Ist der Niederfeldsee undicht?

Ingo Streit zeigt mit dem Zollstock, wie das Wasser im Niederfeldsee sinkt... Foto: Schattberg
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„Wo bleibt das Wasser - es verschwindet zusehends…“
Ingo Streit sucht beileibe keinen Streit. Bei unserem Treffen am Niederfeldsee gesteht er: „Lange habe ich überlegt, ob ich an die Presse gehe.“ Seit 43 Jahren wohnt er in Altendorf. Doch was er am Niederfeldsee beobachtet, beunruhigt ihn sehr.

„Vor Monaten schoss plötzlich eine zwei Meter Fontäne aus dem See. Danach floss das Wasser ab wie im Abfluss – als Kreisel…Ist die See-Abdichtung undicht?“Auf einer Tafel am See steht u. a.: Der See hat ein Volumen von rund 50000 m3 Wasser. Die Abdichtung zum Untergrund übernehmen Bentonitmatten mit einer bis zu 40 cm starken Überdeckung mit Sand und Kies…Die Fördermittel betrugen 80% der Baukosten von 8.115000 Euro.

Wir stehen am neuen See-Restaurant „Radmosphäre“. Ingo Streit weist schräg über das Wasser. „Da, am anderen Ende schoss das Wasser hoch.“ An einigen See-Ecken glitzert in der Sonne statt Wasser jetzt Kies. „Ich werde nicht das Gefühl los, dass Wasser abläuft – nicht nur verdunstet!“ Er zeigt auf ein helles Zuflussrohr, das mindestens zehn Zentimeter aus dem Schotter ragt. „Sachen, die mich nachdenklich machen.“

Es ist 10 Uhr. Wir gehen den See entlang. Je nach Wind müffelt es vom Wasser. In Höhe des Aussichtspunktes übernehmen am Becken-Ende mit Macht Algen die Oberhand. Es stinkt. „Gucken Sie mal, wie das Wasser verschwindet.“ Der einstige Wasserspiegel zeichnet sich mahnend wie eine schwarze Linie ab. „Mindestens 50 Zentimeter Unterschied. Ich hoffe nicht, dass demnächst hier eine Kloake entsteht. Wenn es so weitergeht, kippt der See um.“

Der 73-Jährige sorgt sich um das Anzieh-Highlight von Altendorf. Meckern ist nicht sein Ding sondern Mut machen. Lob fällt von ihm auf Privatinitiativen, wie „Norbert Hüttemann und Team, die regelmäßig hier Säubern; Leute, die zum Besen greifen – Fegen.“

Ein alter Bekannter ist Wilfried Jacoby, Parkaufsicht. Der seit zwei Jahren für Krupp-Park und Niederfeldsee-Umfeld zuständig ist. Kein Papierschnitzel ist vor ihm sicher. Ab in die blaue Tüte. Wöchentlich sieht Ingo Streit auch am See junge Leute, die hier ihre Sozialstunden mit Säubern ableisten. Doch wer beantwortet seine Frage: Wo bleibt das Wasser im See…?

Nicht verzagen, Johannes Hüttemann fragen. „Der Niederfeldsee trocknet nicht aus, aber wir haben in den letzten Monaten zu wenige Niederschläge gehabt. Die Pumpen laufen, um Grundwasser zu fördern. Leider können die eventuell nur die Verdunstung ausgleichen. Was fehlt ist die Zufuhr des Oberflächenwassers der Hüttmann Schule und der neuen Allbau Häuser. Wir brauchen Regen, Regen, Regen!“

Sorgen um den See macht sich ebenfalls Norbert Rittmann. Der Altendorfer bestätigt: „Mittlerweile fängt das Wasser in Nähe der Radmosphäre an zu stinken. Etwas mit den Wasserzuläufen von den Häusern und der Hüttmannschule in den See funktioniert da nicht; es hat doch so viel geregnet in den letzten Tagen. Früher sagten wir scherzhaft - da der Wasserstand bei Regen nie höher wurde - 'die haben die Folie nicht hoch genug angebracht'. Das Wasser ist über den Folienrand geflossen, versickert….' Aber was ich gerade gesehen habe, hat eine ganz andere Dimension. Brückenpfeiler stehen trocken; und an den Mauern kann man den Wasserstand ablesen.“

Dr. Martin Gülpen, Grugapark Essen, bilanziert: „Seit 12 Monaten fällt zu wenig Regen. Die Werte für den Niederschlag liegen seit Juli 2016 im Mittel bei etwa 60% des normalen Niederschlags. Nur im Februar und Juli 2017 gab es mehr als 100%, was aber nicht ausreichend war, um den See-Pegel anzuheben. Der Verdunstungsverlust kann über einen so langen Zeitraum nicht durch die vorhandene Grundwasserpumpe ausgeglichen werden. Daher kommt es zu diesem niedrigen Wasserstand.“ Gleiches bestätigt uns nach Anfrage Isabel Razanica, Pressereferentin Stadt Essen.

Versprochen: Den Niederfeldsee behalten alle fest im Fokus.

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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