„Ich bin so alt wie die Bäume, 80 Jahre“ - Abschied nehmen von den Platanen an der Mercatorstraße

Am Dienstag begann der Kahlschlag richtig, nachdem am Montag nicht weiter gearbeitet werden konnte. Foto: Becker
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  • Am Dienstag begann der Kahlschlag richtig, nachdem am Montag nicht weiter gearbeitet werden konnte. Foto: Becker
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„Ich bin so alt wie die Bäume, 80 Jahre“, sagte Ingrid Menk am Montagmorgen traurig. Seit 6.45 Uhr harrte sie in der Nähe des Portsmouthplatzes in der Innenstadt aus und beobachtete, wie es den Platanen an den Kragen ging.

All der Widerstand der letzten Monate war umsonst. Baumschützer hatten sich für den Erhalt der Platanen immer wieder stark gemacht. Doch es sollte nichts nutzen. Die Stadt ließ dem Ratsbeschluss vom 2. März am Montag Taten folgen. Die Kettensäge heulte, es schneite Späne. Ast für Ast fiel von der ersten Platane zu Boden. Ende für Nummer Eins.

Nicht viele Aktivistinnen und Aktivisten waren anwesend, etwa 15. Viele mussten arbeiten.
Ingrid Menk war der Ärger anzumerken und sie fand deutliche Worte: „Ich hatte den Oberbürgermeister mit Überzeugung gewählt und kann diese Entscheidung nur noch bereuen. Link hatte versprochen, die Bürger mit einzubeziehen, und auch Transparenz. Die vermisse ich entschieden, und nicht nur ich.“ Menk hat sich als Privatperson für die Bäume engagiert. Sporadisch beteilige sie sich an Aktionen. Gehöre weder einer Initiative oder Partei an. Seit Jahrzehnten schon sei sie politisch interessiert. Betätigungsfelder: Friedensbewegung, Frauenrechte, Anti-Atom-Kampagne, Umweltschutz. „Immer wenn ich meine, man kann was bewegen“, sagte sie, sei sie dabei. So auch am Montag.

„Ich hatte den Oberbürgermeister mit Überzeugung gewählt und kann diese Entscheidung nur noch bereuen."

Insgesamt 3 500 Unterschriften wurden bis Sonntagabend für ein letztes Bürgerbegehren gesammelt. Das kommt nun nicht mehr zum Tragen.
Vor Ort war auch Dietmar Beckmann vom Kreisvorstand der Grünen. „Das ist unfassbar ignorant“, meinte er. Aufgrund einer Zufallsmehrheit sei der Ratsbeschluss zustande gekommen.

Fürs letzte Aufbäumen hatte man sich noch einmal versammelt, schützend vor die Bäume gestellt. Zumindest am Montag konnten die Arbeiten nicht fortgeführt werden. Doch am Dienstag ging es den anderen Platanen an den Kragen. Die Mercatorstraße wurde komplett abgesperrt. Das Arbeitsareal mit Zäunen regelrecht verbarrikadiert. Eine Polizeihundertschaft schützte die Arbeiter vom beauftragten „Baumdienst“-Unternehmen vor Demonstranten.
Der Kahlschlag wurde fortgesetzt.

Dazu unser Kommentar

Autor:

Harald Landgraf aus Dinslaken

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