Immer kleineren Teil des Einkommens gibt man für Nahrungsmittel aus

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„Ich halte es für einen Irrsinn, dass Aldi, Lidl und Co. schon wieder die Preise senken!“ Mit diesen Worten hat der Vorsitzender der Kreisbauernschaft Wesel, Wilhelm Neu, die Rabattschlacht der Discounter kritisiert, die in dieser Woche mit der siebten Welle von Preissenkungen um bis zu 30 % fortgesetzt wird. Der Anteil der Ausgaben für Nahrungsmittel an den gesamten Konsumausgaben nehme seit Jahren ab. „Wenn dieser Trend so weiter geht, verlieren Lebensmittel immer mehr ihren Wert und auch die Arbeit, die dahinter steckt“, meint der Vorsitzende.

Dabei stehen die Verbraucher nach den Worten Neu durchaus in einem Widerspruch zwischen ihren Moralvorstellungen und ihrem Streben nach günstigen Preisen. Dies habe erst kürzlich eine Untersuchung des Instituts für Handelsforschung (IFH) an der Universität Köln gezeigt. Für 78,4 % – für mehr als drei Viertel – der Verbraucher sei es laut der Studie wichtig, dass die Umweltverträglichkeit und soziale Standards bei der Herstellung von Lebensmitteln eingehalten werden. „Und das machen die Landwirte aus unserer Region: Sie wirtschaften unter hohen Umweltschutz-, Tierschutz und Sozialstandards“, betont Neu und verweist auf die Leistungen, die Verbraucher von den Landwirten in der Kreisbauernschaft Wesel erhalten: „Wenn die Verbraucher auf ihren Teller schauen, finden sie qualitativ hochwertige und kontrollierte Lebensmittel darauf. Wenn sie mit dem Fahrrad einen Ausflug in die Natur machen, sehen die Äcker, Weiden und Wälder gepflegt aus. Wenn sie in so manche Steckdose hineinschauen könnten, würden sie Energie aus Fotovoltaik, Wind oder Biomasse fließen sehen.“

Darüber hinaus seien die Lebensmittel auch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern in Deutschland günstig, sagt der Vorsitzende. Der Anteil der Ausgaben für Nahrungsmittel an den gesamten Konsumausgaben der Verbraucher nimmt seit Jahren ab. Im Jahr 2008 gaben die privaten Haushalte in Deutschland nur noch 11,4 % ihrer Konsumausgaben für Nahrungsmittel und 3,2 % für Genussmittel wie alkoholische Getränke und Tabakwaren aus. Von einem Euro Verbraucherausgaben für Nahrungsmittel erhält der Landwirt heute nur noch 23 Cent. Damit entfallen im Durchschnitt nur 22,6 % der Verbraucherausgaben als Verkaufserlöse an den Erzeuger. In den 1970er Jahr war der Anteil noch doppelt so hoch. „Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt und die Erzeugerpreise weiter sinken, werden landwirtschaftliche Betriebe in ihrer Existenz gefährdet und Arbeitsplätze im ländlichen Raum vernichtet“, befürchtet der Vorsitzende und appelliert an Verbraucher, Erzeugnisse aus der Region zu kaufen, um die heimische Landwirtschaft zu unterstützen.

Autor:

Wilhelm Neu aus Wesel

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