Flammendes Premieren-Doppel zum Homecoming am Theater Dortmund

Regisseur Gordon Kämmerer stellt die Bücherfreundin Clarisse (Bettina Lieder) und den Bücherverrenner (Uwe Schmieder) in den Regen. | Foto: Birgit Hupfeld
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  • Regisseur Gordon Kämmerer stellt die Bücherfreundin Clarisse (Bettina Lieder) und den Bücherverrenner (Uwe Schmieder) in den Regen.
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Mit einem brandaktuellen Doppel feierte das Dortmunder Schauspiel den Rückzug in die City. Zwei Jahre ist es her, dass das Theater ausweichen musste und aus der Hörder Halle einen Megastore machte. „Der Stern über dem Schauspiel leuchtet wieder“, verkündete Schauspielchef Kay Voges strahlend, „wir freuen uns unheimlich!“, verriet er im ausverkauften Schauspielhaus. Nicht ohne hinzuzufügen: „Dortmund ist schneller als Stuttgart, Dortmund ist schneller als Berlin. Wir haben es geschafft“.

Und am Stammplatz der vielen technischen Raffinessen nutzt Gordon Kämmerer diese gern bei seiner Premiere „Biedermann und die Brandstifter“ und „Fahrenheit 451“. Er zeigt Frischs tragische Groteske überzeichnet in einem Setzkasten (Bühne: Matthias Koch) in OP-Grün. Roboterhaft folgt die Familie Biedermann hier einer klaren Alltags-Choreographie, und schweigt unglaublich lange bis ein Unbekannter (herrlich Björn Gabriel als Brandstifter) das öde Fließbandspiel durcheinanderbringt.
Der ungebetene Gast quartiert sich auf dem Dachboden ein und der hilflose Biedermann in der Schulpflichtlektüre aus den 50ern weiß nicht, sich zu wehren und macht gute Miene zum bösen Spiel. Feuerrot gekleidet warnt ihn der Sprechchor vor der Brandgefahr, doch Biedermann traut sich nicht, gegen die mittlerweile schon zwei Brandstifter aufzubegehren. Das kann nicht gut gehen.

War es nicht auch Brandschutz, weswegen das Schauspielhaus so lange zur unbespielbaren Baustelle wurde, fragt sich der Theaterbesucher in der kurzen Umbaupause.

Erst brennen Bücher, dann Menschen

Und gleich danach, brennen erst Bücher und dann Menschen. In dieser starken zweiten Hälfte des 2:20 Stunden Theaterabends macht das Dortmunder Schauspiel aus Ray Bradburys Zukunftsvision einen feurigen Appell an die Freiheit. Beeindruckende Bilder erleben die Zuschauer, wenn Clarisse (wunderbar Bettina Lieder) im romantischen Regenschauer stehend Feuerwehrmann Guy erzählt, woran man sieht, dass man verliebt ist.
Und während Guy statt zu löschen und retten nach der distopischen Romanvorlage zündeln und vernichten muss, lässt sich seine Frau Mildred von Familie Biedermann als Daily Soap einlullen. Und auch der Brandstifter von Teil 1 taucht wieder auf: Gabriel mimt diesmal den Feuerwehrchef , der Guy überzeugen will, dass das Verbrennen von Büchern Probleme löst. Doch Uwe Schmieder, der auf der Bühne einen hervorragenden Bücherverbrenner Guy gibt, beginnt zu lesen und kann nicht mehr zurück.
Verwirrt flieht er nackt vor seinem Feuerjob, posiert als Jesus und Phoenix aus der Asche, bevor er am Ende auf der einfallsreichen Bühne auf Gleichgesinnte trifft.
Viel Applaus gab es bei der Premiere. Zu sehen ist der Brandstifter und Bücherverbrenner-Doppelabend auch am 23. Dezember sowie an vier Terminen im Januar. Karten gibt’s im Ruhr Nachrichten/ Stadtanzeiger- Service-Center an der Silberstraße 21.

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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