Ratlosigkeit nach Razzia in Bergeborbeck

Die fünf Zimmer der Jaschinskis sind voll belegt. Freuen tut das die Eheleute, die an der Carolus-Magnus-Straße ein Hotel betreiben, aber nicht unbedingt. Denn die Gäste sind nicht ganz freiwillig noch in Essen.

In der vergangenen Woche wurden das Gelände und sämtliche dort befindliche Gebäude von der Polizei durchsucht (wir berichteten). Früh morgens rückten die Beamten an. Im Gepäck einen Beschluss des Amtsgerichts Essen.
Sieben namentlich bekannte georgische Staatsbürger sollten sich nach Informationen der Ermittler auf dem Gelände in Bergeborbeck aufhalten. Gegen sie läuft ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der gewerbsmäßigen Bandenhehlerei und des schweren Bandendiebstahls. Zwei der Gesuchten konnten vor Ort festgenommen werden. Sie sollen Mitglied einer Bande vornehmlich georgischer und kasachischer Staatsbürger sein, die in der Bundesrepublik gezielt Straftaten im Bereich Fahrzeugdiebstahl und -hehlerei begehen.Während ihrer Aufenthalte in Deutschland wohnen die Beschuldigten nach Erkenntnissen der Justiz regelmäßig in dem Hotelbetrieb in Bergeborbeck.
Die Jaschinskis vermieten Abstellflächen, Lagerhallen und Zimmer überwiegend an russischstämmige Personen. Davon, dass auf ihrem Grundstück gestohlene Fahrzeuge zwischengelagert werden sollen und kriminelle Bandenmitglieder von dort zu ihren Taten aufbrechen, wollen die beiden nichts wissen. „Wir lassen uns die ordnungsgemäßen Papiere für die Fahrzeuge zeigen, die hier untergestellt oder ausgeschlachtet werden“, erklärt Nikolaus Jaschinski. Und seine Frau ergänzt. „Wir machen beim Einchecken Kopien von den Pässen, wer hier wohnt oder gewohnt hat, das können wir genau dokumentieren.“

"Es gibt schwarze Schafe"

Das harte Durchgreifen der Polizei gegen die Bandenkriminalität begrüßen die Eheleute. „Es gibt wirklich schwarze Schafe unter den Händlern, solche die stehlen und illegale Dinge tun.“ Allerdings könne man auch diesen Leuten nur vor den Kopf schauen. „Ich weiß nicht, wer ein Dieb ist“, so Galina Jaschinski.
Über das rigorose Vorgehen am Morgen der Razzia ist man an der Carolus-Magnus-Straße noch immer irritiert. „Türen wurden aufgebrochen, es ist eine Menge kaputt gegangen. Viele der Leute sprechen kein Deutsch. Sie haben zunächst geglaubt, überfallen zu werden. “
Polizeipressesprecher Peter Elke hingegen erklärt: „Es gibt Situationen, die machen ein solches Vorgehen notwendig. Etwa wenn Gefahr besteht, dass Verdächtige flüchten oder Beweismaterial vernichtet wird.“ Zudem könnten die im Hotelbetrieb entstandenen Schäden geltend gemacht werden.

Sicherstellungen durch die Polizei

Alle Personen, die sich zum Zeitpunkt der Durchsuchung auf dem Gelände aufgehalten haben, wurden festgesetzt und „erkennungsdienstlich behandelt.“ Das Gros von ihnen durfte nach einigen Stunden die Wache wieder verlassen. Allerdings wurden Bargeld, Handy, Autos und Werkzeuge sichergestellt. „Das ist üblich, wenn der Verdacht besteht, dass diese Dinge aus Straftaten stammen oder als Tatmittel eingesetzt wurden“, erklärt Polizeipressesprecher Lars Lindemann auf Nachfrage des Borbeck Kurier.
Wann und ob die sichergestellten Fahrzeuge, Mobiltelefone und Gelder irgendwann wieder frei gegeben werden, müssten die polizeilichen Ermittlungen zeigen. „Aber ohne jeden Verdachtsmoment wird nichts so einfach sichergestellt“, versichert der Pressesprecher.

Nie polizeilich aufgefallen

Vladas P. und sein Kollege Mindaugas J. sind sich keiner Schuld bewusst. In all den Jahren, in denen sie defekte Autos in Essen aufkaufen und in ihrer Heimat zum Weiterverkauf reparieren, seien sie noch nie polizeilich aufgefallen, versichern sie. Seit ihrer Entlassung sitzen sie in Bergeborbeck fest. Das Zimmer können sie nicht bezahlen. Für zehn Euro die Nacht ist das zwar günstig, aber wenig komfortabel.
„Wurde kein Haftbefehl erlassen, dann können die besagten Personen ausreisen“, so Lindemann weiter. Letzteres würden die beiden Litauer gerne tun. „Nur ganz ohne Bargeld funktioniert das schlecht“, erklären sie.

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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