Ab Sonntag rollt in Kettwig und Mintard der Amateurfußball wieder

Die blutjunge Truppe der DJK Mintard mit Trainer Andreas Lüttenberg (rechts) | Foto: DJK Mintard
  • Die blutjunge Truppe der DJK Mintard mit Trainer Andreas Lüttenberg (rechts)
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DJK Mintard

(2010-2011: 5. Platz der Kreisliga A mit 53 Punkten bei 62:53 Toren)

In Mintard sieht man goldenen Zeiten entgegen. Die wunderschön in den Ruhrauen gelegene Platzanlage wird weiter aufgewertet, ein neuer Kunstarsenplatz soll Ganzjahresbetrieb zulassen, der Aufnahmestopp der Jugend kann aufgehoben werden. A propos Jugend: Die DJK Blau-Weiß überrascht mit ihrer extremen Philosophie, schon ganz junge Akteure in die Pflicht zu nehmen. Hier schwingt große Zuversicht ins Können der Jungkicker und auch unverhohlener Stolz über die phantastische Arbeit der Jugend-Abteilung mit! Die Umstellung des Spielsystems wurde forciert, das ballorientierte Verteidigen mit Vierer-Abwehrkette ist mittlerweile Gesetz. Ein spielstarkes Fünfer-Mittelfeld soll die einzige Spitze in Szene setzen, je nach Gegner und Spielstand kann ein 4-4-2 System mit Mittelfeldraute und zwei Stürmern noch mehr Druck erzeugen.
Das Trainerteam mit „Chef“ Andreas Lüttenberg, „Co“ Markus Mühlhausen an der Seitenlinie, Jens Erbslöh als verlängertem Arm auf dem Spielfeld sowie der unersetzlichen Physiotherapeutin Brigitte Mathey hat sich viel vorgenommen. So ganz zufrieden ist man in der Ruhraue noch nicht, sieht aber besonders bei den vielen Nachwuchskräften unglaubliches Potenzial: „Die erste Mannschaft soll kein Clübchen für sich sein, sondern offen für Zweite, Dritte und A-Jugend“.
Schmerzende Abgänge haben die Mintarder nicht zu verzeichnen, die Neuzugänge sind fast nur altbekannte Gesichter. Jeff Kurzhals und Stefan von der Heiden haben ihr kurzes Gastspiel beim Bezirksligisten RW Lintorf beendet, Torwart Oliver Borowicz (vom VfL Kupferdreh) kennt Lüttenberg auch schon länger.

Jüngste Truppe aller Zeiten

Zum Kader stoßen unzählige blutjunge „Bengels“, denn der verpasste Sprung der A-Junioren in die Niederrheinliga wurde als Chance begriffen. Kurzerhand wurden talentierte Nachwuchsspieler en masse in die Senioren „befördert“, ins Team eingebaut. Der Altersschnitt liegt bei konkurrenzlosen 20 Jahren: „Die wohl jüngste Kreisliga-Truppe aller Zeiten!“

Mit 22 Feldspielern und zwei Keepern sollte der Kader ausreichend bestückt sein, doch Andreas Lüttenberg hatte bei den Testspielen massive Personalprobleme: „Unglaublich, wie viele Verletzte wir hatten. Dann waren gerade die jungen Spieler als Schüler ferienbedingt im Urlaub, es wurde ganz eng. Dennoch konnten wir unsere Vorbereitungsspiele positiv absolvieren.“
Die beiden Lokalrivalen FSV und FC 08 Kettwig schrecken Lüttenberg nicht, obwohl er einräumt, hier auf starke Kontrahenten zu treffen. Speziell die 08er sieht er ganz vorn: „Der FC Kettwig ist Aufstiegsfavorit!“ Das Pokalspiel der ersten Runde sollte für Andreas Lüttenberg ein Wiedersehen mit seinem alten Verein SG Werden 80 bringen, wo er als Mittelfeldmotor erfolgreiche Jahre verbrachte. Doch die 80er kicken längst in der Kreisliga C und verzichteten auf die Austragung des Spiels.
Mintard versucht es mit einer verjüngten Elf, modernem Spielsystem und starken Neuzugängen. Andreas Lüttenberg ist Realist, aber anhand seiner starken Spieler zuversichtlich: „Wir sind noch in der Umbauphase, da sollten wir die Ziele nicht so hoch stecken. Es wird Rückschläge geben.“ Höchst überzeugt formuliert „Lütte“ das Saisonziel: „Wir wollen unter die ersten Fünf!“

FSV Kettwig

(2010-2011: 10. Platz der Kreisliga A mit 44 Punkten bei 42:56 Toren)

Das Trainerteam mit Klaus Vogel, seinem Co-Trainer Patrick Ryg sowie Torwarttrainer Stefan Theuergarten hat eine durchwachsene Vorbereitung hinter sich. Von den 18 Spielern des Kaders fehlten durch verschiedene Urlaube und „Wehwehchen“ stets zahlreiche Akteure, besonders die Verletzungen von Roman Grimm und Robin Littmann passten Vogel gar nicht ins Konzept. Außerdem steht das Team mitten in der Umbauphase, denn aufgrund des Nachrückens von taktisch gut geschulten A-Jugendlichen stellt Vogel wie schon länger geplant das System um:
„Zwar hatte ich zuletzt nicht das geeignete Spielermaterial für ballorientiertes Verteidigen. Auch blieb im Alltagsgeschäft mit den vielen Nachholspielen keine Zeit zur Umstellung.“ Durch die Umstellung auf ein modernes 4-4-2 Spielsystem verspricht sich der Übungsleiter mehr Variabilität seiner Elf.
Bei der Akquise von neuen Spielern hat man sich an der Ruhrtalstraße im Gegensatz zur Konkurrenz betont zurück gehalten, lediglich Yassin Ghal-Lass (Sportfreunde 07), Yazdan Afshang (FC Kray U19) und Andreas Densborn (SSVg Heiligenhaus) streifen sich ab sofort das rot-weiße Trikot über. Auch in Kettwig hinterlässt der aktuelle Trend zur Jugend seine Spuren, mit einem Altersschnitt von etwa 24 Jahren steht ein Team mit Perspektive bereit.

Ein Nationalspieler

Einen besonderen Spieler weiß Klaus Vogel in seinen Reihen: Boris Bovermann ist ein veritabler DFB-Nationalspieler! Bei der 7. Europameisterschaft der Gehörlosen konnte Bovermann mit soliden Leistungen überzeugen, erspielte sich als Ergänzungsspieler der deutschen Nationalelf einen hervorragenden dritten Platz. Im Halbfinale mussten sich die DFB-Kicker nach einem unnötigen Freistoßtor dem russischen Team mit 0:1 nach Verlängerung geschlagen geben, setzte sich dann aber im kleinen Finale mit 4:0 gegen Großbritannien durch.

Das Pokalspiel der ersten Runde führt die Kettwiger an den Eisenhammer, der dort beheimatete VfL Kupferdreh hat sich prominent verstärkt und möchte in der Kreisliga oben angreifen. Ebenfalls hoch gehandelt werden die Lokalrivalen. Was hält Klaus Vogel von der DJK Mintard und dem FC 08? „Beide Mannschaften schätze ich sehr hoch ein.“ Mintard war ja schon Fünfter, kommt am fünften Spieltag. Eine Woche später gastiert der FSV an der heimischen Ruhrtalstraße beim Lokalrivalen, dem Vogel attestiert: „Absoluter Topfavorit ist der FC Kettwig 08. Alles andere als der Aufstieg wäre eine Überraschung.“ Da können und wollen die bescheidenen FSVler wohl nicht mithalten, Vogels Saisonziel ist wie immer das eifrige Punktesammeln, um gelassen eine Platzierung im gesicherten Mittelfeld einnehmen zu können. Die steht und fällt auch mit dem Krankenstand des recht schmalen Kaders, denn in den letzten Spielzeiten schlug an der Ruhrtalstraße unglaubliches Verletzungspech zu. Immer wieder rissen gravierende Verletzungen Lücken in den Kader, Stammspieler fielen länger aus. Also mussten Akteure aus der Reserve von Markus Muth ran, die dadurch in Abstiegsgefahr geriet. Der FSV Kettwig feiert in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag und möchte schon deswegen eine gute Rolle spielen.

FC Kettwig 08

(2010-2011: 1. Platz der Kreisliga B mit 102 Punkten bei 198:17 Toren)

Seit der Gründung 2008 hat der FC Kettwig noch kein einziges Meisterschaftsspiel verloren. Auch die Kreisliga A soll für die Kettwiger nur ein Etappenziel auf dem Weg in die Landesliga sein. Spielertrainer Markus Dymala weiß genau, dass sein Team auf allen Zetteln ganz oben steht: „Für die anderen Clubs sind wir schon jetzt Meister. Geld schießt Tore, heißt es da. Dabei ist das gar nicht der Punkt, unser Plus ist die unglaubliche Kameradschaft!“ Bei den Neuzugängen hat der Verein versucht, bestehende Lücken zu schließen, gleichzeitig wurde darauf geachtet, nur junge Talente zu verpflichten. So spielen Sönke Hachmann (Rot-Weiss Essen), Jan Hardt (Wattenscheid 09) und Daniele Paparo (SV Burgaltendorf) beim FC ihre allererste Senioren-Saison. Aber auch Nils Franke (2. Mannschaft), Steffen Nass (ESV Frillendorf), Lars Ramrath (ETB SW Essen) und Christian Schroer (2. Mannschaft) sind nicht älter als 22 Jahre. Nur ein Zugang kann als routiniert gelten: Der 27jährige Sandy Müller vom SC Werden-Heidhausen soll die Spielkultur weiter aufwerten. Die Kreativabteilung ist das Prunkstück der 08er: „Wir legen Wert auf gepflegtes, direktes Spiel. Und auf den richtigen Charakter!“ Alle Zugänge wurden auf Herz und Nieren geprüft: „Zwei, drei Übersteiger reichen da nicht. Was bei uns zählt, ist die Gemeinschaft, da ist fürs Ego kein Platz.“ Der bisherige Keeper Gero Saurenhaus agiert als Co-Trainer und Physio, Rene Kistmacher wird Dymala ebenfalls als „Co“ von der Seitenlinie aus helfen. Im Funktionsteam diskutiert man zwar intensiv, aber Dymala ist der Chef: „Letztlich treffe ich die Entscheidungen!“

Attraktives Pokal-Los

In der ersten Pokalrunde wartet der frisch gebackene Landesligist SF Niederwenigern auf die Kettwiger. Markus Dymala freut sich schon: „Ein schönes Los. Mit solchen Teams wollen wir uns messen, zudem auf Kunstrasen. Der kommt unseren Technikern mehr entgegen als hoppelige Asche. Vor zwei Jahren haben wir da noch verloren, mal sehen, wie es diesmal ausgeht!“

Die Vorbereitung bereitete Dymala Magenschmerzen: „Unsere Trainingszeiten an der Ruhrtalstraße sind unmöglich, auch waren viele Spieler wochenlang im Urlaub.“ Rund zwei Drittel seiner Kicker zogen voll mit, werden zum Auftakt topfit sein. Doch der Rest braucht demnächst Extraschichten, um sich an das Niveau der „Daheimgebliebenen“ heran zu arbeiten. Und das Niveau ist hoch! Qualität hat der 23köpfige Kader gewiss. Und Dymala hat endlich auch Druckmittel: „Wer sich nicht voll reinhängt, spielt bei meinem Bruder in der Reserve.“ Die 2. Mannschaft mit Trainer Christoph Dymala hat den Aufstieg im Visier. Die Erste auch? Markus Dymala wiegelt ab: „Als Aufsteiger unter die ersten Fünf zu kommen, wäre schon Klasse.“ Besondere Vorfreude gilt dem Vergleich mit den beiden Lokalkonkurrenten: „Auf die Partien gegen Mintard und den FSV freuen wir uns schon, diese Derbys werden bestimmt hart umkämpfte und rassige Spiele!“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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