RWO: Ein Abend der Schande

Ausschreitungen nach dem Abpfiff: Hier wird Verteidiger Christoph Caspari (rotes Trikot) attackiert. Fotos: Peter Hadasch
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VON MARC KEITERLING

Schändlich war es, was sich am Mittwochabend im Stadion Niederrhein abspielte. Viertligist RW Oberhausen verlor das Niederrheinpokalfinale gegen die fünftklassigen Sportfreunde Baumberg mit 0:1. Im Anschluss der Partie kam es zu schweren Ausschreitungen im Stadion.

Zunächst zum Sport. Es war zu erwarten, dass die klassenhöhere Elf mehr Spielanteile haben wird und es war auch zu erwarten, dass der Fünftligist massiv verteidigen wird. Genau so kam es vor den 2.681 Zuschauern. Schnell wurde aber auch klar, dass die Gastgeber aus dem Übergewicht zu wenig wirklich zwingende Torgelegenheiten entwickelten. Mike Terranova hatte davon einige, nach zwölf Minuten lenkte Baumbergs starker Torhüter Bergen seinen Ball um den Pfosten. Ansonsten viel Stückwerk, wenig Plan, von den Außenbahnspielern Marcel Landers und Totalausfall Ralf Schneider kam kaum etwas Produktives. Auf die Flügelspieler speziell hatten sich die Gäste bestens vorbereitet.
Auf der Reservebank saß mit Pascale Talarski der Spieler, der in diesem Kader vielleicht noch am ehesten für ein Überraschungsmoment sorgen könnte. Dazu die Offensivalternativen Sebastian Mützel (für Schneider) und Michael Smykacz. Trainer Peter Kunkel ließ sie allesamt draußen, äußerte später, er habe nicht ausgewechselt, weil er gedacht habe, dass es in die Verlängerung gehen könnte und er dort frische Leute benötige.

Sportliches Armutszeugnis

Bei allem Respekt vor Baumberg: Es kommt wie ein Armutszeugnis daher, wenn gegen einen niederklassigeren Verein mit frischen Spielern für eine Verlängerung spekuliert wird. In diesem Zusammenhang muss sich der Verein fragen lassen, ob die hausinterne Sicht generell etwas weniger rosarot und stattdessen dezent kritischer ausfallen sollte.
So hatte der Vorstandsvorsitzender Hajo Sommers der Mannschaft, dem Trainerteam und dem Sportlichen Leiter Frank Kontny, die nach dem Basler-Abgang für eine deutlich sichtbare positive Entwicklung gesorgt hätten, auf der Jahreshauptversammlung ein besonderes Lob gezollt. Doch auch in der Rückrunde schwankte die Qualität der Darbietungen stark. Starken Auftritten, wie gegen Viktoria Köln oder Lotte, standen unerklärlich schlechte Leistungen wie gegen Bergisch-Gladbach, Leverkusen II und Wiedenbrück gegenüber. „Wir müssen es aushalten, wenn nach dem Ereignis vom Mittwoch solche Fragen aufgeworfen werden“, akzeptiert Sommers die Kritik.

Schwere Ausschreitungen

Schlimm genug schon die zweite Pokal-Demütigung innerhalb eines Jahres im eigenen Stadion gegen einen Fünftligisten, verbunden mit dem verpassten Einzug in die erste Hauptrunde des DFB-Pokals, die garantiert 100.000 Euro bedeutet hätte. Doch was sich nach Abpfiff auf dem Rasen des Stadions abspielte, ist eine Schande. Zahlreiche Personen stürmten in den Innenraum, zettelten dort handgreifliche Auseinandersetzungen an. Der Ordnungsdienst konnte dies nicht verhindern. Vorstand Thorsten Binder verletzte sich beim Versuch, einen der Platzstürmer aufzuhalten, so schwer, dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Verteidiger Christoph Caspari wurde attackiert, es kam zu zahlreichen Straftaten wie Körperverletzungen, Landfriedensbruch und Sachbeschädigungen. Die Ausschreitungen konnten nur durch massiven Polizeieinsatz beendet werden.

„Bärendienst durch Vollpfosten“

Sommers mit Klartext: „Diese Vollpfosten haben uns einen Bärendienst erwiesen. Mal ganz abgesehen vom materiellen Schaden werden wir diese Hornochsennummer schmerzhaft spüren.“ Der Vorstandsvorsitzende präzisiert: „Wie sollen wir in den kommenden Wochen Sponsoren begeistern, mit diesem Ereignis im Rücken? Was soll ich denen erzählen von einem tollen Verein, den es zu unterstützen lohnt? Diese Nummer bedeutet für uns einen gewaltigen Imageschaden, der in der Höhe gar nicht zu beziffern ist.“
Noch weniger Einnahmen werden nun konkret befürchtet, neben den abzuschreibenden Geldern für die erste Runde des DFB-Pokals. „Klar hatten wir auf die 100.000 Euro gehofft, im Bezug auf unseren Spielraum bei den noch geplanten Neuverpflichtungen. Jetzt sind vermutlich nur noch zwei Spieler drin“, so Sommers. Neben den bereits verkündeten Abgängen soll weiteren noch Vertrag stehenden Spielern der Abschied auf die eine oder andere Weise schmackhaft gemacht werden. Der Kader muss in jedem Fall verkleinert werden.

Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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