„Kaddernberger Jung“ - Thomas Pilgrim verlegt den Hauptsitz seines Unternehmens ins Stellwerk auf der Kokerei

Thomas Pilgrim vor dem alten Stellwerk. Bald wird er im Obergeschoss des Gebäudes sein Büro beziehen. Bis dahin stehen noch Um- und Neubauarbeiten an. Eine eigene Zufahrt von der Arendahls Wiese wird ebenfalls angelegt.
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  • Thomas Pilgrim vor dem alten Stellwerk. Bald wird er im Obergeschoss des Gebäudes sein Büro beziehen. Bis dahin stehen noch Um- und Neubauarbeiten an. Eine eigene Zufahrt von der Arendahls Wiese wird ebenfalls angelegt.
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1993 gründete der Krankenpfleger Thomas Pilgrim den Ambulanten Kranken- und Altenpflegedienst Humanitas mit fünf Mitarbeitern. Heute gehört die Humanitas GmbH zu den größten, privaten Pflegediensten in Nordrhein-Westfalen. Nun wird der Hauptsitz bald in das alte Stellwerk auf dem Kokerei-Gelände Zollverein verlegt.

„Katernberg? Was ist das?“, entgegnet Thomas Pilgrim auf die Bemerkung, das er ja ein echter Katernberger Junge sei und fängt an zu lachen, bevor er auflöst: „Ach, sie meinen Kaddernberg!“ Der Unternehmer ist mit seinem „Kaddernberg“ so verbunden wie der RWE mit Essen und die Currywurst-Pommes mit dem Ruhrpott.
Aufgewachsen ist er im Schatten der Fördertürme und Gebäude der Zeche Zollverein. Später arbeitete er im nahegelegenen St. Vincenz-Krankenhaus, in dem auch verletzte Zollverein-Bergleute zu seinen Patienten gehörten. 1993 erfolgte dann der Schritt in die Selbstständigkeit. Anfangs lag der „Hauptsitz“ seines jungen Unternehmens in der heimischen Küche. Gerade einmal fünf Mitarbeiter kümmerten sich um etwa 30 kranke und alte Menschen in deren häuslicher Umgebung. Viele von seinen Kunden waren wiederum Bergleute.
Heute zählt die Humanitas GmbH fast 200 Mitarbeiter und ist neuerdings, dank der neuen Geschäftsstelle in Hattingen, an sechs Standorten in Nordrhein-Westfalen vertreten. Über 1.000 Kunden werden betreut, darunter, wie könnte es anders sein, ehemalige Bergleute.

1,5 Millionen Euro

Bisher wurden die Geschicke der Humanitas von der Hauptstelle an der Johanniskirchstraße 96 gelenkt. Doch Thomas Pilgrims große Verbundenheit zu Katernberg und Zollverein sorgte dafür, dass er sich dazu entschloss 1,5 Millionen Euro in die Hand zu nehmen, um den Hauptsitz in das alte Stellwerk zu verlegen. Kein leichtes Unterfangen.
Umfassende Verhandlungen, Planungen und vieles mehr waren von Nöten, doch letztlich „passte zum Schluss einfach alles“, erzählt Thomas Pilgrim. Vielleicht schon Ende dieses Jahres wird er mit 60 Mitarbeitern in das umgebaute Stellwerk ziehen. Damit genug Platz vorhanden ist, wird der 370 Quadratmeter große Altbau durch einen Neubau aus Glas und Beton mit einer Fläche von etwa 300 Quadratmetern ergänzt.

Die Umbaumaßnahmen auf dem Welterbe, gestalten sich nicht ganz einfach. Viele Vorgaben, wie ein Handbuch für die erlaubten Baustoffe und Auflagen zum Erhalt gewisser Bestandteile des Altbaus, sorgen ab und an für Verzögerungen, aber letztlich liegt auch dem Bauherren eine möglichst zollvereingerechte Bauweise am Herzen, denn das schlägt beim Anblick des Geländes und der Architektur stets etwas höher.
„Das wird mein Büro“, sagt der Katernberger bei der Geländebegehung mit einem breiten Grinsen. Dann öffnet er ein Fenster im oberen Stock des Altbaus und legt den Blick auf die Kokerei und das Wahrzeichen, den Doppelbock von Schacht XII, frei. „ Das ist unbezahlbar!“, schwärmt Thomas Pilgrim und beweist damit, dass er einfach hierher gehört.

Unbezahlbarer Blick für den Chef

Auch wenn mit der Verlegung des Hauptsitzes schon ein Traum wahr geworden ist, hört der Katernberger Junge nicht auf zu träumen: „Ich würde gerne irgendwann eine alte Lok erstehen, die hier auf die Schienen setzen und dann daraus Getränke oder ähnliches verkaufen.“ Ob er sich auch diesen Traum erfüllen kann und der Denkmalschutz mitspielt, wird die Zukunft zeigen.

Autor:

Nina Sikora aus Essen

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