Voltaire: Die Moyländer Tafelrunde und das Wasser von Cleve. (3)

Bey denen Wassern zu Cleve

Wie kam Voltaire nach Moyland?
Friedrich II war auf seiner Huldigungsreise von Straßburg aus nach Wesel gereist und hatte eigentlich vor die Niederlande zu bereisen und in Brüssel wollte er Voltaire treffen. Dazu kam es jedoch nicht, weil er in Wesel erkrankte. Er schreibt an Voltaire, dass er sich außer Stande sehe diese Reise zu unternehmen. Am 6. Sept. 1740 schreibt Friedrich aus Wesel an Voltaire: „Ich wollte Sie daher fragen, ob der Weg von Brüssel nach Cleve Ihnen nicht zu lang scheinen sollte, um zu mir zu kommen (...) Sonntag werde ich an einem kleinen Ort, Schloss Moyland, über das und der Weg dahin der Überbringer Aufschluß geben kann, nahe bei Cleve sein.“
Eine königliche Stafette macht sich auf nach Brüssel und kommt Donnerstag am 8. Sept. dort an. Über die Reise von Brüssel nach Moyland berichtet Thomas Carlyle¹: „Über Löwen, Tirlemont, Tongres, nach Mastricht; dann von Mastricht die Maas (linkes Ufer) hinauf nach Venlo, wo man überfährt; durch Geldern und Goch nach Cleve: zwischen der Maas und dem Rhein dieser letzte Theil. Plattes feuchtes Land, ziemlich ausgebauert, seine ursprünglichen Bestandtheile: Moor und Sand.(...) nach Tongres 12 Meilen; nach Mastricht 2 ½ oder 3 Meilen, von Mastricht 15 Meilen; im Ganzen 30 Meilen."
Anm.: Löwen = Leuven; Tirlemont = Tienen; Tongres = Tongeren; Meile = 7,532 Km.

Voltaire-Weg Bedburg-Hau
Kam Voltaire über diesen Weg nach Moyland? Nicht so ganz. Der Voltaire-Weg verläuft von der Hauer Straße nach Moyland. Damals gab es jedoch nur folgende Wegführung: 1. Kleve (Weißes Tor) auf die alte Poststraße nach Moyland (heute Felix-Roeloffs-Straße) über die heutige Horionstraße, die damals nicht auf die Uedemer Straße abknickte sondern geradeaus an der alten Post vorbei auf den Rosentaler Weg führte. Vorbei am Schwanenhof und weiter am Fuße des Höhenrückens nach Moyland.
2. Über Berg und Tal (Alter Tiergarten) nach Bedburg und wie zuvor am Schwanenhof vorbei.
Demnach kann Voltaire nur den Abschnitt zwischen Schwanenhof und Moyland benutzt haben.

Voltaire in Kleve
Voltaire war dreimal in Kleve.
Erster Besuch: Thomas Carlyle schreibt, dass die Gesellschaft drei Tage (Abende) auf Moyland zusammen war. Voltaire schreibt am 18. Sept. aus Haag an Friedrich aus dem hervorgeht, dass er am 14. von Kleve abreiste. So findet man dann auch in anderen Schriften, dass Voltaire am 13. in Kleve war und dort Maupertuis absetzte.
Zweiter Besuch: Bereits am 12. Dez. 1740 weilte Voltaire ein weiteres Mal in Kleve; er befand sich auf der Rückreise von Berlin. Am 22. Jan. 1741 schreibt er an d'Argental: "Trinken Sie genug Wasser? Ich habe mich mit dem Wasser der Weser, der Elbe, des Rheins und der Maas von der übelsten Entzündung, die je zwei Augen hatten, auskuriert und das, mein Lieber, als ich mit der Postkutsche mitten im Dezember unterwegs war" Und weiter: „Im übrigen glaube ich, daß, wenn ich sterbe, ich im Rhein oder in der Maas sterben werde, zwischen denen ich eingeschlossen bin und die nach besten Kräften über die Ufer treten. Durch dies Sintflut werde ich dafür bestraft, dass ich meinen König verlassen habe. Wenn ich kann werde ich in Kleve Zuflucht suchen.²
Dritter Besuch: 1750 reiste Voltaire von Paris nach Potsdam und erreichte Kleve am 2. Juli, er wird sich hier 14 Tage aufhalten³ Er logiert als Staatsgast auf der Schwanenburg.Voltaire lobt: „Das Gelände ist bepflanzt wie die Champs Elysees und der Bois de Boulogne.“⁴Und: "...Voltaire trank 1750 von diesem Wasser und pries die Gärten und Alleen in höchstem Maße.

Sein längerer Aufenthalt im Dezember 1740 war also einer Erkältung geschuldet die er in Kleve auskurierte. In der „Correspondance-Voltaire“ steht dazu: „ In einem Brief an Friedrich vom 15. Dezember erwähnt er eine "grausame Erkältung", die er sich auf seiner Reise mitten im Winter zugezogen hatte, aber er lobt auch die heilende Wirkung des Wassers der Region. In Kleve kuriert er sich vollends aus und reist dann zurück nach Brüssel, wo er erst am 6 Januar 1741 ankommt und dort Emilie du Châtelet trifft.“³

Bei den Wassern zu Kleve
Doktor Johann Heinrich Schütte, vormals Brunnenarzt in Schwelm, entdeckte 1741 am Springberg eine Mineralquelle und eröffnete ein Jahr später den Kurbetrieb. Bad Cleve war geboren, so steht es in den Annalen. Nun erfahren wir, dass bereits ein Jahr vorher, 1740, Voltaire das Wasser von Kleve lobte. Voltaire war krank. Gab es vielleicht eine Verbindung zum Brunnenarzt Schütte? Von Voltaire wissen wir, dass er von der Naturheilkunde sehr angetan war und somit ist dies nicht auszuschließen, zumal die eigentliche Entdeckung der Mineralquelle schon einige Jahre vorher stattfand.
Das die Mineralquelle schon vor 1741 bekannt war, geht aus der „Allgemeinen Brunnenschrift“ von 1793 hervor: „Doctor Johann Heinrich Schütte, der selige Vater des jetzigen Brunnenmedikus Schütte, entdeckte 1741 die Quelle, wovon er schon 1725 die ersten Spuren gesehen hatte.“⁵
Es ist also nicht auszuschließen, dass Voltaire von dieser Quelle trank und vielleicht einen Anteil daran hatte, dass Kleve zum Bad wurde.

Die Brunnen-Gesellschaft Kleve gab eine Werbeschrift in Auftrag, die von Johann Heinrich Meyer 1748 veröffentlicht wurde. Wer diese Schrift, mit dem sagenhaften Titel „AMUSEMENS DES EAUX DE CLEVE, oder Vergnügungen und Ergötzlichkeiten bey denen Wassern zu Cleve. Zum Nutzen derjenigen, welche die angenehme Gegenden und Merkwürdigkeiten besehen, oder diese Mineralwasser gebrauchen wollen.“ einmal durchlesen möchte hier klicken

Voltaire: Die Moyländer Tafelrunde und das Wasser von Cleve.
Teil 1: hier klicken
Teil 2: hier klicken

Quellennachweis:
1 Thomas Carlyle, Geschichte Friedrichs II. von Preußen, dritter Band, Berlin 1863, Bayrische Staatsbibliothek digital Link
2 Voltaire am Niederrhein: Moyland, Kleve, Wesel, Schenkenschanz; Original von
Indiana University; Verlag Boss, 1974; Autoren Heinz Will, Voltaire
3 http://www.correspondance-voltaire.de/html/kleve-leben.html
4 http://www.kermisdahl-wetering.de/nachrichten/13.09.2009_Haus_Bellevue.pdf
5 Allgemeine Brunnenschrift für Brunnengäste und Aerzte, Conrad Anton Zwierlein, Weißenfels und Leipzig 1793
6 http://de.wikipedia.org/wiki/Museum_Kurhaus_Kleve
Abb. : Bey denen Wassern zu Cleve; von einem Mitgliede de Brunnen-Gesellschaft; Lemgo 1748; gedruckt bey Johann Heinrich Meyer

Autor:

Günter van Meegen aus Bedburg-Hau

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