"Löwes Lunch": Mobbing im Netz

Bisher kannte ich so etwas nur aus dem Fernsehen: Jugendliche, die sich in sozialen Netzwerken beschimpfen. Getarnt durch Phantasie-Namen wie „Vollrocker 007“ oder „Sleepy Sister“ machen die übelsten Beleidigungen die Runde.
Auch der Sohn eines Freundes (6. Klasse, Gymnasium) war jetzt betroffen. Vor allem Mädchen, die sich selbst „Schwestern“ oder gar „Bitches“ nennen, behaupteten, er sei homosexuell und solle sich gefälligst endlich outen.
Da nutzt es natürlich wenig, wenn man dem Jungen sagt, er soll da einfach gar nicht drauf reagieren und die Dinge über sich nicht nachlesen. Die Klassenkameraden tun es und auf dem Schulhof geht so der Spießrutenlauf weiter. Eine Art von Psychokrieg...
Da der Betroffene sicher war, eine der Anstifterinnen zu kennen, riet uns die Klassenlehrerin, einfach einmal bei der Familie vorzusprechen. Und weil die entsprechende Wohngegend so „schön“ ist, durfte ich dann gleich mit.
Der Vater begrüßte uns in einem lässig geschnittenen Trainingsanzug. Er stufte sich selbst als arbeitsunfähig ein. Dadurch sei er zum PC-Junkie mutiert. Das Gespräch verlief schnell, weil der Mann an diesem Abend noch einen Level in irgendeinem Spiel erreichen wollte. Schön, wenn man Ziele hat.
Seiner „Großen“ will er jedenfalls ins Gewissen reden, sie war am späten Abend aber immer noch nicht zu Hause. Beim Abschied erkundigte er sich bei uns, welche Games wir denn so zocken würden. Seine Vorlieben haben alle mit Krieg, Helden, Geballer und Schlachten zu tun.
„Mobbing im Netz“ – das soll jetzt Thema der nächsten Schulkonferenz werden. Bestimmt ein richtiger Ansatz. Nur: Wer konferiert eigentlich mit den ja wohl auch verantwortlichen Mamis und Papis? Die schieben Erziehung einmal mehr auf die Penne ab und kümmern sich lieber um den nächsten Level. Wann wird nochmal der Eltern-Führerschein eingeführt?

Autor:

Detlef Leweux aus Essen-Steele

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