Streik legt Stadt lahm

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Wer heute zur Arbeit, oder zur Schule kommen wollte, der musste sich etwas einfallen lassen. Denn was schon vor zwei Jahren viele Essener vor eine Herausforderung stellte, ist am heutigen Dienstag erneut eingetreten: Den ganzen Tag steht der öffentliche Dienst nahezu still, denn die Gewerkschaft ver.di hat zum Warnstreik aufgerufen.

Das sieht man selten: Menschenleer sind die Gänge bei den U-Bahnen am Hauptbahnhof. Nur einzelne versprengte Gestalten sind auszumachen, die nach einer Alternative suchen, um doch noch an ihr Ziel zu gelangen.
Das Licht in den U-Bahnschächten ist ausgestellt und nur eine Notbeleuchtung brennt, abgesperrt sind die Schächte mit Flatterband. Auf einem Schild prangt: „Wir machen Sie darauf aufmerksam, dass während der Arbeitskampfmaßnahmen keine Nahverkehrsdienstleistungen in Essen zur Verfügung stehen.“ Heißt im Klartext: Nichts fährt mehr von der EVAG von Betriebsbeginn bis Betriebsschluss!
Auswirkungen hat das natürlich auf die Parkplatzsituation in der Stadt und verstopfte Straßen sind nicht nur auf den Autobahnen zu spüren. Denn viele Pendler mussten auf den PKW umsteigen, bleiben doch die Busse und Bahnen im Depot stehen. Auch die Städteübergreifenden Bahnen der EVAG wie zum Beispiel die Linie U18 oder die Tram 104 -um nur einige zu nennen- fahren nicht. Wer Auskunft sucht: Selbst das EVAG-Kundencenter ist verwaist.
Im Rathaus steht ebenfalls alles still. Dort wurde die Arbeit niedergelegt, die Betriebsabläufe in allen Bereichen der Stadtverwaltung sind zudem massiv beeinträchtigt. Selbst städtische Kitas sind vom Warnstreik betroffen und so mussten auch einige Eltern eine Notlösung für ihre Sprösslinge finden.
Ganz anders sieht es am Willy-Brandt-Platz vor dem Handelshof aus. Hier folgen ganze Massen dem Ruf von ver.di und machen mit beim Warnstreik. 24-Stunden soll dieser andauern. Dabei fordert ver.di Lohnerhöhungen um 100 Euro pauschal plus 3,5 Prozent Zuschlag - und das in der laufenden Tarifrunde.
Laut ver.di erschienen die Arbeitgeber ohne jegliches Verhandlungsangebot zum ersten Verhandlungstermin.
„Da platzt uns natürlich der Kragen“, so Lothar Grüll, Geschäftsführer des Essener ver.di Bezirks. „Wenn der Kämmerer uns einschüchtern will und droht, pro erreichtem Prozentpunkt weitere 30 Stellen zu streichen, dann bekommen die Essener schon mal einen Vorgeschmack davon, wie es ohne öffentliche Dienstleistungen aussehen könnte“, heißt es dazu von Grüll weiter. Er ist sich sicher: „Wir brauchen gute öffentliche Dienstleistungen. Unser Ziel ist eine maßvolle und notwendige Gehaltserhöhung.“ Dabei betont Grüll, dass Erzieher, Krankenschwestern und Krankenpfleger, Busfahrer und Gärtner, Sachbearbeiter im Straßenverkehrsamt, Ordnungsamt oder Bürgeramt, Sozialpädagogen im Jugendamt, Ingenieure in der Bauverwaltung oder Ärzte im Gesundheitsamt alle ein Recht auf gute Bezahlung hätten.
Und selbst OB Paß gibt zu: „Den Wunsch der Beschäftigten nach einem deutlichen Plus im Portemonnaie kann ich nachvollziehen. Aber: Der städtische Haushalt ist an der Grenze seiner Belastbarkeit. Und: Jeder Streiktag belastet die unbeteiligten Bürgerinnen und Bürger in unserer Stadt. Daher hoffe ich sehr, dass sich Gewerkschaften und die Vertreter des Bundes und der kommunalen Arbeitgeber schnell und maßvoll einigen. Dazu sollten die beiden noch anberaumten Verhandlungsrunden intensiv genutzt werden.“
Die Agentur für Arbeit bittet um Verständnis, wegen streikbedingten Wartezeiten, generell ist es jedoch ratsam jegliche Behördengänge auf einen anderen Tag zu verschieben.
Doch das ist noch nicht alles. Denn wenn am morgigen Mittwoch größtenteils wieder Normalität einkehrt, hat der Streik der EBE noch längerfristige Auswirkungen!
Müllabfuhr, Straßenreinigung, Hotline, Containerdienst, Recyclinghöfe, Sperrmüll - alles ruht und bleibt heute liegen.
Wichtig zu wissen: Der Streikfall ist vergleichbar mit höherer Gewalt und begründet daher keinen Anspruch auf entfallende Leistungen, zum Beispiel nicht gereinigte Straßen oder nicht geleerte Mülltonnen.
So fällt die Müllabfuhr bis auf die gelbe Tonne aus, die nicht geleerten Behälter, seien es Container oder Mülltonnen, werden erst ab dem nächsten Leerungstag abgefahren, so die EBE.

Hier die Leerungen im Einzelnen:

Abfallabfuhr
Hier sind die Auswirkungen gravierend. Am Warnstreiktag wird die Abfallabfuhr komplett ausfallen. Sämtliche Graue, Braune und Blaue Tonnen dieses Leerungstages bleiben stehen. Sie werden vielmehr voraussichtlich erst ab dem nächsten regulären Leerungstag abgefahren. Dies erfolgt aufgrund der anfallenden Mengen nach und nach, es kann teilweise auch länger als einen Leerungsrhythmus dauern.

Restmüll (Graue Tonne):
Ausnahmsweise akzeptiert die EBE in der Folgewoche auch einen zusätzlichen Sack neben der Grauen Tonne. Bitte oben zuknoten oder zukleben.
Deckel zu: Man sollte allerdings darauf achten, dass bei den Tonnen der Deckel geschlossen ist, damit sie am Sammelfahrzeug auch gekippt werden können!

Bio-Müll (Braune Tonne, 14-tägige Leerung):
Die EBE akzeptiert ausnahmsweise eine zusätzliche Papiertüte mit Bio-Abfall neben der Tonne.
Grünschnitt aus dem Garten kann ab dem Folgetag an allen Annahmestellen und Recyclinghöfen abgeliefert werden (bis 1 Kubikmeter kostenfrei).

Papiertonne (Blaue Tonne, 4-wöchiger Rhythmus):
Die EBE akzeptiert ausnahmsweise zusätzliches Papier in Papiertüten, Kartons oder gebündelt neben der Tonne. Tipp: Bürger sollten überschüssiges Papier in die öffentlichen Depot-Container werfen. Alternativ kann es ab dem Folgetag an der Annahmestelle Pferdebahnstraße 32 und an beiden Recyclinghöfen abgegeben werden.

Sollten sich kurzfristig zusätzliche Abfuhrmöglichkeiten ergeben, weist die EBE umgehend über die Medien und auf ihrer Homepage www.ebe-essen.de darauf hin.

Gelbe Tonne wird geleert
Die Abfuhr der Gelben Tonnen in Essen erfolgt durch die Firma Remondis wie üblich, sie ist vom Warnstreik nicht betroffen.

Die Sperrmüll- und Elektroschrott-Abholung entfällt komplett. Wer für heute einen Termin erhalten hat, darf seine Sachen am nächsten Morgen parat stellen bzw. ausnahmsweise einfach stehen lassen. Sie werden später, eventuell im Laufe der Woche, nachträglich geholt.

Eine Straßenreinigung findet in ganz Essen seitens der EBE wohl nicht statt und entfällt ersatzlos.
Auch der EBE-Containerdienst steht an diesem Tag wahrscheinlich still. Anlieferungen von Gewerbekunden an der Stauderstraße sind daher nur eingeschränkt möglich.

Die Recyclinghöfe Altenessen (Lierfeldstraße) und Werden (Laupendahler Landstraße) öffnen am Warnstreiktag nicht. Auch die Grünschnitt-Annahmestellen im Stadtgebiet (Schnabelstraße, Jahnstraße, Pferdebahnstraße, Elisenstraße, Stauderstraße) bleiben ganztägig geschlossen.

Die verschiedenen Hotlines der EBE (854-1111/Sperrmüll, -2222 bzw. -0/Zentrale) sind ebenfalls von dem Streik betroffen und nicht besetzt.

Anders als bei den Warnstreiks vor zwei Jahren entfallen diesmal auch die Notdienste, z. B. für Krankenhäuser, und evtl. nötiger Winterdienst.

Fotos vom Streik hat unser Fotograf Markus Decker für uns geschossen.

Autor:

Silvia Decker aus Emmerich am Rhein

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