18. Bergarbeiterdemonstration
Neukirchen-Vluyn: Die Breite des Protestes gegen die RAG wächst

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Es war mittlerweile die 18. Bergarbeiterdemonstration „gegen die Politik der verbrannten Erde der RAG – für eine lebenswerte Zukunft“ die am 24.2. in Neukirchen-Vluyn stattfand. Sie wurde als Bestandteil des internationalen Kampftags gegen imperialistischen Krieg durchgeführt. Zusammen mit der Stadträtin Lisa Wannenmacher von NV AUF geht’s hatten die Regionalgruppen aus dem Ruhrgebiet der Bergarbeiterbewegung Kumpel für AUF hierher eingeladen.
In der Begrüßung ging Lisa Wannenmacher auf die Geschichte der Kämpfe der Kumpel von Niederberg und der Bewohner von Neukirchen-Vluyn gegen die RAG ein. Durch ihre Entschlossenheit und Hartnäckigkeit konnten sie der RAG einige Zugeständnisse bzw. auch Rückzieher abringen. Daran gelte es auch weiterhin festzuhalten.
Auf den Kundgebungen zu Beginn und am Schluss sowie während der Demonstration schilderten eine große Zahl von Beiträgen die unterschiedlichsten Seiten der Politik der verbrannten Erde der RAG. Besonders beeindruckt haben mich vor allem 2 Beiträge. In einem Beitrag aus Marl hieß es:
„Als Anwohner zwischen Zechengelände und Bergehalde ist meine Familie von der Umweltvergiftung durch die Ruhrkohle AG unmittelbar betroffen.
Das Grundwasser unter unserem Grundstück wird seit Jahren durch eine Giftfahne verseucht, die von der Bergehalde Brinkfortsheide kommt.
Den Anwohnern wurde amtlich untersagt, ihre selbst gebohrten Brunnen im Garten weiter für die Bewässerung zu nutzen.
Dieses Gift kam mit dem Abraum aus dem untertägigen Grubengebäude auf die Halde.
Der Großteil dieses Drecks ist unter Tage verblieben und wird jetzt vom aufsteigenden Grubenwasser durchströmt.
Allein auf Auguste Victoria konnten 2.500 Tonnen des krebserregenden PCB und 3.600 Tonnen hochgiftigen Sondermüll akribisch nachgewiesen werden.
Wenn sie sich mit dem oberflächennahen Grundwasser vermischen, ist die Trinkwasserversorgung in weiten Teilen des Ruhrgebiets in Frage gestellt.
Dadurch wird die Lebensgrundlage von Millionen Menschen bedroht!
Die RAG versucht diese Gefahr kaltschnäuzig zu leugnen.
Aber sie muss immer wieder Niederlagen einstecken. ( … )
Die RAG wird und darf mit ihrer Politik der verbrannten Erde nicht durchkommen!“
Die Bergarbeiterwitwe Jutta Jell aus Neukirchen-Vluyn berichtete von ihrem Kampf um ihre Witwenrente. Hatte ihr das Sozialgericht Duisburg diese noch zugesprochen, ging die RAG in Revision und die Übergeordneten Gerichte kassierten das erstinstanzliche Urteil. Auch eine Anrufung des Bundesverfassungsgerichts war vergeblich. Und das, obwohl sie 38 Jahre zusammenlebten. Als Ablehnungsbegründung wurde formal, völlig an der Lebenswirklichkeit vorbei, genannt, sie seien ja nur ein knappes Jahr verheiratet gewesen. Jetzt geht Jutta Jell vor den europäischen Gerichtshof, um diese Frage auch im Interesse vieler anderer Paare klären zu lassen. Sie beendete ihre Darlegung mit dem Satz „Wenn du aufgeben willst, denk daran, warum du angefangen hast!“
In weiteren Beiträgen wurde der Kampf um die Anerkennung von PCB-Vergiftung als Berufskrankheit, gegen die Zechenflutung, die Streichung der Deputate oder die Folgen des Verkaufs der Werkswohnungen dargestellt. Und immer wieder wurde auf die ungeheuren Gefahren durch eine Flutung der Zechen hingewiesen.
Aber auch die 2. Seite des Mottos wurde aufgegriffen. So, dass durch den Widerstand gegen die Politik und Pläne der RAG Erfolge erzielt werden konnten und dass in diesen Kämpfen das Selbsbewußtsein und der Zusammenhalt der Beteiligten deutlich gewachsen sind. Aber eben nicht nur im Kampf gegen die Politik der RAG, sondern auch im Kampf gegen die Rechtsentwicklung der Bundesregierung und vor allem die Politik und Demagogie der AfD, wie auch heute im Zusammenhang mit dem Landesparteitag der AfD in Marl eine Protestkundgebung stattfindet.
Eine Truppe von IG-Metallern betonte den notwendigen Zusammenhalt der Arbeiter national wie international. Sie kündigten an, dass in verschiedenen Betrieben für den 21. März Streikaktionen gegen die AfD, faschistische Organisationen und den Faschismus vorbereitet würden. Denn deren Politik ist auf Spaltung ausgerichtet und ist eine Politik im Sinne der Großkonzerne. Das sei auch eine Lehre aus der Entwicklung 1932/33, wo es an der erforderlichen Einheit gerade der Arbeiterbewegung gefehlt habe. Sie riefen zur Beteiligung an der für den 2.3. in Duisburg von den Gewerkschaften, Sozialverbänden etc. geplanten Demonstration auf.
In anderen Beiträgen wurde aufgezeigt, eine Ursache für den Ukraine-Krieg sei der Kampf um das Kohle-Revier im Donezbecken, also handfeste wirtschaftliche Interessen! Es wurde das Motto „Arbeiter schießen nicht auf Arbeiter“ propagiert und berichtet, dass es zwischen russischen und ukrainischen Bergarbeitern während der Krieg tobt gegenseitige Solidaritätsbekundungen gibt, die dieses Motto verwirklichen. Daraus wurde die Forderung nach sofortigem Ende des Krieges erhoben. Ein junger Russe berichtete, dass es dafür unter der Jugend in Russland sehr wohl eine Basis gäbe. Denn trotz der massiven Unterdrückung wird die Forderung nach sofortiger Einstellung der Kampfhandlungen unter russischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen zunehmend breiter. So werden es insbesondere die Völker Russlands und der Ukraine sein, die ein Ende dieses Krieges herbeiführen werden.
Dies wurde mit einem aufrüttelnden Gedicht des Moerser Bergmanns Johann Esser unterstützt:  „Wieder setzt man Hasstiraden unheilschwanger in die Welt und die alten Hetzballaden werden neu frisiert erzählt. …. ..Schreit ein Nein in diese Welt“

Autor:

Claus Thies aus Duisburg

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