutlich verschlechtert hat. So konnten die Kraftwerke der Konzerntochter Stadtwerke Duisburg AG wegen der Marktverdrängung durch erneuerbare Energien zuletzt nicht mehr gewinnbringend betrieben werden. Ohne Gegensteuerungsmaßnahmen würden Verluste bei der DVV als Konzernholding von über 30 Millionen Euro p. a. entstehen.

„Eine Fortführung des vom Management eingeleiteten Konsolidierungskurses ist daher zwingend erforderlich“, betont Oberbürgermeister Sören Link als Aufsichtsratsvorsitzender der DVV und der Stadtwerke Duisburg. „Ziel ist es, den DVV-Konzern aus der gegenwärtig schwierigen Situation herauszuführen und mehr Stabilität sowie eine nachhaltige Grundlage für eine positive wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen zu schaffen. Im Fokus steht die dauerhafte Sicherung der Stabilität des Konzernmodells DVV, da diese Konstruktion langfristig die Haushaltssituation der Stadt entlastet und unter dem Gesichtspunkt der kommunalen Haushaltsstrategie Vorteile bietet.“

Angesichts der sich seit den ersten RePower-Maßnahmen weiter verschlechterten Gesamtsituation hatten Unternehmensleitung und Mitbestimmung im DVV-Konzern Anfang des Jahres vereinbart, das 2012 initiierte Restrukturierungsprogramm mit dem Ziel fortzusetzen, unter Annahme gleichbleibender Rahmenbedingungen jährliche, nachhaltige und liquiditätswirksame Effekte von 45 Millionen Euro zu erzielen. Hierzu wurde ein Paket von verschiedenen Einzelmaßnahmen erarbeitet, das nun dem Aufsichtsrat zur Entscheidung vorgelegt wurde. Bereits zuvor hatte der DVV-Konzern im Rahmen von RePower Einsparungen und Erlössteigerungen in Höhe von rund 30 Millionen Euro umgesetzt.

„Die notwendigen Maßnahmen erfordern teilweise substanzielle Eingriffe in die Unternehmensstruktur“, macht Marcus Wittig, Vorsitzender der DVV-Geschäftsführung, deutlich. „Innerhalb der DVV sind jedoch alle handelnden Akteure davon überzeugt, dass die eigene Steuerungsfähigkeit des Unternehmens insbesondere vor dem Hintergrund kritischer Entwicklungen in anderen Energiewirtschafts-unternehmen durch strategische Entscheidungen gesichert werden kann.“ Wittig weiter: „Die schwierige Situation wollen wir als Chance für einen strukturierten Unternehmensumbau nutzen, damit sich der Konzern insgesamt robuster gegenüber Markteinflüssen aber auch flexibler aufstellen kann. Für 2019 soll der Turnaround eingeleitet werden, sodass die DVV dann dauerhaft den kommunalen Haushalt durch ein positives Geschäftsergebnis stützen kann.“

Folgende von den Aufsichtsräten verabschiedete Maßnahmen sollen wesentlich zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation des DVV-Konzerns beitragen:

Stilllegung des Heizkraftwerks I
Aufgrund der Verdrängung konventioneller Stromerzeugung durch erneuerbare Energien schreiben die Stadtwerke Duisburg mit ihren beiden Heizkraftwerken in Hochfeld (HKW I) und Wanheim (HKW III) hohe Verluste. Das ältere, kohlebetriebene und wartungsintensivere HKW I soll aus diesem Grund Ende 2017 stillgelegt werden. Das HKW III soll als modernere und klimaschonendere Anlage insbesondere für die Fernwärmeerzeugung erhalten bleiben. Für die Stromerzeugung lässt sich das Gaskraftwerk schneller an- und abfahren als das HKW I. Neben dem Erhalt nur noch eines Kraftwerks sieht die neue Erzeugungsstrategie eine Flexibilisierung der Fernwärmeerzeugung vor. Hierzu soll in Hochfeld ein Fernwärmespeicher gebaut werden, in dem heißes Wasser zwischengelagert werden kann. Des Weiteren soll zwischen Rheinhausen und Homberg ein Anschluss des Fernwärmenetzes der Stadtwerke Duisburg an die Fernwärmeschiene Niederrhein erfolgen. So kann im Bedarfsfall sowohl zusätzliche Wärme bezogen als auch Wärme eingespeist werden.

Für die Übergangszeit bis zur Inbetriebnahme des noch zu errichtenden Fernwärmespeichers und der Verbindungsleitung zur Fernwärmeschiene wird das
HKW I weiter benötigt. Da nicht alle Entwicklungen der Energiewirtschaft in den kommenden Jahren vorherzusehen sind, wird das Unternehmen die neue Struktur der Strom- und Fernwärmeerzeugung bis 2017 und darüber hinaus immer wieder hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit anhand der Rahmenbedingungen überprüfen.

Übertragung der Netzinfrastruktur an die Netze Duisburg GmbH
Die Stadtwerke Duisburg AG ist Eigentümerin verschiedener technischer Anlagen, insbesondere der Kraftwerke und der Netzinfrastruktur. Im Rahmen von RePower wurde untersucht, ob eine Übertragung von Eigentum auf andere Konzerngesellschaften wirtschaftliche Vorteile für den Konzern bringt und zur Verbesserung der angespannten Finanzsituation beitragen kann. Beschlossen wurde, das Eigentum an den Versorgungsnetzen für Strom und Gas von der Stadtwerke Duisburg AG auf die Tochtergesellschaft Netze Duisburg GmbH zu übertragen. Bislang haben die Stadtwerke Duisburg die Netze lediglich an das Tochterunternehmen verpachtet. Mit dem neuen Modell ergeben sich wirtschaftliche Vorteile durch eine Verbesserung der Kapitalstruktur in der Netze Duisburg GmbH. Gleichzeitig verbessert sich die Eigenkapitalquote der Muttergesellschaft Stadtwerke Duisburg AG. Hierüber wird der Rat der Stadt am 27. April beraten.

Auflösung der vectio GmbH
Die 2010 gegründete DVV-Tochter vectio GmbH soll aufgelöst werden. Das Unternehmen ist bislang für den Betrieb der konzerneigenen Kfz-Werkstätten und das Fuhrparkmanagement zuständig, arbeitet allerdings nicht wie vorgesehen gewinnbringend. Das Fuhrparkmanagement soll in die DVV-Holding überführt werden. Notwendige Arbeiten im Werkstattbereich, die Leistungen außerhalb des ÖPNV betreffen, sollen künftig von externen Anbietern erbracht werden, da dies wirtschaftlicher ist als ein eigener Betrieb.

Einsparungen bei der DVG
Bei der DVG sollen bis Ende 2017 in allen Bereichen Kosten eingespart werden. Beispielsweise wird der Dienst von Sicherheitspersonal in den Fahrzeugen, der aktuell durch das Konzernunternehmen octeo Multiservices GmbH für die DVG erbracht wird, bis auf die Begleitung der Nachtexpress-Busse eingestellt. Das Kundencenter der DVG in Marxloh wird zum 30. Juni geschlossen. Die dort tätigen Mitarbeiter wechseln in das Kundencenter am Harry-Epstein-Platz. Das Unternehmen kann so Miet- und Betriebskosten sparen.

Einsparungen bei Leistungen für Mitarbeiter
Innerhalb des Konzerns sollen weitere Einsparungen durch den Wegfall von freiwilligen Leistungen für Mitarbeiter erzielt werden. Hierbei handelt es sich sowohl um finanzielle Zuwendungen und Zulagen als auch um betriebliche Zusatzangebote. So wird zum Beispiel das konzerneigene Fort- und Weiterbildungszentrum an der Lindenallee in Rheinhausen geschlossen. Durch den Verkauf der Immobilie sollen zusätzliche Einnahmen erzielt werden.

Auswirkungen auf Arbeitsstellen
Zur Reduzierung von Personalkosten werden sämtliche aktuell bestehende Arbeitsverhältnisse in der Probezeit beendet und befristete Arbeitsverhältnisse nicht verlängert, so dass sie zum vereinbarten Zeitpunkt auslaufen.

Darüber hinaus werden insbesondere im Zuge der Kraftwerksschließung und auch durch Anpassungen in anderen Konzernbereichen mehrere hundert Arbeitsstellen wegfallen. „Diesen Stellenabbau wollen wir sozialverträglich gestalten und wenn möglich betriebsbedingte Kündigungen vermeiden“, sagt David Karpathy, Arbeitsdirektor des DVV-Konzerns. Dies ist auch der Mitbestimmung des Konzerns wichtig: „Uns ist bewusst, dass ein derart radikaler Umbau zu einem Stellenabbau führt. Wir setzen allerdings alles daran, Beschäftigungsverhältnisse zu sichern“, betont Axel Prasch, Betriebsratsvorsitzender der Stadtwerke Duisburg AG und stellvertretender Vorsitzender des DVV-Konzernbetriebsrates. „Voraussetzung ist jedoch, dass Mitarbeiter auch bereit sind, neue Aufgaben im Konzern oder außerhalb anzunehmen. Als Mitbestimmung unterstützen wir RePower letztendlich, weil die wirtschaftlichen Probleme nicht hausgemacht sind und es jetzt gilt, die Zukunft des Unternehmens auf ein solides Fundament zu stellen.“

Investitionsbedarf in die Versorgungsinfrastruktur
Im Zuge der Stilllegung des HKW I sind gleichzeitig Fernwärmeinvestitionen notwendig. Diese umfassen die Verbindungsleitung zur Fernwärmeversorgung Niederrhein und den Bau des Fernwärmespeichers. Diese Investitionen sind mit insgesamt 18,5 Millionen Euro geplant.

Zusammen mit den weiteren erforderlichen Investitionsmaßnahmen in die Infrastruktur der Strom-, Gas-, Wasser- und Fernwärmeversorgungs- sowie Straßenbeleuchtungsanlagen beläuft sich der Investitionsaufwand allein der Stadtwerke Duisburg AG für die Jahre 2015 bis 2018 nach aktuellem Planungsstand auf rund 200 Millionen Euro.

Das System der Verrechnung von Gewinnen im Bereich der Energieversorgung und Verlusten im Öffentlichen Personennahverkehr auf Ebene der DVV zur Entlastung des kommunalen Haushalts führte allerdings in den vergangenen Jahren zu der zwangsläufigen Konsequenz, dass die Stadtwerke Duisburg nur geringe Gewinne thesaurieren, also für Investitionen im Unternehmen halten konnte. Erforderliche Zukunftsinvestitionen mussten daher vollständig über die Aufnahme von Darlehen finanziert werden.

Während die RePower-Effekte einer strategischen Konsolidierung dienen, ist geplant, dass der Gesellschafter Stadt Duisburg dem Konzern die notwendigen Eigenmittel zur Verfügung stellt, um so einen weiteren Grundstein für ein positives Geschäftsergebnis der DVV ab 2019 zu legen. „Es gilt, städtischerseits über eine hinreichende Eigenkapitalverstärkung eine Investition in die Substanz des Konzerns zu tätigen. Damit soll die Basis für den Umbau zu einem effizienteren, flexibleren und innovativeren Unternehmen gelegt werden, das sich insbesondere den Herausforderungen der Energiewende dauerhaft stellen kann“, erklärt Oberbürgermeister Sören Link. Hierüber wird der Rat der Stadt Duisburg in seiner Sitzung am 27. April beraten.

Hintergrund: Das Restrukturierungsprogramm RePower
Das Ergebnis der DVV wird maßgeblich geprägt von den Verlusten der ÖPNV-Sparte und den Erlösen im Bereich der Energie- und Wasserversorgung. Die schwierigen allgemeinen energiepolitischen Rahmenbedingungen schwächen jedoch das Ergebnis der Stadtwerke Duisburg. Das Stadtwerke-Unternehmen ist zwar weiterhin profitabel, schreibt jedoch im Bereich der Stromerzeugung mit den eigenen Kraftwerken Verluste in zweistelliger Millionenhöhe. Die Gewinne der Stadtwerke Duisburg reichen daher nicht aus, um die Verluste der DVG im Bereich des ÖPNV entsprechend der Erwartungen der Stadt Duisburg als Anteilseignerin aufzufangen. Auf der Konzernebene ist dieser Entwicklung bereits frühzeitig mit dem Konsolidierungs-programm RePower begegnet worden.

Angesichts der anhaltenden schwierigen Rahmenbedingungen und den daraus resultierenden fehlenden verlässlichen Planungsprämissen hat das DVV-Management bereits die Wirtschaftsplanung der letzten Jahre im Rahmen von Entwicklungskorridoren dargestellt. Best- und Worst-Case-Betrachtungen stellten die möglichen Wirtschaftsplanergebnisse dar. Im Rahmen des Abgleichs zwischen Planung einerseits und Marktbedingungen andererseits, zeichnete sich 2014 ab, dass weitere Gegensteuerungsmaßnahmen erforderlich werden würden.

Diesen Text habe ich von Anamarie Preuss, der Pressesprecherin des DVV-Konzerns erhalten und gebe ihn hier gerne weiter.

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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