Juicy Beats 2013- heiße Rhythmen auf matschigem Boden

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Der Himmel reißt endlich auf und die Sonne rebelliert gegen die letzten dunklen Wolken die noch bis kurz vor 15:00 Uhr am Mittag über dem Westfalenpark die Menschen unter die Bäume und Regencapes drängten. Eine heiße Dunstglocke wacht über die dumpfen, elektrisierenden Beats, die von den 14 Floors, sechs Stages und und insgesamt 40 Bands hinüberschallen und nicht nur die Luft zum flirren bringen.

Die Anzahl der Festivalbesucher lässt sich jedoch zu diesem Zeitpunkt noch als "nett" bezeichnen und sie entsprechen nicht dem typischen Elektrofestivalgänger, den man doch heute vielleicht in diese Schublade stecken wollte - denn das ist das, was das Juicy Beats Festival überwiegend geworden ist oder gerade ausmacht:

Elektro, House,Techno, minimalistische Klänge und Experimente, aber auch mitreißenden Rhythmen und grandiose Headliner in der Szene, wie Fritz Kalkbrenner, der die bereits abgekühlende Luft von 20:45- 22:00 Uhr zum brennen brachte.
Die Besucher sind so bunt gemischt wie die Künstler in diesem Jahr. Jung und alt feiert doch irgendwie auf die gleiche Weise zur selben Musik. Man hat hier und da das Gefühl auf einem "Woodstockabklatsch" gelandet zu sein- nackte Haut, und teils verstörende Tanzerlebnisse, aber mitreißend wie noch nie. An bereitgestellten Wasserhähnen und Becken fallen die letzten Eitelkeiten, gegen die ein Festivalgänger aus Prinzip immun sein muss. Die durchaus gut durchdachte Festivalorganisation geht auf diese Weise einer extremen Kapazität von Sanitätern, zur Versorgung von extremen Hitzekollapsen, gut entgegen. Kaltes Wasser verschafft Erleichterung gegen Überhitzung und brennenden Durst in der Mittagssonne, den man an den zahlreichen Ständen eh nicht zu löschen vermag. Fünf Euro für ein 0.25 l Wasserbecher grenzt in diesem Fall nicht nur an Ausbeutung sondern fast an Menschenrechtsverletzung. Sein Geld wird man an diesem Tag eh los, das ist sicher.

Auf den Floors können sich auch no name Künstler in den Vordergrund rücken. Teils noch etwas scheu wippen sie zu ihrer Musik hinter dem Pult und halten bei Fotos stets den Kopf etwas beschämt gesengt. Symphatisch und garnicht abgehoben. Einziger Wermutstropfen ist jedoch, dass sich die zahlreichen Djs nur in winzigen, nicht wirklich vom menschlichen Ohr zu unterscheidenen Details, unterscheiden. Vielleicht ist das Sache der wirklichen Liebhaber und Kenner, aber als objektiver Besucher und Laie hört sich das Wumm der Bässe doch durchaus immer gleich an. Zwar mitreißend, aber ein Brei aus Bässen, Höhen und Tiefen.

Ein besonderes Highlight ist jedoch ein kleines Zelt. Misteriös und begehrt. Eine kleine Schlange wartet stets etwas gelangweilt auf den Einlass durch die samtroten Vorhänge. Erste persönliche Vorstellungen gehen natürlich sofort in Richtung Esoterik, doch dringt nach einiger Beobachtung leise Akkustikmusik hinter der samtenen Tür hinaus. Was so zwielichtig wirkt, stellt sich als Privatkonzert heraus. Eine erfrischenden Alternative zur Eintönigkeit der Bässe und eine Abrundung des alternativen Flairs, dass das Festival verströmt.

Zur Abenddämmerung, die eine schwüle Romantik an der ganzen Mainstage verströmt, kommt mein persönliches Highlight. Fritz Kalkbrenner: Lässig, souverän, sympathisch und eindeutig Kettenraucher, betritt die Bühne. Die Besucheranzahl an der Mainstage hat ihren Höhepunkt erreicht.Und warum auch nicht ? Der poppige Sound lockert die Musik auf. Tanzbar aber auch singbar, wenn irgendwie noch möglich. Die Zeit vergeht viel zu schnell. Eine Packung Zigaretten und einen Sonnenuntergang später verlässt er wieder die Bühne und weitere Rufe nach einer Zugabe verstummen langsam.

Die Menge ist zwar noch lang nicht müde, ich bin es schon. Und während manche erst zur Nachtparty eintreffen, schlurfe ich mit gefühlten zehn Blasen mehr zum Ausgang,betrachte die letzten Opfer der Sonne, die träge auf Wiesen oder improvisierten Decken liegen und formuliere mein letztes Fazit:

240000 Gäste und 400 Djs für ein wirklich gelungenes Fest der Hitze, der frischen Sonnenbrände und zahlreichen Mückenstiche. Jedoch auch glückliche, erhitzte Gesichter und ein Tag voller Erlebnisse, die wohl jeder vom Juicy Beats Festival mitgenommen hat.

Autor:

Linda Meiß aus Essen-Borbeck

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