Zimmer frei? Diakonie Düsseldorf sucht Gastfamilien für Menschen mit Demenz

Foto: Diakonie Düsseldorf

Die Krankheit Demenz ist weiter auf dem Vormarsch. Von den rund 98.000 über 65-Jährigen in Düsseldorf sind rund 12.000 Menschen von dieser Diagnose betroffen. Viele dieser Erkrankten haben keine pflegenden Angehörigen, leben allein und müssen früher oder später in ein Alters- oder Pflegeheim.

Um diesen Menschen weitgehend ein selbstbestimmtes Leben in einem familiären Umfeld zu ermöglichen, hat die Diakonie Düsseldorf im Jahr 2013 ein Modellprojekt gestartet, das bereits in vielen anderen europäischen Ländern etabliert ist. Sie sucht Gastfamilien oder einzelne Gastgeber, die bereit sind, einen Menschen mit leichter Demenz in ihrem Haushalt aufzunehmen – zum Beispiel für einen Kurzaufenthalt, wenn dessen Angehörige verreist sind, oder auch dauerhaft. „Wir möchten Menschen, die im Anfangsstadium an Demenz erkrankt sind, leicht vergesslich sind und etwas Unterstützung im Alltag brauchen, in Gastfamilien integrieren“, erklärt Birgit Edinger, die das Projekt „Gastfamilien für Menschen mit Demenz“ bei der Diakonie Düsseldorf leitet. „So nehmen von der Krankheit Betroffene weiterhin am Leben in der Gemeinschaft und in der Gesellschaft teil.“ Ziel sei die Aufrechterhaltung der persönlichen Fähigkeiten durch individuelle Betreuung und Förderung.

Integration in die Familie

Für eine „Wohngemeinschaft“ mit einem dementiell veränderten Menschen sollten Gastgeber bereit sein, sich auf einen Menschen einzulassen und ihm Zuwendung zu geben. Wie der „typische“ Alltag aussehe? Der Gast passe sich dem Familienalltag an und lebe in seinem eigenen Zimmer. Es wird gemeinsam gegessen, eingekauft und gekocht. „Der Erkrankte hilft so gut mit, wie er oder sie kann mit. Gemeinsame Spaziergänge können beim gemeinsamen Zusammenleben ebenso dazu gehören wie Gartenarbeit oder Besuche bei Freunden und Bekannten“, sagt Birgit Edinger.

Intensive Schulung im Vorfeld

Pädagogisch ausgebildete Fachkräfte mit langjähriger Erfahrung stehen Gästen und Gastgebern stets mit Rat und Tat zur Seite und begleiten diese bei der Betreuung. „Die Gastgeber werden von uns sorgfältig ausgewählt und geschult. Insbesondere wird ihnen das Krankheitsbild Demenz vermittelt und Fragen geklärt, etwa wie pflegende Menschen mit Erkrankten umgehen und was man mit ihnen im Alltag machen kann.“ Für Pflege, also Waschen oder Wechseln von Einlagen, sind die Gastfamilien nicht zuständig. Ein ambulanter Pflegedienst kann hierfür beauftragt werden.

Der Gastgeber erhalte vom Gast eine Vergütung in Höhe von monatlich rund 1.000 Euro für Unterkunft, Lebensunterhalt, Betreuung und Assistenz. Das Projekt wird vom Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen und den Pflegekassen NRW finanziert.

Birgit Edinger: „Wir bereiten interessierte Menschen intensiv auf das Gastverhältnis vor und sind bei Fragen und Beratung stets erreichbar. Zudem bieten wir regelmäßig Entlastungsgespräche für die Gastgeber an.“ Wenn die Gastfamilie jedoch merke, dass sie der neuen Verantwortung nicht gewachsen sei, könne sie die Betreuung jederzeit beenden und verpflichte sich nicht. „Es ist sehr schwierig, Familien zu finden – in Düsseldorf ist es bislang nur eine. Demenz ist für viele Menschen noch ein Schreckgespenst, die Angst vor dieser Krankheit ist in vielen verankert. Wir müssen noch viel Überzeugungsarbeit leisten.“

Weitere Information für potentielle Gastgeber oder Gäste erteilt Birgit Edinger unter Tel.: 0174/1675208 oder via E-Mail: Birgit.edinger@diakonie-duesseldorf.de.

Autor:

Kirstin von Schlabrendorf-Engelbracht aus Düsseldorf

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