Hilfe für Angehörige von Alzheimer-Patienten

Wurden von der Alzheimer Gesellschaft Hattingen/Sprockhövel in dreißig Kursstunden geschult, um dementielle Senioren betreuen zu können: Ehrenamtliche Mitarbeiter der Caritas. Ansprechpartner für das Angebot ist Stefan Back, rechts unten im Bild
Foto: privat
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Der Partner ruft durch das Haus: Beeile dich, wir müssen los! Doch die Reaktion des anderen bleibt aus. Was will der Partner von mir? Wie jetzt, wir müssen los? Was ist das? Das ist eine Situation, wie sie Menschen mit Demenz und ihre Partner im Alltag erleben.

Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form einer Demenz. Störungen des Gedächtnisses, vor allem des Kurzzeit-Gedächtnis, der Sprache und des Erkennens von Personen, Gegenständen, Ort und Zeit gehören zum unterschiedlich ausgeprägten Krankheitsbild. Heilbar ist die Krankheit nicht, aber therapierbar. Neben Medikamenten kommt im Idealfall ein Netzwerk zum Einsatz, bestehend aus Pflege, Selbsthilfe, Angehörigenhilfe und Beratungen.
„Die Menschen mit einer Demenz merken sehr wohl, dass sich etwas verändert. Sie merken das Vergessen, aber sie verdrängen es auch. Sie denken, sie haben zu wenig geschlafen oder getrunken und das wird schon wieder besser. Das wird es aber nicht. Hausärzte nehmen das Vergessen bei älteren Menschen manchmal nicht ernst. Ist eben das Alter. Dabei wäre eine Abklärung durch einen Neurologen oft hilfreich“, so Gerontopsychologin Gabriele Baumert, die seit vielen Jahren in der Alzheimer Gesellschaft Hattingen und Sprockhövel tätig ist.
„Angehörige suchen uns oft auf, wenn es Konflikte gibt. Man kann die Krankheit nicht stoppen, aber das Verständnis füreinander trainieren. Wenn das Kurzzeitgedächtnis nicht mehr reagiert, dann wird der demente Patient beim Pflegedienst oft aggressiv. Die Erklärung, man will ihn jetzt waschen, hat er sofort wieder vergessen. Er merkt nur, da will ihm jemand an die Wäsche und dagegen wehrt er sich. Die Entdeckung der Langsamkeit und die der kleinen Schritte passt aber oft nicht zur Zeitstruktur des Pflegedienstes und unserer Gesellschaft.“
Es sei wie das Erlernen einer Fremdsprache, erklärt Gabriele Baumert. Man müsse sich auf die Sprache des Dementen einlassen, auf seine Welt. „Denn in unsere Welt kann er nicht mehr zurück.“
In der Alzheimer Gesellschaft Hattingen und Sprockhövel sind rund vierzig geschulte Betreuer für etwa achtzig Patienten zuständig. Sie wollen vor allem die Angehörigen entlasten und tun dies mit stundenweisen Angeboten für die Dementen, in der Regel zuhause. „Eva“ nennt sich das Projekt. Abgerechnet werden kann diese Leistung über die Pflegekasse, denn auch mit der Pflegestufe Null stehen einem Dementen 100 Euro im Monat als Betreuungsleistung zu. Mit einer Pflegestufe erhöht sich der Betrag. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit einer privaten Abrechnung, wobei eine Betreuungsstunde in einem niedrigen zweistelligen Finanzbereich liegt.
Die Nachfrage nach diesem niederschwelligen Projekt ist groß. Gerade hat die Alzheimer Gesellschaft auch 15 ehrenamtliche Mitarbeiter der Caritas geschult, damit diese das Betreuungsangebot bei der Caritas durchführen können. „Die Besuche zu Hause sollen die Gruppenangebote ergänzen, die wir seit einem halben Jahr erfolgreich durchführen. Wir möchten jetzt auch einzelnen Senioren zu Hause helfen, wenn sie in ihrer Alltagskompetenz eingeschränkt sind“, erklärt Stefan Back, langjähriger Mitarbeiter der Caritas und Ansprechpartner für dieses Angebot. Die Finanzierung läuft gleich wie zur Alzheimer Gesellschaft.
In der alltäglichen Arbeit nutzen die Verantwortlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter die Biographiearbeit. Sie versuchen, durch die Angehörigen herauszufinden, was diesen Menschen ausmacht: Was hat er gern gemacht in seinem Leben, Hobbies, Beruf, Musik. Daran anknüpfend finden sie oft den Weg zur Seele des Dementen und können mit ihrem Angebot den pflegenden Angehörigen entlasten.

Und hier gibt es Hilfe: Alzheimer Gesellschaft Hattingen und Sprockhövel, Oststraße 1, Montag bis Freitag 10 bis 13 Uhr sowie Montag und Donnerstag 16 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, 685620 oder 0157/71357575 oder Caritas Ennepe-Ruhr, Stefan Back, Bahnhofstraße 23, 56990-14.

Wurden von der Alzheimer Gesellschaft Hattingen/Sprockhövel in dreißig Kursstunden geschult, um dementielle Senioren betreuen zu können: Ehrenamtliche Mitarbeiter der Caritas. Ansprechpartner für das Angebot ist Stefan Back, rechts unten im Bild
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Gabi Baumert: Die gerontopsychologin arbeitet für die Alzheimer Gesellschaft Hattingen und Sprockhövel
Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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