Am falschen Ende gespart?

Gina Beyer weiß nicht, wohin mit ihren Alt-Medikamenten. | Foto: Bangert
  • Gina Beyer weiß nicht, wohin mit ihren Alt-Medikamenten.
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Nachdem ihr Großvater gestorben war, fand die Velberterin Gina Beyer in der Wohnung des Verstorbenen große Mengen an rezeptpflichtigen Medikamenten.
Rund 30 bis 35 Packungen lagerten in den verschiedenen Schränken. Darunter Schmerz-, Rheuma-, Herz- und Lungentabletten.
„Mit soviel hatte ich nicht gerechnet, aber im Alter kommen natürlich viele Medikamente zusammen, wenn man chronisch krank ist“, so Gina Beyer. Weil sie selber an Rheuma leidet, schnürte sie kurzerhand ein großes Paket aus allen Medikamenten, die sie selbst entsorgen musste, und den hinterbliebenen ihres Opas. Mit einer Tüte voll Medizin bewaffnet, steuerte sie anschließend die nächstgelegene Apotheke an, um die Stoffe dort ordentlich entsorgen zu lassen.
„Die Apothekerin teilte mir aber mit, dass Arzneimittel in Velbert nicht mehr von den Apotheken angenommen werden, sondern im Restmüll entsorgt werden müssten.“ Für rezeptfreie Mittel wie Aspirin könne sie diese Vorgehensweise zwar noch verstehen, die Entsorgung anderer hochdosierter Arzneien halte sie allerdings für sehr bedenklich.
„Was ist denn, wenn ein Kind zufällig an eines der Medikamente kommt und es schluckt? Oder wenn Antibiotika oder Psychopharmaka in das Grundwasser gelangen? An die Auswirkungen für die Gesundheit und die Umwelt will ich gar nicht denken.“ Die Gefahren, die sich daraus ergeben, sieht auch der Velberter Apotheker Dr. Thomas Jöllenbeck von der Medico-Apotheke.
„Bis vor zwei Jahren war noch die Stadt für die Entsorgung der Medikamente zuständig, einmal im Monat wurden Container abgeholt, die bei den Apotheken platziert waren. Anschließend wurden die Arzneien gemeinsam mit dem Restmüll verbrannt. Dadurch wurde gewährleistet, dass die Medizin nicht in die falschen Hände geraten kann.“ Diesen Service hat die Stadt aber vor einiger Zeit eingestellt.
„Wir haben damals festgestellt, dass wir bis dato zu vorsichtig gewesen waren, was die Grenzwerte für die Entsorgung über den Hausmüll betraf“, berichtet Gerold Schmelter vom Bereich Abfallentsorgung der Technischen Betriebe Velbert. „Weil die Entsorgung über die Apotheken natürlich auch mit Kosten verbunden waren, haben wir dann entschieden, dass sie nur noch über den Hausmüll geschehen solle. Um hier besonders sicher zu gehen, sollte man die Medikamente aber gut verpacken und erst dann entsorgen, wenn eine Müllabfuhr unmittelbar bevorsteht.“ Betäubungsmittel oder andere Medikamente mit einem hohen Gefahrenpotential können indes auch beim Schadstoffmobil der Stadt Velbert abgegeben werden, das alle 14 Tage an verschiedenen Orten zu finden ist, rät Jöllenbeck.
„Die Apotheker können seit der Änderung selber bestimmen, welche Stoffe sie noch entgegen nehmen. Wir beispielsweise nehmen alle bedenklichen Arzneien an und entsorgen sie dann über unseren eigenen Restmüll. Das ist natürlich keine Dauerlösung und die Stadt sollte sich dringend um eine Änderung der bestehenden Zustände kümmern.“ Das findet auch Gina Beyer, die in der laxen Handhabung der Stadt eine Vernachlässigung ihrer Fürsorgepflicht gegenüber den Bürgern sieht.
„Es wird einfach am falschen Ende gespart“, ärgert sich Beyer. Bis sich hier aber etwas ändert, muss sie sich wohl oder übel um eine andere Entsorgung der Medikamente ihres Großvaters bemühen. Denn eines steht für sie fest: „In die Abfalltonne kommen die bei mir nicht. Ich bin selber Mutter von einem achtjährigen Sohn und weiß daher, wie neugierig Kinder sein können. Ich werde die Arzneimittel nur da entsorgen, wo ich mir sicher sein kann, dass sie nicht in die falschen Hände geraten können.“

Autor:

Janina aus dem Siepen aus Hattingen

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