Heiße Diskussion um den Nordbahnhof

Vor dem zweiten Weltkrieg verfügte das Gebäude über insgesamt drei Stockwerke. Die Bochumer Juden-Deportationen in der Zeit des nationalsozialistischen Regimes wurden in erster Linie über den Nordbahnhof abgewickelt.
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  • Vor dem zweiten Weltkrieg verfügte das Gebäude über insgesamt drei Stockwerke. Die Bochumer Juden-Deportationen in der Zeit des nationalsozialistischen Regimes wurden in erster Linie über den Nordbahnhof abgewickelt.
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In der vergangenen Woche sickerte durch, dass der Besitzer des Nordbahnhofs bei der Stadt für das Gebäude einen Abrissantrag gestellt hat. In der Folge begann eine heiße Diskussion zu diesem Thema.

Seit dem Jahre 2000 ist die Privatbrauerei Moritz Fiege Besitzerin des Gebäudes. Damals erwarb Fiege die Immobilie von der Deutschen Bahn, um sie zu erhalten und als Standort für einen Brauerei-Ausschank auszubauen.

Wirtschaftlich nicht darstellbar

Diese Pläne zerschlugen sich in der Folge, weil sich keines der Nutzungsszenarien aus Sicht des Unternehmens wirtschaftlich darstellen ließ. In einer Pressemitteilung erklärte Fiege, dass die Gründe hierfür, „im Zustand des seit Jahrzehnten leerstehenden Gebäudes liegen. So sind zum Beispiel 50 Prozent der EG-Geschossfläche ohne Tageslicht. Die Rückseite des Hauses sei durchfeuchtet.“
Für das Unternehmen haben sich damit „alle Bemühungen um Erhalt des Gebäudes als nicht tragbar erwiesen“. So wurde der Antrag auf Abriss des Gebäudes gestellt. Dies löste nun die besagten Reaktionen aus. Bei den Gesellschaftern der Privatbrauerei stößt dies auf Verständnis.
Die Brauerei-Inhaber Jürgen und Hugo Fiege versichern, dass ihnen die historische Bedeutung des Nordbahnhofs sehr bewusst sei. Dies gilt in städtebaulicher Hinsicht, vor allem aber mit Blick auf die jüdische Geschichte der Stadt. „Bei allem, was wir tun, werden wir verantwortungsvoll mit dem Thema Nordbahnhof umgehen“, sagen die Inhaber Jürgen und Hugo Fiege: „Bei der Frage, wie es weitergeht, möchten wir aktiv den offenen und konstruktiven Dialog mit Interessengruppen anbieten, um möglichst viele Belange zu berücksichtigen.“ Allerdings sei es für Fiege als privates Wirtschaftsunternehmen unumgänglich, ökonomisch vernünftig und nachhaltig zu handeln.
Dass Fiege grundsätzlich ein aktiver und zuverlässiger Partner für das Gemeinwohl der Stadt Bochum ist, lässt sich an verschiedenen Beispielen ablesen. Die bekanntesten sind die Unterstützung des Musikzentrums, die Initiative Villa Marckhoff, die Stiftung des ökumenischen Altenzentrums Kaiseraue und die Stiftung eines Kunstwerkes des Bildhauers Max Bill.
Für den Erhalt des Bahnhofs setzt sich nun unter anderem eine Initiative im Netz ein. Unter www.openpetition.de kann man sich für den Erhalt des Nordbahnhofs aussprechen.

Ein Bahnhof aus dem 19. Jahrhundert

Der Nordbahnhof wurde von der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft in den Jahren 1871 bis 1874 errichtet. Der ursprünglich „Bochum Rheinisch“ genannte Bahnhof diente lange Zeit dem Personen- und Güterverkehr auf der Bahnstrecke Osterath – Dortmund Süd. 1883 erhielt der Bahnhof über die Bahnstrecke Essen-Überruhr – Bochum-Langendreer mit dem Abzweig Bochum-Weitmar – Bochum Nord Anschluss an die Ruhrtalbahn in Dahlhausen.
Bis zum Bau der Verbindungskurve 1979 am Hauptbahnhof diente der Bahnhof im Personenverkehr der Verbindung nach Wanne-Eickel und Herne. Dann wurde der Bahnhof geschlossen, seither gibt es dort nur noch Güterverkehr. Das marode Dach über dem Bahnsteig wurde vor einigen Jahren abgerissen.
Das Empfangsgebäude verlor nach dem zweiten Weltkrieg bei Sanierungsmaßnahmen sein zweites Obergeschoss. Im Inneren sind trotz verschiedener Umbauten teilweise noch Treppen und andere Details erhalten. In der Zeit des Nationalsozialismus fanden die Deportationen jüdischer Bürger in der Regel über den Nordbahnhof statt.

Vor dem zweiten Weltkrieg verfügte das Gebäude über insgesamt drei Stockwerke. Die Bochumer Juden-Deportationen in der Zeit des nationalsozialistischen Regimes wurden in erster Linie über den Nordbahnhof abgewickelt.
Der Bahnhof in den 1950er Jahren, nun nur noch mit einem Obergeschoss.
Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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