Bäcker warten auf die neue Ernte: Manche Dinkelprodukte werden knapp

Dinkel bereitet den Landwirten mehr Arbeit, ist aber für viele Konsumenten besser verträglich als hochgezüchtete Getreidearten. | Foto: Initiative Urgetreide
  • Dinkel bereitet den Landwirten mehr Arbeit, ist aber für viele Konsumenten besser verträglich als hochgezüchtete Getreidearten.
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Dinkelbrot gibt es ohnehin nicht an jeder Ecke, im Moment aber noch an ein paar Ecken weniger. Oder vielleicht sind es auch Dinkelkekse, die plötzlich im Sortiment fehlen. Die Ursache ist dieselbe: Das Getreide wird knapp.

Dinkel gehört zu den Urgetreidesorten und ist zugleich groß in Mode. „Seit 20 Jahren hat sich ein Dinkel-Hype entwickelt“, sagt Thomas Lang, Geschäftsführer bei Troll Ökologische Backwaren mit Sitz in Werden. Verwunderlich ist das nicht, denn für viele Menschen ist Dinkel besser verträglich als neuere Getreidesorten. Zugleich weist er zum Beispiel einen hohen Vitamin- und Mineralstoffgehalt auf.

Hoher Vitamin- und Mineralstoffgehalt

Dabei ist er recht anspruchslos und wächst auch auf schlechteren Böden. Nachteile hat er allerdings ebenso - für den Landwirt. „Dinkel bringt weniger Ertrag und muss als Spelzgetreide extra in einer Mühle geschält werden,“ erklärt Lang. Weil in den letzten Jahren zunehmend Dinkelprodukte aus industrieller Produktion auf den Markt kamen, wurde der Preis gedrückt. Hoher Aufwand, niedrige Einnahmen - Bauern reißen sich nicht darum Dinkel anzubauen. Gleichzeitig stieg bei den Verbrauchern die Nachfrage.
Das Ergebnis ist Knappheit, und die spürt man in Essener Geschäften. „Gerade für uns als Bioland Vertragsbäckerei ist es sehr schwierig, aktuell Dinkelkörner zu beziehen. Wir warten sehnsüchtig auf die neue Ernte“, kommentiert man in der in Bochum ansässigen Backbord Bio-Mühlenbäckerei die Lage. „Dinkel gilt als gut bekömmlich - wenn man ihn denn bekommt“, heißt es augenzwinkernd in einer Kundeninformation, die erklärt, warum manche Dinkelprodukte vorübergehend begrenzt oder gar nicht angeboten werden.

Anbau ist für Bauern nicht besonders lohnend

Bei Troll ist man optimistisch: „Das wird wohl funktionieren bis zur neuen Ernte.“ Mit der sei im August/September zu rechnen, an der generellen Knappheit werde sie aber wenig ändern: „Die ist ja schon ausverkauft“, sagt Thomas Lang, der in einem Monat an der Friedrich-Ebert-Straße im neuen Supermarkt „Veganz“ ein Bistro eröffnet. 2015 könne es etwas besser werden, 2016 noch besser. Dennoch ist der Geschäftsführer froh, seit 30 Jahren einen Landwirt aus der Kasseler Gegend als beständigen Lieferanten zu haben. Und der hat das Essener Unternehmen als beständigen Kunden, der die ganze Ernte abnimmt.

Zusammenarbeit mit langjährigen Partnern

Auch Backbord arbeitet mit langjährigen Partnern; der Dinkel kommt aus Schleswig-Holstein. Dass die Ernte 2014 schon ausverkauft ist, mag man nicht bestätigen: „Fakt ist aber, dass zum Vorjahr keine neuen großflächigen Anbaugebiete hinzugekommen sind.“ Und auf Dinkel aus Rumänien oder vergleichbaren Regionen verzichten beide Bio-Bäcker lieber.

INFO:
Dr. Friedrich Longin von der Landessaatzuchtanstalt der Universität Hohenheim will nach dem großen Erfolg des Dinkel auch den beiden Urgetreidearten Emmer und Einkorn zu einer Renaissance verhelfen. Mehr über das Thema unter www.uni-hohenheim.de/news bzw. www.initiative-urgetreide.de

Autor:

Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig

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