"Kalkar sagt, wir tun was"

Auf großes Echo traf die Bürgerversammlung in Kalkar, bei der die über die aktuelle Flüchtlingssituation informiert wurde.
  • Auf großes Echo traf die Bürgerversammlung in Kalkar, bei der die über die aktuelle Flüchtlingssituation informiert wurde.
  • hochgeladen von Annette Henseler

Wissel. Das Interesse war groß, die Parkplatzsituation bescheiden, die Turnhalle gut besetzt. Die Stadt Kalkar hatte am Mittwoch Abend zur Bürgerversammlung eingeladen. Hier wurde die Situation der Flüchtlinge in der Stadt Kalkar erörtert.

„Das geht schon“, war der Slogan des Abends, der immer wieder von Bürgermeisterin Dr. Britta Schulz in den Raum geworfen wurde. Zuvor hatte Andreas Stechling, Stadt Kalkar, die Situation erläutert.

150 Flüchtlinge fanden in der Mehrzweckhalle der Wisseler See GmbH Obdach. Dort werden sie bis zum Beginn der Campingsaison bleiben, um dann in der Kalkarer Dreifachturnhalle untergebracht zu werden. Die Turnhalle soll bis Ende April wieder für den Sport zur Verfügung stehen. Stechling lobte die vielen Ehrenamtlichen: „Das Ehrenamt ist nicht hoch genug einzuschätzen - aber auch die Verwaltungsmitarbeiter haben nicht nach Stunden geguckt.“ Britta Schulz unterstrich, dass kaum eine andere Stadt im Kreis Kleve ehrenamtlich so gut aufgestellt sei wie Kalkar.

Hohes ehrenamtliches Engagement

Das hohe ehrenamtliche Engagement sei allerdings nicht erst durch die Flüchtlinge entstanden. Stephan Brauer stellte die Initiative „Kalkar hilft“ vor. Er bat Spender, Möbel, Kleidung und andere Spenden nicht nach Wissel zu bringen, sondern sich zunächst mit der Organisation in Verbindung zu setzen. Geplant sei, Patenschaften für die der Stadt Kalkar zugewiesenen Flüchtlinge einzurichten. Informationen gibt es unterhttp:// www.kalkar-hilft.de „Die Regierung sagt, wir schaffen das, Kalkar sagt, wir tun was“, so Stephan Brauer.

Kritik an später Information

Von den Gästen wurde die späte Information kritisiert. „Ja, das hätte viel früher passieren müssen“, gestand Britta Schulz ein. Zur Kritik stand auch, dass der Bevölkerung jetzt weder Kegelbahn noch Campino-Gastronomie zur Verfügung stünden. „Sie haben Recht - die Kegelbahn steht zur Zeit nicht zur Verfügung. Aber wenn ich sehe, dass Familien mit Kindern kommen, dass die Menschen tausende Kilometer zurückgelegt haben, dass sie in eine ungewisse Zukunft blicken - dann ist uns zuzumuten, auf diesen Luxus auch einmal zu verzichten.“

Diskussion um Turnhallenbelegung

Stephan Weber, Lehrer am Jan-Joest-Gymnasium, hakte nach, ob denn durch Unterbringung der Flüchtlinge in der Wisseler Mehrzweckhalle bis April großer wirtschaftlicher Schaden entstünde. Das bejahte Britta Schulz: „Die Stadt ist Teilhaberin an der Wisseler See GmnbH und dringend auf die Einnahmen aus dem Betrieb angewiesen.“ Bis Anfang Dezember sollen die Schulen informiert werden, ob die Dreifachturnhalle mit Flüchtlingen belegt wird oder nicht.

Auf die Nachfrage nach Regelverstößen von seiten der Flüchtlingen gestand Andreas Stechling zu: „Ja, es gibt Flüchtlinge, die zu Wutausbrüchen neigen, die ein Alkohol- oder Drogenproblem haben. Aber das gibt es bei uns auch.“

Hier können Sie helfen

Die Stadt Kalkar trat an die Bezirksregierung Arnsberg mit dem Vorschlag heran, eine Notunterkunft in der Mehrzweckhalle der Wisseler GmbH einzurichten. 150 Flüchtlinge haben hier inzwischen Obdach gefunden. Die Notunterkunft auf dem Gelände der Wisseler See GmbH wurde bis zum 15. Februar befristet. Zu diesem Zeitpunkt läuft der Campingbetrieb wieder an. Wegen der im Februar noch kalten Temperaturen musste für den Zeitraum vom 15. Februar bis Mitte April - so sehen es die augenblicklichen Planungen vor - die Dreifachturnhalle in Kalkar als Notunterkunft hergerichtet. Nach dem 30. April soll die Turnhalle wieder für den Sport zur Verfügung stehen.

In der Notunterkunft werden noch nicht registrierte Flüchtlinge untergebracht, die im Laufe des Verfahrens in eine Ersteinrichtung gebracht werden. In aller Regel werden die Flüchtlinge dort registriert. Hier wird auch der Asylantrag gestellt.

Im Gegensatz dazu sind die Flüchtlinge, die im Stadtgebiet oder der gemeindeeigenen Flüchtlingsunterkunft leben, der Stadt Kalkar zugewiesen. Sie sind registriert und haben ihren Asylantrag schon gestellt. Im Amtsdeutsch heißen diese Flüchtlinge Asylbewerber. 216 Asylbewerber leben im Kalkarer Stadtgebiet. Im August wurden der Stadt Kalkar 30 Asylbewerber zugewiesen, im September 51.

Durch die Aufnahme in der Notunterkunft werden zur Zeit keine weiteren Asylbewerber zugewiesen.

„Kalkar hilft“ ist die Organisation, die sich der Unterstützung der Flüchtlinge angenommen hat. Alle Fragen rund um Spenden oder Unterstützung können unter Tel. 0171/6 99 19 36 gestellt werden. Infos auch im Internet unter http://www.kalkar-hilft.de. Es wird dringend gebeten, Spenden nicht direkt nach Wissel zu bringen.

Autor:

Annette Henseler aus Kleve

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