Mordfall Madeleine: Günther O. bekennt sich schuldig, Birgit O. spricht

Der Essener Anwalt Wolfgang Weber verlas die Einlassung von Günther O.
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  • hochgeladen von Sara Drees

„An den 18. Februar werde ich mich immer erinnern“, erklärt Birgit O., „das war mein Hochzeitstag, und der Tag, an dem sie meinen Mann verhaftet haben.“ Die Mutter der ermordeten Madeleine und Ehefrau des Angeklagten Günther O. sagte nun im Prozess vor dem Essener Landgericht aus.

Ihrem Mann und Sohn dabei ins Gesicht sehen, das konnte die in Essen wohnhafte Zeugin nicht. Das Gutachten über eine Psychose - ihr Mann bezeugte seelische Störungen und sie selbst sprach von Stimmen, die sie vernehme - wurde zur Grundlage für eine Vernehmung per Videoschaltung aus dem Nebenraum. Dabei flimmerte die blonde Frau im grünen Pulli, 45 Jahre alt und arbeitslos, entspannt über den Übertragungswürfel.

Detail für Detail arbeitete Andreas Labentz, Vorsitzender des Schwurgerichts, mit ihr die Familiengeschichte auf. 1990 kam Tochter Madeleine auf die Welt, nur ein halbes Jahr später lernte sie Günther O. in einer Diskothek in ihrer Heimat Sachsen kennen. Der Österreicher zog zu ihr, 1992 folgte die Geburt von Daniel, 1994 die Hochzeit, 2011 der Umzug nach Essen. Labentz bohrt gründlich, um das äußerlich harmonische Familienleben aufzubrechen. Konflikte über eine Sterilisation etwa, sexuelle Probleme der Eheleute, harte Erziehungsmethoden, auch Wutausbrüche, Alkoholexzesse und finanzielle Abhängigkeit bringen Birgit O., die ihrem Mann sogar Zigaretten abkaufen musste, dann doch unterm Strich zu der Erkenntnis: „Angst vor ihm hatten wir alle.“ Von sexuellen Übergriffen auf die Tochter aber habe sie nie etwas mitbekommen, sie sei ja immer arbeiten gewesen.

Mord war ein Unfall?

Daniel O. schlägt während der Vernehmung immer wieder die Hände vor das Gesicht und kann sich das Grinsen nicht verkneifen, Günther O. schüttelt den Kopf. Wegen eines Sprachfehlers, auch der Art und des Umfangs der medialen Aufmerksamkeit werde dieser, ließ Anwalt Wolfgang Weber verlauten, im Prozess kein Wort von sich geben. Eine Erklärung ließ er aber verlesen. Dem Missbrauch an Madeleine bekannte er sich in den vorgeworfenen fünf Fällen schuldig. Seine Darstellung als Despot sei aber falsch, stattdessen habe es sich bei ihm um eine Fehleinschätzung der Beziehung gehandelt. Durch schleichende Vertrautheit habe er die Grenzen überschritten. Auch der Verantwortung für den Mord wolle er sich stellen, hieß es weiter. Sterben musste Madeleine seiner Version nach an einem Vodkaflaschenwurf aus einer Panik heraus. Ein Unfall also.

Mehr Einzelheiten dazu in Kürze.

HIER der Rückblick auf den ersten Prozesstag.

Autor:

Sara Drees aus Dortmund

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