Frage der Woche: Aufnahmestopp für Nichtdeutsche – Handelt die Essener Tafel legitim?

Aufnahmestopp für Nichtdeutsche: Die Essener Tafel nimmt bis auf Weiteres keine neuen Kunden ohne deutschen Pass auf (Beispielbild). | Foto: PR-Fotografie-Köhring
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Die Kollegin Christina Wandt von der WAZ stieß bei einer Recherche auf die Info. Die Essener Tafel nimmt seit Januar nur noch deutsche Neukunden in ihre Kartei auf, Menschen ohne deutschen Pass werden bis auf Weiteres abgewiesen. Ein Skandal?

Der Vorsitzende Jörg Sator begründet die Entscheidung der Tafel mit einem langsamen Prozess der Veränderung. Zuletzt seien rund 75 Prozent der insgesamt 6.000 Tafel-Kunden Ausländer gewesen, besonders ältere deutsche Bürgerinnen hätten sich "von der Vielzahl junger, fremdsprachiger Männer an den Ausgabestellen abgeschreckt gefühlt." Um ein Gleichgewicht wieder herzustellen, so Sator, habe man entschieden, bis auf Weiteres keine Neuanmeldungen von Menschen ohne deutschen Pass mehr anzunehmen. In einem Interview mit t-online rechtfertigt Jörg Sator die Entscheidung der Essener Tafel so:

"Wir haben ja nicht gesagt 'Ausländer raus', sondern wir haben gesagt, wir haben keine weiteren Plätze im Moment für Ausländer. Im Moment, nur im Moment."

Im Jahr gibt die Essener Tafel insgesamt 1.800 Kundenkarten aus. Wie auch in anderen Tafeln, so Sator, gebe es für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen Kontingente. Bei anderen Tafeln werde außerdem nach Gruppenzugehörigkeit getrennt, das sei bei der Tafel in Essen nicht der Fall. "Die machen sich alle einen schlanken Fuß, und sagen, wir gehen der Sache aus dem Weg, wir nehmen montags die Oma, dienstags die Alleinerziehenden und mittwochs den Ausländer. Das wollen wir nicht, wir wollen ja eine Integration statt dieser Trennung, das ist doch was Vernünftiges." So werde man in Essen wahrscheinlich in naher Zukunft auch wieder ausländische Menschen in die Kartei aufnehmen können.

Kritik aus Wohlfahrtsverbänden: Diskriminierung!

Zahlreiche Stimmen aus Politik und Medien kritisieren die Maßnahme der Essener Tafel als diskriminierend. Auch von anderen Tafeln der Republik gibt es harte Kritik. "Wir sind für alle Bedürftigen da, egal, welche Hautfarbe oder Nationalität sie haben", sagte der Thüringer Landesvorsitzende Nico Schäfer der ZEIT. Viele Medien beziehen sich auch ausdrücklich auf folgendes Zitat Sators. Dass ältere Frauen sich von den Essensausgaben zurückgezogen hätten, liege auch am "mangelnden Respekt gegenüber Frauen" einiger der Männer. „Wenn wir morgens die Tür aufgeschlossen haben, gab es Geschubse und Gedrängel ohne Rücksicht auf die Oma in der Schlange“, zitiert ihn die WAZ. Sollte das, so die Kritik, der Grund für die Sperre von Migranten sein, müsse man sich in Essen den Vorwurf der Diskriminierung gefallen lassen.

Frage der Woche: Was ist eure Meinung zu dem Thema? Bewegt sich die Essener Tafel mit ihrem zeitweiligen Aufnahmestopp für Nichtdeutsche in einem legitimen Rahmen oder nicht? Wir sind gespannt auf eure Kommentare.

Autor:

Jens Steinmann aus Herne

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