Schüler schreiben: Vom FSV Witten zum VfL Bochum

Einigkeit besteht darin, Nachwuchstalente bereits in jungen Jahren an den Spitzensport heranzuführen, im Bild die U 14 vom VfL Bochum. Doch wie sieht es in der Realität vor den gestiegenen schulischen Anforderungen aus?
  • Einigkeit besteht darin, Nachwuchstalente bereits in jungen Jahren an den Spitzensport heranzuführen, im Bild die U 14 vom VfL Bochum. Doch wie sieht es in der Realität vor den gestiegenen schulischen Anforderungen aus?
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Die Klasse 8b des Schiller-Gymnasiums hat sich an einem Zeitungsprojekt beteiligt. Einige Beiträge daraus erscheinen in diesem Internetforum und in der Druckausgabe von „Witten aktuell“.

Von Julian Marques

Nicht nur im Fußball wird über die Vereinbarkeit von Leistungssport mit Schule und Freizeit kontrovers diskutiert. Hohe Wellen schlug 2011 das Statement Magaths, ein Talent wie Julian Draxler brauche kein Abitur.

Einigkeit besteht darin, Nachwuchstalente bereits in jungen Jahren an den Spitzensport heranzuführen. Doch wie sieht es in der Realität vor den gestiegenen schulischen Anforderungen in Zeiten von PISA und G8 aus? Wie geht ein Lizenzverein wie der VfL Bochum 1848 diese Herausforderung an? Vor diesem Hintergrund führte der U14-Spieler des VfL Bochum, Julian Marques, ein Interview mit dem Leiter der Nachwuchsabteilung Alexander Richter vom VfL Bochum 1848:

Welche Schwerpunkte setzt der VfL Bochum 1848 in der Nachwuchsförderung?
Alexander Richter: Das übergeordnete Ziel aller Mitarbeiter der Nachwuchsabteilung ist es, möglichst viele Spieler an die eigene Profiabteilung anzubinden. Hierzu ist ein langfristiges, systematisches und inhaltlich stimmiges Konzept notwendig, das wöchentlich abgestimmt und überprüft wird. Wichtig ist der individuelle Charakter der Ausbildung.

Worauf achtet der VfL Bochum 1848 bei der Ausbildung seiner Spieler?
Unser Konzept sieht vor, jeden Spieler nach seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten auf technischer, athletischer und taktischer Ebene zu fördern. Nach einer regelmäßigen Bewertung wird die Ausbildung so individuell wie möglich gestaltet. Hinzu kommt die vierte Ausbildungs-Ebene, die der Persönlichkeit.

Welche Rolle spielt die schulische Ausbildung?
Die schulische Ausbildung unserer Spieler ist sehr wichtig. Dafür gibt es keine Alternative. Nur wer schulisch seine Leis­tung bringt, kann dies auch auf dem Fußballplatz tun. Zumindest beim VfL Bochum 1848. Seit 2009 ist der VfL Bochum im Verbundsystem mit seinen vier Kooperationsschulen und dem Olympiastützpunkt in Bochum-Wattenscheid zur „Eliteschule des Fußballs“ seitens des DFB zertifiziert worden.

Welche Rolle spielen „Eliteschulen des Fußballs“ bei 6-7 Trainingseinheiten pro Woche?
Die Zusammenarbeit des Nachwuchsleistungszentrums mit den Schulen hat das Ziel, den Spielern im Voll- oder Teilzeitinternat eine zusätzliche Einheit bieten zu können und dennoch den schulischen Anforderungen gerecht zu werden. Alle Spieler, die vormittags zum Training kommen, müssen mindestens befriedigende schulische Leistungen erbringen, ansonsten ist dieses Training ausgeschlossen. Die Stunden, die die Spieler verpassen, werden individuell nachgeholt.

Haben sich die Anforderungen an die Spieler in den letzten Jahren verändert?
Seit der Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur und der damit höheren zeitlichen Beanspruchung sind die Anforderungen viel höher. Die schulische Laufbahn ist noch schwieriger mit dem Leis­tungsfußball zu vereinbaren. Häufig liegen zwischen Schulschluss und Trainingsbeginn nur 60 bis 90 Minuten, in denen der jeweilige Spieler oft noch zum Training transportiert werden muss.

Wie unterstützen Sie die ­Spieler?
Alle Spieler haben jederzeit die Möglichkeit, sich in schulischen Belangen an uns zu wenden. Es gibt allerdings den Grundsatz: „Versuch alles, um es selbst zu schaffen. Wenn du es gar nicht schaffst, sind wir immer für dich da.“ Damit wollen wir eine Eigenverantwortung bei dem Spieler wecken. Unsere Hilfe sieht dann so aus, dass wir mit unseren Spielern ein Zeitmanagement erstellen, um zu schauen, wo in einer Woche noch Raum für schulische Nacharbeitungen ist. In diesen Zeitfenstern bekommt er dann kostenlos Nachhilfe in beliebigen Fächern. Falls erforderlich muss der Spieler dafür auch aus dem Training genommen werden. In der Regel ist die Einsicht, dass Schule und Leistungsfußball zusammen gehören, dann noch größer.

Wie bekommt man Fußball, Schule und Freizeit am besten überein?
Auch hierfür muss aufgrund der wenigen zeitlichen Ressourcen dringend ein Wochenplan erstellt werden. Die Hauptpunkte sind Schule und Lernzeiten, Training, Wettkampf und Freizeit. Wichtig ist die Eigenverantwortung der Spieler, ihre Wochen so diszipliniert wie möglich zu leben. Auch die Familie muss die Spieler dabei unterstützen.

Zur Person:
Julian Marques ­wechselte nach acht Jahren beim FSV Witten in die U14 des VfL Bochum. Er besucht das Schillergymnasium Witten in der Klasse 8b.

Tipp: Wenn man zum "Profil" von Anna Große-Kreul geht (das Bild oder den Namen anklicken), findet man alle Artikel der Klasse.

Autor:

Anna Große-Kreul aus Witten

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