Im Fernsehen wird die DDR (erneut und vehement) kaputt-„dokumentiert“

Als waschechter DDR-ler kommen mir Bedenken bei den gegenwärtig in Haufen gesendeten Filmen, wie schlimm es in dieser DDR gewesen war und diese zu sehen ist.
Mein DDR-Leben glich dem heutigen: „Engagiert mein Leben und das meines Umfeldes (mit)gestalten.“ Das war damals wie heute keineswegs gleichzusetzen mit systemnah oder STASI-angehaucht. Dass ich weder gegen den Staat auftrat noch verhaftet wurde, wird mir hoffentlich nicht als Makel angerechnet.

Ja, es gab Menschen, die wahrlich darunter litten, gar selbst und in mehrfacher Hinsicht gebrochen oder gar getötet wurden. Gesellschaftliche mehr als Unzulänglichkeiten sind ebenfalls offenbar.
So wie dies und anderes Leid nicht abzusprechen ist, kann aber auch nicht alles in Bausch und Bogen schlecht und gar nur „geduldet“ geredet werden – als hätte man nur entweder dagegen sein oder alles hinnehmen müssen.

Selbst eine herrliche Kindheit gehabt zu haben, gern in die Schule gegangen zu sein, das Studium freudig absolviert zu haben, verliebt Ehemann und Vater gewesen zu sein, in der Ehe viele herrliche Jahre erlebt zu haben und im Beruf völlig aufgegangen zu sein – ja, das gab es und war mein Leben.
Noch heute erinnere ich mich gern der jährlichen Betriebs-Kinderferienlager, besonders an das von uns Jugendlichen mit 14 selbst gestaltete Ferienlager in Trassenheide (Usedom), habe jahrelang begeistert Turniertanz betrieben, habe im Berufsleben aktiv gemeinsame Erlebnisse im „Kollektiv“ (Team) mitgestaltet und genossen. Alles ohne politische Vorgaben oder „politische Kopfwäsche“ – musste nicht sondern wollte das!

Fest bin ich der Überzeugung, dass ich nicht der Einzige bin, der auf ein gutes und erfülltes DDR-Leben zurückblickt!
( Ohne Verherrlichung dieses Staates! )

Und weil wir gerade wieder vor Wahlen stehen, freue ich mich schon darauf, „mein Wahllokal“ so zu gestalten, dass es allen Wahlmitarbeitern aber vor allem den Wählern allein schon eine Freude bereitet, dort zu wählen.
Wieder werden Blumen an ältere Wähler, Geburtstagskinder und Erstwähler vergeben – wie ich das bereits in der DDR gerne tat.
Dass ich mich damals wie heute keiner Wahlfälschung schuldig machte/mache, will ich gar nicht extra betonen.

Wenn ich in diesen Tagen Filme über das Leben in der DDR sehe, frage ich mich nicht selten, für wie dumm der Betrachter gehalten wird. Das DDR-Leben bestand nicht im „sich einreihen müssen“, Parolen aufzunehmen und weiterzugeben oder im Ziel: einer Flucht aus diesem Staat.
Zu seiner Biographie zu stehen, auch oder gerade wenn es eine DDR-Biographie ist, würde ich gerne mehr sehen, wenn man es damit auch nicht immer leicht hat – und zumindest erst einmal als „ewig Gestriger“ eingestuft und für „nicht lernfähig“ gehalten wird.

Gern würde ich einige fragen, welchen Anteil sie selbst daran hatten, (ins Schlagwort gepackt:) „sozialistischer“ aufzutreten, als die Vorgaben es wünschten oder forderten? Solche Fragen scheinen heute nicht zu interessieren.
Freude am Leben in der DDR auszusparen oder gering zu schätzen – macht die Einseitigkeit gegenwärtiger deutscher Geschichtsschreibung deutlich!

Statt sich im 25. Jahr nach der „Wiedervereinigung“ weiter (vergeblich) um das nachträgliche Auslöschen der DDR zu bemühen, sollte Deutschland endlich eine Verfassung bekommen und Gesetze, die nicht auf Reichsgesetzgebung basieren. Wenn man das nicht kann oder nicht will, ist das für die Gegenwart und Zukunft Deutschlands deutlich wesentlicher/wichtiger.

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Meine weiteren Beiträge finden Sie in Übersicht: HIER!

Autor:

Uwe Zerbst (Gotha/Thüringen) aus Alpen

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