Fachtagung von SPZ, Kinder- und Jugendpsychiatrie und Frühförderstelle

Ulrich Knüwer, Chefärztin Dr. Stephanie Boßerhoff und Oberärztin Claudia Vogt. | Foto: ErPo
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In der groß angelegten KIGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts wurde die gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen besonders im Hinblick auf verschiedene Umgebungsfaktoren untersucht. Hier zeigte sich, dass die Zahl psychischer Erkrankungen steigt. Das gilt insbesondere, wenn Risikofaktoren in den Familien vorliegen. Dazu zählen Armut, Arbeitslosigkeit, psychische Erkrankungen der Eltern, Konflikte auf Eltern- und Eltern-Kind-Ebene sowie der Status als Alleinerziehende(r). Auch diese Risikofaktoren nehmen zu, so dass ca. 20 Prozent der Kinder unmittelbar von Entwicklungsstörungen und psychischen Erkrankungen bedroht sind. Auch Institutionen wie Kindertagesstätten und Schulen können insbesondere im Rahmen der neuen Inklusions- und Integrationskonzepte diesen Trend nicht auffangen, da deren Ressourcen nicht ausreichen bzw. für Kinder mit besonderen Bedürfnissen reduziert wurden (Abschaffung von Förderschulen und integrativen Kindergärten mit geringerer Gruppengröße).

Resilienzfaktoren

Trotzdem können sich Kinder gut entwickeln, wenn sie über so genannte Resilienzfaktoren (psychische Widerstandsfähigkeit) verfügen. Neben persönlichen Eigenschaften wie Optimismus und hoher Sozialkompetenz gehören dazu insbesondere stabile Beziehungen in der Familie sowie ein positives Rollenmodell. In diesem Zusammenhang ist die Förderung der Eltern-Kind-Interaktion unerlässlich.

Dies ist das zentrale Thema einer gemeinsamen Fortbildung von Interdisziplinärer Frühförderstelle (IFF), Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (KJPP) und Sozialpädiatrischem Zentrum (SPZ) des Marien-Hospitals. Die Veranstaltung trägt den Titel „Eltern-Kind-Interaktion, Belastungen und Ressourcen – Entwicklungsrisiken und Chancen“. Sie findet am Mittwoch, 4. Juli 2018, ab 15 Uhr in der Musik- und Kunstschule Wesel statt. Experten des Marien-Hospitals und externe Referenten werden altersspezifische, aber auch entwicklungsspezifische therapeutische Konzepte zur Verbesserung des Umgangs der Eltern mit ihren Kindern vorstellen.

Gast-Redner von der Universität Münster

Gast-Redner ist Dr. Jörg Michael Müller. Er befasst sich seit Jahren an der Universitätsklinik Münster mit den Themen Bindung und Interaktion und leitet und koordiniert die dortige KJPP-Forschungsabteilung psychologisch. Er wird Theorien zur Eltern-Kinder-Interaktion vorstellen und auch die Schwierigkeiten, diese diagnostisch einzuordnen, benennen.

Die Beratung von Eltern, deren Kinder von Entwicklungsstörungen und Behinderungen bedroht sind, zu einem entwicklungsfördernden Umgang erläutert Diplom-Psychologin Henrike Biersch (Frühförderung). Diplom-Psychologin Dorothee Artmann und Diplom-Heilpädagogin Andrea Amberge, Mitarbeiterinnen des SPZ, verdeutlichen, welche Besonderheiten im Umgang mit Pflegekindern zu beachten sind. Hierzu können sich Familien im SPZ in einer Sprechstunde anmelden, betroffene Kinder können mit speziellen therapeutischen Methoden (Arbeit am Tonfeld) ihre Erfahrungen verarbeiten.

Bewährtes Modell

In der Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie ist die enge Einbeziehung der Eltern in das Behandlungskonzept mit Familiengesprächen, systemischen Strategien in der Psychotherapie und alltagsnaher Anleitung der Eltern im Umgang mit der Symptomatik ihrer Kinder unumgänglich. Dieses etablierte Modell erläutert Claudia Vogt, ärztliche Leitung KJPP. Jochen Freitag, Ergotherapeut und Marte Meo-Therapeut, beschreibt, wie die Video-Interaktionsbehandlung während des tagesklinischen Aufenthaltes angewandt wird.

Fast 100 Mitarbeiter

„Da wir die äußeren Bedingungen unserer Patienten nur wenig verändern können, ist neben optimaler medizinischer Versorgung und pädagogischer Förderung noch mehr als bisher die möglichst frühe Förderung der Resilienz notwendig“, betont Dr. Stephanie Boßerhoff, Chefärztin von SPZ, KJPP und IFF. Sie wird am 4. Juli einleitende Worte zur Resilienz sprechen und hofft auf einen regen fachlichen Austausch – zum Wohle der Familien und Kinder, die den Teams der drei Einrichtungen mit zusammen fast 100 Mitarbeitern anvertraut sind.

Ulrich Knüwer, Chefärztin Dr. Stephanie Boßerhoff und Oberärztin Claudia Vogt. | Foto: ErPo
Der Eingang zum SPZ in Wesel. | Foto: ErPo
Autor:

Lokalkompass Kreis Wesel aus Wesel

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