U-Bahnhof Berliner Platz: Achtung fliegende Rolltreppen!

Präzisionsarbeit: Der Kran holt ein 6 Tonnen schweres Rolltreppen-Gerippe aus dem U-Bahnhof Berliner Platz.
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Zu Besuch bei den „Helden der Nacht“ am U-Bahnhof Berliner Platz:

Rolltreppen? Nichts Besonderes?! Wenn Sie das nächste Mal auf einer fahren, schauen Sie sich das ruhig genauer an: Wie die Stufen lautlos ineinander greifen und uns die Fahrt genießen lassen. Denn wir stehen auf einem echten Wunderwerk der Technik. Solche Selbstverständlichkeiten weiß man immer erst zu schätzen, wenn sie fehlen - oder ausfallen. Dann zieht sich der Weg aus den U-Bahn-Tiefen dann doch ganz schön hin.

Also: Nicht sauer werden, wenn in den nächsten Wochen der U-Bahnhof-Eingang nahe der Arbeitsagentur am Berliner Platz noch gesperrt bleibt. Denn: Hier werden nach 25 Jahren die letzten beiden Rolltreppen dieses U-Bahnhofs erneuert. Wir haben uns mal nachts den spektakulären Ausbau der letzten beiden 6 Tonner genauer angesehen. Und mächtig gestaunt über soviel Heavy Metal: Das Ausbauen war so spät abends angesetzt, damit Kran und Schwertransporter den Verkehr an einem der verkehrsreichsten Plätze Essens nicht behindern.

Treppen-Wechsel nach 25 Jahren

So lief fast unbemerkt von der Öffentlichkeit diese spektakuläre Operation unter Bauleitung von Uwe Pokladnik (Via Verkehrsgesellschaft) wie ein Uhrwerk ab: Zweimal 6 Tonnen-Rolltreppen-Gerippe flogen leise durch die Luft: Präzisionsarbeit für den Kranführer und seine Helfer am Boden. Für die es vorher galt, die alten Treppen auch noch tief unten aus ihrem Führungsbett loszuschweißen. Und wer schon mal nach Jahren seinen Kühlschrank ausgewechselt hat, weiß, was sich darunter so ansammeln kann. Unter einer Rolltreppe in einem Vierteljahrhundert entsprechend mehr: Meterlang Schmodder und Verschleiß! Da leuchtet es auch sofort ein, warum die Sicherheitsvorschriften in Sachen Rolltreppen-Laufzeiten so streng sind: Millionen mal haben Essener die Rolltreppe seit 1991 Jahren winters wie sommers genutzt. X-mal sind die Treppen gewartet oder repariert worden.

Jetzt schweben sie am kolossalen Kran von dannen – ihrer Verschrottung entgegen, die Kosten und Erlöse fürs Verschrotten, oh Verzeihung, fürs Rolltreppen-Recycling sind in den Kosten der Sanierung bereits einkalkuliert. Die Schwertransporter warten schon.

Alltäglich für die Helden der Nacht

Das alles ist Alltag für Bauleiter Pokladnik und die anderen Helden dieser Nacht. Die Handgriffe müssen sitzen und tun das auch, wenn der „Schlupp“ am Haken mit dem tonnenschweren Hebegut belastet wird. Mit seitlichen Führungs-Seilen wird wie bei einer Zeppelin-Landung verhindert, dass sich da was in die falsche Richtung dreht oder zu schwanken anfängt. An diesem lauen Herbstabend: „ist das noch richtig angenehm. Wir müssen das ja auch bei Regen oder Schnee bewältigen.“, meint der Bauleiter locker, immer den Blick auf seine fliegenden Treppen geheftet. „Der Uwe“ ist die Ruhe selbst und beantwortet auch noch Fragen!

Was kostet so eine Treppe? „306.000 Euro sind pro Stück kalkuliert.“ Wie lange wird der Austausch denn dauern? „4 Wochen plusminus.“ Und von wem stammen die neuen? „Diesmal von ThyssenKrupp. Wir haben die Preise unterschiedlichster Anbieter und die Qualität genau verglichen. Einbau und Einpassen, sozusagen die Feinarbeit, gehören dazu. Dann kommt die erste Abnahme durch den TÜV, anschließend machen wir als VIA in einer zweiten Runde die komplette Bauabnahme. Schauen, ob alles vertragsgemäß erledigt wurde. Dann ist mit diesen beiden letzten Fahrtreppen der Berliner Platz runderneuert.“.

Und Essens Angebot im Öffentlichen Nahverkehr ist wieder „Grüne-Hauptstadt“-tüchtig. Stehen nämlich alte Rolltreppen auf Dauer still, wird dort bald weniger U-Bahn gefahren. Notieren Sie sich schon mal den nächsten Wechsel-Termin: Voraussichtlich im Herbst 2041 fliegen am Berliner Platz die nächsten Rolltreppen ein. Hoffentlich wieder an einem lauen Herbstabend, Meister Pokladnik! Bis dahin: „Allzeit gute Fahrt !“ (cd)

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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