Geschichten aus dem Pott: Mit der Quickley zum Pütt

Der „Boss“ an seiner Tankstelle. Das Foto von Helmut Rahn wurde im Jahr 1956 aufgenommen und stammt aus dem „Archiv Kurt Müller/Ralf Piorr“. | Foto: privat
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  • Der „Boss“ an seiner Tankstelle. Das Foto von Helmut Rahn wurde im Jahr 1956 aufgenommen und stammt aus dem „Archiv Kurt Müller/Ralf Piorr“.
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Als Journalist hatte er tagtäglich mit Menschen und ihren Geschichten zu tun. Nicht alle konnte er in seiner langjährigen Redaktionstätigkeit in verschiedenen Ruhrgebietsstädten erzählen. Deshalb schreibt Friedhelm Wessel nach seiner Pensionierung weiter: Bücher.

Der heute in Herne lebende Autor ist weit rumgekommen. Zwischen Nordcap und Sahara war er mit dem Auto und Motorrad unterwegs. Aber Wessel ist ein Kind des Ruhrgebiets, ein Ruhri durch und durch. Deshalb ist es auch die Historie des Reviers und die damit verbundenen Geschichten der Leute hier, die ihn so faszinieren. „ Kohle, Kumpel, Kicker, Kolonie, Kanal und jetzt auch Krad, die Ks des Ruhrpotts - das sind die Themen, die mich interessieren“, verrät der gebürtige Oberhausener.
In der dortigen Jacobi-Siedlung auf der Stadtgrenze zu Bottrop verbrachte er seine Kindheit. „Dort hatte Oma ihr klein Häuschen und der Opa den Karnickelstall.“

DKW und NSU bewegten die mobile Welt der 50er Jahre

„Als Oppa Mopped fuhr. Mit der Quickley zum Pütt, mit dem Käfer über den Brenner“ - ist dann auch das aktuellste Werk aus Wessels Feder überschrieben. „Die 50er Jahre waren das Zeitalter, in dem Deutschland wieder mobil wurde“, erzählt er.
Tretroller mit Ballonreifen, Isettas, Messerschmitts und Goggomobile, Zündapp, Kreidler, DKW oder NSU waren Dinge, die die mobile Welt damals bewegten. Mit ihnen verbunden sind jede Menge Geschichten. Geschichten aus den 50er, 60er und den frühen 70er Jahren, die Friedhelm Wessel gesammelt und zusammengetragen hat.

Boliden auf der A42 zwischen Essen und Bottrop

Eine von ihnen dreht sich um Anton Brenner, den Mann mit dem Stetson-Cowboyhut, langjähriger Präsident der 1966 gegründeten Rheinischen-Autorenn-Gemeinschaft (RAG). Die Leidenschaft des Esseners, der als Großhandelskaufmann seine Brötchen verdiente, war der Rennsport. Aus Schrottautos bastelte „Tony“ seine ersten Rennvehikel zusammen, war später als Rennveranstalter vor allem an den Wochenenden auf staubigen Pisten zwischen Gelsenkirchen, Duisburg und Recklinghausen anzutreffen.
1973 hatte Anton Brenner eine ganz besondere Idee: er wollte bei einem Renntag den Asphalt der neuen A42 testen. Das Rennen fand statt. Auf dem Teilstück zwischen Essen und Bottrop-Süd dröhnten im Frühsommer 1974 die Motoren der Boliden. „Ein einmaliges Spektakel“, so Wessel über das wohl einzige Rennen auf der Revierautobahn. Und er weiß, dass sich die Rennszene noch heute gern an den „Ecclestone mit dem Cowboyhut“ erinnert.

Onkel Fritz und das Raumwunder

Ebenfalls aus Essen stammt Anja C. Paterak. Sie hat Wessel die Geschichte von „Onkel Fritz und dem Raumwunder“ erzählt. Gemeint ist damit der VW Käfer des Onkels, der in dem Wagen ohne Probleme Kind und Kegel seines Bruders samt Großraumkinderwagen zum Besuch der Großeltern kutschierte.
Geschichten über eine ganz besondere Schulfahrt einer Essener Lyzeums, einen spektakulären Scheunenfund in Kirchhellen, Erinerungen an die erste Ausfahrt mit dem neue Opel Rekord, die Kreidler-Gang, die in den 60er Jahren Sodingen unsicher machte oder aber den „Boss“ Helmut Rahn runden das knapp 80 Seiten starke Buch mit zahlreichen Schwarz-Weiß Fotos ab.

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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