Frintroperin pilgert zu Fuß bis nach Kevelaer

Von St. Josef in Frintrop machten sich die Pilger auf den Weg nach Kevelaer. Ehe es losging, wurde in der Pfarrkirche am Himmelpforten ein Gottesdienst gefeiert. | Foto: Debus-Gohl
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  • Von St. Josef in Frintrop machten sich die Pilger auf den Weg nach Kevelaer. Ehe es losging, wurde in der Pfarrkirche am Himmelpforten ein Gottesdienst gefeiert.
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Ohne schmerzende Füße, Blasen und das Gefühl, körperlich richtig was geleistet zu haben, geht es nicht. Monika Berger weiß um die Strapazen, die die Fußwallfahrt von Essen nach Kevelaer mit sich bringt. Kein Wunder, denn die 71-jährige Frintroperin hat sich in diesem Jahr zum nunmehr 60. Mal mit auf den Weg gemacht.

Als Kind war sie zum ersten Mal mit dabei. "Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich bei meinen Eltern gebettelt habe, dass ich mitgehen darf", erinnert sich Monika Berger an ihre Pilger-Premiere im Jahr 1953. Die damals Achtjährige musste bei den Eltern echte Überzeugungsarbeit leisten. "Ich war ein schmächtiges Mädchen. Meine Mutter hatte Angst, dass ich die Strecke nicht schaffe."

Anstregend - nicht nur für Kinder

Aber Monika Berger hat sie vom Gegenteil überzeugt. "Obwohl es schon sehr anstrengend ist, nicht nur für Kinder." 60 Kilometer hin und 60 Kilometer zurück sind eben kein Pappenstiel. "Und früher hatten wir nur ein paar Schuhe, in dem wurde gepilgert. Heute kann man sich für die Strecke ja richtige Wanderschuhe oder Joggingschuhe zulegen." Doch auch die machen aus der Wallfahrt kein Zuckerschlecken. "Ohne Blasen kommt man eigentlich nie in Kevelaer an." Doch auch die Aussicht auf wunde Füße lässt die Pilger nicht von ihrem Vorhaben zurückschrecken. Am Freitag früh brach eine 200-köpfige Pilgertruppe von St. Josef in Frintrop aus auf Richtung Niederrhein. Monika Berger mittendrin.

Fußwallfahrt seit 1837

Organisiert wird die jährliche Fußwallfahrt von der Kevelaer-Wallfahrtsgemeinschaft aus Byfang. "Und das seit 1837", erklärt der Vorsitzende Berthold Scheele stolz. Bei der Vorbereitung leisten die Organisatoren ganze Arbeit. "Wir können uns ganz auf das Pilgern konzentrieren", freut sich Monika Berger. Das Gepäck wird transportiert. "Unterwegs haben wir nur unseren Rosenkranz, das Pilgerbuch und ein Regencape dabei. Denn einen Regenschutz kann man im Regelfall gut gebrauchen."
Insgesamt fünf Tage ist die Pilgergruppe unterwegs. Übernachtet wird auf dem Hin- und Rückweg in einer Turnhalle in Rheinberg. "Männlein und Weiblein strikt getrennt", erzählt die Frintroperin. So klappt es dann auch mit der Nachtruhe. "Die Männer schnarchen einfach zu laut."

Unterwegs Zeit für sich und andere

Trotz des strammen Fußmarsches, den die Pilger bis Kevelaer zurücklegen müssen, ist die Erfahrung, gemeinsam unterwegs zu sein, für Monika Berger bis heute ein unglaubliches Erlebnis. "Es wird gemeinsam gebetet, man hat Zeit, sich ganz intensiv mit den anderen Teilnehmern auszutauschen, über die eigenen Beweggründe, warum man sich immer wieder auf den Weg nach Kevelaer macht."
Monika Berger ist in ihr Pilgerdasein quasi hereingeboren. Schon ihr verstorbener Vater nahm insgesamt 50 Mal an der Fußwallfahrt teil. "Ich hab einfach schon als Kind erfahren, wie wichtig meinen Eltern die Wallfahrt ist." Bis heute ist Kevelaer für sie ein ganz besonderer Ort. "Das Gefühl, wenn man in den Ort hineinkommt, nach all der Anstrengung, ist einfach unbeschreiblich. Ich für mich kann nur sagen, ich komme Jahr für Jahr gestärkt aus Kevelaer zurück."

Enkel sind mit dabei

Die Pilgertradition wird im Hause Berger groß geschrieben. So ist Mutter Monika mehrfach mit den eigenen Kindern nach Kevelaer gepilgert, die Schwiegertochter ist regelmäßig mit dabei und auch die Enkel Finn (12) und Lina (8) haben sich schon mehrfach mit auf den Weg gemacht.
"Ich bin ja nicht berufstätig, meine Kinder sind längst groß", erklärt die Frintroperin. Da lässt sich die fünftägige Pilgertour gut in den Jahresplan integrieren. "Das war aber nicht immer so. Ich musste eine Menge organisieren, damit ich auch in den Jahren der Familienphase mit dabei sein konnte."
Die 60 hat Monika Berger voll. Trotz aller Anstrengungen möchte sie aber noch viele Jahre an der Fußwallfahrt der Kevelaer-Wallfahrtsgemeinschaft teilnehmen. "40 Mal mindestens", scherzt sie. Sooft müsse sie noch im Marienwallfahrtsort Danke sagen. "Einfach dafür, dass ich so ein schönes Leben habe." Monika Berger (Mitte) mit Mia Franken und Renate Borowski.

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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