Klaus-Peter Wolf und das Morden in Norden

Den kleinen Zopf rechts am Kopf verdankt Klaus-Peter Wolf seiner Tochter Maxi. Als diese vier Jahre alt war las er ihr Leselöwen Seeräubergeschichten vor. Auf die Frage, warum er so viele Seeräubergeschichten kennen würde, antwortete er „weil ich selbst einer bin“. Maxi stellte textsicher fest, dass die aber alle einen Zopf hätten und so kam es, dass jeden Tag einige Zeit darauf verwendet wurde, eine Strähne zum Zopf zu flechten. Maxi ist heute 30 u Captain Jack Sparrow war  nicht der erste Pirat mit Zopf.
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  • Den kleinen Zopf rechts am Kopf verdankt Klaus-Peter Wolf seiner Tochter Maxi. Als diese vier Jahre alt war las er ihr Leselöwen Seeräubergeschichten vor. Auf die Frage, warum er so viele Seeräubergeschichten kennen würde, antwortete er „weil ich selbst einer bin“. Maxi stellte textsicher fest, dass die aber alle einen Zopf hätten und so kam es, dass jeden Tag einige Zeit darauf verwendet wurde, eine Strähne zum Zopf zu flechten. Maxi ist heute 30 u Captain Jack Sparrow war nicht der erste Pirat mit Zopf.
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Für Klaus-Peter Wolf, der gebürtig aus Gelsenkirchen stammt, in Ückendorf aufwuchs und am Grillo-Gymnasium sein Abitur baute, war es eine ganz besondere Lesung, als er im Bildungszentrum aus seinem 8. Ostfriesenkrimi „Ostfriesenfeuer“ las. Denn er kehrte zurück an den Ort, an dem seine Liebe zum Schreiben genährt und gefördert wurde.

Die Zeit der Arbeiterdichter und Literarischen Werkstatt

Es war in den späten 60er Jahren als der junge Klaus-Peter Wolf in der Literarischen Werkstatt Gelsenkirchen von den Arbeiterdichtern Josef Büscher, Hugo Ernst Käufer, Richard Limpert und Kurt Küther in die Welt des Schreibens eingeführt wurde. Und das an keinem anderen Ort als dem Bildungszentrum. Kein Wunder, dass er in diesem Gebäude das Gefühl hatte, dass ihm die alten Arbeiterdichter über die Schulter schauen würden.

Ein Wiedersehen unter Literaten

Vor allem nachdem sich mit einem Mal mit Veronika Liebenow eine weitere ehemalige Teilnehmerin der Literarischen Werkstatt mit den klassischen Worten „erinnerst Du Dich noch....“ an den Autor wandte.
Umso mehr Freude bereitete es Klaus-Peter Wolf den Anwesenden einen „mörderisch-schönen Abend“ zu wünschen. Und den hatten sie und auch viel zu lachen. Denn Wolf weiß, wie man seine Texte zum Besten gibt, was auch dazu führte, dass er seine Hörbücher selber spricht.

Panikattacke im Hörbuch-Studio

Und schon geriet er ins Plaudern: „Sie müssen sich vorstellen, sie sitzen in einem schalldichten kleinen Raum mit vielen Mikrofonen vor sich und nur einer Scheibe als Kontakt zur Aussenwelt. Dahinter sollte man eigentlich den Regisseur und den Tontechniker sehen. Mir passierte es aber einmal, dass ich von meinem Skript aufblickte und auch wenn ich nicht unbedingt klaustophobisch veranlagt bin, plötzlich unruhig wurde. als ich hinter der Scheibe niemanden mehr sah. Mich hätte doch niemand gehört, egal wie laut ich geschrien hätte. Da wurde plötzlich erst eine und dann eine zweite Hand auf dem Mischpult sichtbar und dann auch der Regisseur, der dem Tontechniker hoch half. Dieser entschuldigte sich und erklärte, dass er gerade vor lachen vom Stuhl gefallen sei und der Regisseur ihm hoch helfen musste.“
Und solche Reaktionen löst Klaus-Peter Wolf aus, weil er sich in die Figuren in seinen Büchern hinein versetzt, „damit man die Welt sieht aus der Sicht des Täters, des Opfers und auch der Kommissarin“.

Der geliebte und gehaßte Rupert in den Ostfriesenkrimis

Eine der immer wieder kehrenden Figuren in den Ostfriesenkrimis ist Rupert, Kommissar bei der Kripo Aurich, der sich nicht damit abfinden kann, dass Ann Kathrin Klaasen seine Vorgesetzte ist, schließlich ist sie eine Frau.
Wolf schildert ihn so: „Einen wie Rupert hat jede Versicherung, jede Sparkasse, jedes Lehrerzimmer. Keiner will ihn, aber er ist überall. Er ist der, der keine Ahnung hat, aber alles besser weiß.“

Wenn Klaus-Peter zu Rupert mutiert

Wenn sich der Autor dann in der Phase des Schreibens gerade in die Figur des Rupert hineinversetzt, so kann das fatale Folgen haben: „Ich war gerade auf der Autobahn unterwegs als ich mich in Rupert herein versetzte. Als ich merkte, dass ich tanken musste, fuhr ich raus und tankte. Das war noch kein Problem, weil da war ja keiner. Ich hatte aber auch ein wenig Hunger, also kehrte ich in der Raststätte ein. Nun muss ich sagen, dass Rupert Currywurst, Pommes und Mayo mag, ich aber nicht. Vor mir in der Schlange stand ein Mann, der sich aus der Auslage eine Schüssel mit Eintopf auf sein Tablett stellte. Das sah nicht nur gut aus, das roch auch gut. Und während ich noch mit Rupert kämpfte, hörte ich mich sagen: Ich will auch so‘n Scheiß-Eintopf. Nur konnte ich ja weder der Frau an der Kasse noch dem Mann vor mir erklären, dass das Rupert gesagt hatte und nicht ich!“
Trotzdem ist Rupert inzwischen sehr beliebt und es gibt sogar den 1. Rupert-Fan-Club, die Mitglieder tragen T-Shirts mit der Aufschrift „I love Rupert“.

Der ehrliche und leibhaftige Handwerker Peter Grendel

Dabei bedient sich Klaus-Peter Wolf bei seinen Figuren immer in seinem Umfeld. So gibt es den „ehrlichen Handwerker Peter Grendel“ tatsächlich. Er wohnt in der gleichen Straße wie Wolf in Norden und er taucht in jedem der Romane wieder auf. „Damit habe ich ein neues Klischee geschaffen. Denn Handwerker sind ja bekannt als unzuverlässig, Betrüger mit zu hohen Rechnungen und als Leute, die einfach nur Scheiß machen. Peter ist anders, er ist ehrlich“, erklärt Wolf.
Und weil Peter Grendel einen gelben Bulli mit der von seiner Frau getexteten Werbung „Eine Kelle für alle Fälle“ fährt, ist er auch in den Ostfriesenkrimis mit diesem Gefährt unterwegs. Wolf-Fans erkennen ihn und er stellt sich in seiner ganzen bulligen Größe gern für Erinnerungsfotos zur Verfügung.

Wenn Wolf schreibt das Auto ist gelb, dann ist das auch

Schwierig wurde es aber, als das Auto in die Jahre kam und durch ein neues ersetzt werden musste. Gelbe Bullis waren aus und so wurde der Nachfolger blau. Die Werbeaufschrift blieb, nur die Farbe des Gefährts änderte sich. Die Kunden reagierten irritiert, weil das Auto doch gelb sein muss. Also ließ Peter Grendel es umspritzen und erklärte Klaus-Peter Wolf: „Das war ich meiner literarischen Figur einfach schuldig.“
Man sieht: es ist alles wahr in den Büchern, nur der Mörder und das Opfer sind frei erfunden. Wer aber schon mal in Norden und Norddeich unterwegs war, der wird vieles wiedererkennen: Das Teemuseum, in dem im neuesten Buch Ann Kathrin Klaasen ihren Kollegen Frank Weller ehelicht, das Haus des Gastes, das Restaurant Diekster Köeken und vieles mehr.

Zu Recherche-Zwecken die eigene Hochzeit genutzt

Um für seine Krimis zu recherchieren schreckt Wolf übrigens vor wirklich nichts zurück: Damit Ann Kathrins Hochzeit auch wirklich stimmig wurde, heiratete Wolf selbst seine langjährige Lebensgefährtin im Teemuseum. Natürlich nur der Recherche wegen....
Als Peter Grindel seinen Nachbarn Wolf im letzten Jahr zum Osterfeuer in Norddeich am Strand einlud, war dieser von dem Fest so beeindruckt, dass ihm sofort klar war „hier legst du eine Leiche rein“. Und genau so geschieht es in seinem aktuellen Roman.
Während Klaus-Peter Wolf aus seinem Krimi vorlas, nahm er die Besucher mit auf eine Reise an die Küste und ließ sie teilhaben an der Hochzeit der Hauptkommissarin, an den Gedanken des Mörders, der wie in jedem guten Krimi auch hier nach der Tat zurückkehrte an den Ort des Geschehens , an Rupert, der zu Ermittlungen nach Mallorca reist, dort aber nicht die besten Erfahrungen mit seinen spanischen Kollegen machen darf und vieles mehr. Dabei geht das Publikum begeistert mit und bekommt gar nicht genug.

Eine besondere Form der Fehlervermeidung

„Mir ist bei vielen Kollegen aufgefallen, dass sie Fehler machen. Das sind so Sachen wie: „Er ging aus dem Wohnzimmer in den Flur, blickte auf die vergilbte Tapete und ging nach rechts auf die Toilette.“ Ein paar Romane später geht die gleiche Figur „aus dem Wohnzimmer in den Flur, blickte auf die vergilbte Tapete und ging nach links auf die Toilette.“ Damit mir das nicht passiert, habe ich einfach mein Haus genommen und Ann Kathrin Klaasen hier einziehen lassen. Und ich schwör: Ich weiß wo die Toilette ist! Genauso verhält es sich mit dem Garten. Da gibt es Kollegen, bei denen blühen Blumen gleichzeitig, die einfach nicht zur gleichen Zeit blühen können. Wenn ich in meinen Garten sehe, weiß ich was da wann gerade blüht.
Als ich dann aber Ann Kathrin auch an meiner Adresse wohnen lassen wollte, legte meine Frau ein Veto ein: „Weißt Du was dann passiert? Hier kommen Busladungen vorgefahren und klingeln an!“
Also wohnt Ann Kathrin nun im Distelkamp 13. Ich wohne Diestelkamp 11. Und weil es die Hausnummer 13 nicht gibt, was glauben Sie wohl wo die Leute klingeln um zu fragen, wo denn Hausnummer 11 ist? Bei mir natürlich!“

Am Anfang muss ein Freund herhalten und das Buch "hören"

Als der Autor erklärt, warum seine Krimis so flüssig zu lesen, aber auch vorzutragen sind, stellt sich sofort das komplette Publikum zur Verfügung: „Wenn ich mit einem Skript durch bin, dann lade ich mir einen Freund ein und bewirte ihn. Er bekommt was er mag: Popcorn, Wein, Bier, egal was. Während der Freund sich dann bequem in den Sessel setzt, stehe ich auf und lese ihm das ganze Buch vor. Sie haben richtig gehört: das ganze Buch“. Aber wer hätte das nicht gern? Einen ganzen Abend lang der Stimme lauschen, die ständig in andere Rollen und Stimmungen verfällt und dabei so herrlich mitreissend lustige Szenen vor Augen führt?
Und auch für die Spannung hat Wolf ein Rezept: „Wenn sie abends im Ostfriesenkrimi lesen, dann sollten sie besser nie nach einer gruseligen Szene aufhören. Lesen Sie besser weiter bis es wieder lustig wird, dann ist Ihnen eine ruhigere Nacht garantiert.“

Der 9. Ostfriesenkrimi ist bereits in Arbeit!

Und das Schöne ist: Der 8. Ostfriesenkrimi ist, wenn es nach Klaus-Peter Wolf geht, noch längst nicht der letzte. Denn bereits jetzt schreibt er während seiner Lesereise quer durch Deutschland und Europa an dem nächsten. Als Beweis zeigte er das mit dem Füller in einem Spiralblock handgeschriebene Skript mit vielen vielen Seiten.
„Das mache ich immer so. Ich schreibe alles mit der Hand. Dann diktiere ich es auf Band und schicke es an meine Sekretärin Annette Liebrenz, die seit 29 Jahren jedes meiner Bücher getippt hat. Sie ist auch mein Gedächtnis dabei und schickt mir jeden Ausdruck kommentiert zurück.

Ein Wiedersehen in 2015 sorgt für Vorfreude

Und am Ende versprach Wolf, dass er im nächsten Jahr wieder kommt: „Im nächsten Roman verbeuge ich mich vor den alten Meistern, den Arbeiterdichtern um Josef Büscher.“

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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