Fußball ist wie eine Droge - einmal abhängig, immer abhängig

Ralf Bockstedte vor einem seiner erklärten Lieblingsmotive: der Arena auf Schalke. Für den Revierclub schlägt sein Fußballerherz - das private. Der Frintroper Rechtsanwalt ist mit dem Fußballvirus infiziert. "Fußball ist wie eine Droge", erklärt er augenzwinkernd seine Begeisterung. | Foto: Winkler
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  • Ralf Bockstedte vor einem seiner erklärten Lieblingsmotive: der Arena auf Schalke. Für den Revierclub schlägt sein Fußballerherz - das private. Der Frintroper Rechtsanwalt ist mit dem Fußballvirus infiziert. "Fußball ist wie eine Droge", erklärt er augenzwinkernd seine Begeisterung.
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Wenn es ein Fußballvirus gibt, dann ist Ralf Bockstedte einer, den es voll erwischt hat. „Fußball ist wie eine Droge“, erklärt der 41-jährige Jurist. „Einmal abhängig, immer abhängig.“ Seine Leidenschaft zum Fußball hat der Frintroper zu seinem Beruf gemacht - zu seinem zweiten.

Der vielbeschäftigte Anwalt gründete vor Jahren die Agentur „Players´ interests“, ist seitdem als lizensierter Spielerberater tätig. 50 Prozent seiner Zeit und Arbeitskraft investiert der 41-Jährige heute in das Agenturgeschäft.
Beim DFB legte er die notwendigen Prüfungen für die Beraterlizenz ab. Dabei hätte er die als Anwalt gar nicht gebraucht. „Die Jungs liegen mir einfach am Herzen“, sagt der Frintroper. „Sie sind zumeist noch sehr jung, wenn sie in das Haifischbecken Fußball geworfen werden. Und sobald sie das erste richtig gute Geld verdienen, wird es schwierig. Dann brauchen sie jemanden an ihrer Seite, dem sie vertrauen können. Deshalb sehe ich mich auch als Berater, das geht weit über die reine Vermittlung hinaus.“

Name ist Programm

„Players´ interests“: Für Ralf Bockstedte ist der Name der Agentur Programm. „Es zählt der Mensch - nur das ist wichtig.“ Durch den Kontakt mit den Spielern kann der Essener ein Stück weit das weiter leben, was er selbst nicht erleben durfte. Ein Leben als aktiver Fußballer, selbst gegen den Ball treten, Teil der Mannschaft sein - all das ist für den 41-Jährigen so nicht möglich.
Seit er 16 Jahre alt ist, sitzt Ralf Bockstedte im Rollstuhl. Grund dafür ist eine Krankheit, so selten, dass es noch nicht einmal einen Namen dafür gibt. Sein Rückenmark wuchs nicht so schnell wie der Rest seines Körpers. Es riss ein, ist geschädigt, ganz oben im Bereich des Halswirbels C5.

Nichts ist spannender als der Fußball

Doch der Essener ließ sich nicht unterkriegen, er verbrachte ein Jahr in England, machte sein Abitur und studierte mit Erfolg in Heidelberg Jura. In Australien sammelte der zweisprachig aufgewachsene Bockstedte Erfahrungen im Medien- und Entertainmentrecht. „Auch in diesem Bereich betreue ich heute zahlreiche Klienten, Musiker, Sänger oder Modells“, verrät er im Gespräch mit dem Borbeck Kurier.
Doch nichts ist für den Fachanwalt für Familienrecht spannender als der Fußball. In der weltweiten „Familie Fußball“ ist der Frintroper ein voll akzeptiertes Mitglied.
„Sicher falle ich auf, weil ich im Rollstuhl sitze. Aber wenn ich meinen Job nicht gut mache, dann bedeutet das auch bei mir nichts anderes als bei allen anderen. Dann bin ich halt der Doofe, der Doofe im Rollstuhl, vielleicht.“ Der Frintroper ist einer von einem halben Dutzend lizensierter Spielervermittler Deutschland weit, die gleichzeitig auch anwaltlich tätig sind.
Sein absolutes Alleinstellungsmerkmal wird dem Familienvater so schnell niemand nehmen: Ralf Bockstedte ist der einzige Rollifahrer im Lande, der es zu einer Trainerlizenz gebracht hat. „Eine Mannschaft darf ich nicht trainieren. Spielervermittlern ist das laut DFB Statuten untersagt.“ Statuten hin oder her, seinen letzten großen Fußballtraum will sich der 41-jährige Jurist in keinem Fall nehmen lassen. „Einmal möchte ich mit auf der Bank sitzen, am besten in der Arena. Als 10. Zeugwart oder in sonst einer Funktion. Das muss ein überwältigendes Gefühl sein“, schwärmt der Mann, der nahezu jedes Wochenende in einem Stadion der Republik anzutreffen ist.

Holtby Transfer

Bockstedte arbeitet mit den ganz Großen der Branche, Namen sind verständlicherweise tabu. „Aber über das, was bereits unter Dach und Fach ist, darüber können wir natürlich sprechen“, erklärt er und meint damit die spektakulären Transfers in der zurückliegenden Winterpause. Anwaltlich hat Bockstedte den Wechsel von Lewis Holtby zu den Tottenham Hotspurs begleitet.
Und auch die Transfers von Malik Fathi zu den Münchner Löwen und Volkan Ekici zu Fortuna Düsseldorf II gehen auf seine Kappe.
Im großen Besprechungsraum unterm Dach empfängt Bockstedte seine Klienten. „Nicht immer persönlich, vieles läuft über Videokonferenzen und natürlich das Telefon.“
Nicht immer sind es die Berater oder Spieler selbst, die sich an den Vermittler wenden. „Auch die Clubs melden sich, wenn sie Verstärkung auf bestimmten Positionen suchen. Dann schauen wir in unsere Kartei, ob wir ein Angebot unterbreiten können, stehen aber auch in engem Kontakt mit anderen seriösen Vermittlungsagenturen.“
Die Ex-Profis Stefan Blank und Ingo Anderbrügge sind prominente Mitstreiter bei „Players` interests“. Sie sind innerhalb der Agentur für die Bereiche Sportliche Leitung sowie Beratung und Scouting verantwortlich. Ein gutes Team - das in all den Jahren über den Fußball hinaus freundschaftlich zusammengewachsen ist. Familie eben, Familie Fußball.

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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