Wiedersehen mit "Elisabeth" im Colosseum
Lang anhaltende stehende Ovationen - lautstarke, teils kreischende Zustimmung für Roberta Valentini in der Titelrolle und Mark Seibert als „Tod“ - das waren die Belohnung für eine fulminante Premiere des Musicals „Elisabeth“ am Donnerstagabend im Colosseum Theater.
Es ist ein Wiedersehen mit dem Musical von Sylvester Levay und Michael Kunze, das vor ziemlich genau 14 Jahren an gleicher Stelle Deutschland-Premiere feierte und die wahre Geschichte der Kaiserin von Österreich erzählt jenseits aller Sissi-Klischees der 50er Jahre.
Und die neue Inszenierung vom gleichen Regisseur, Harry Kupfer, ist im 21. Jahrhundert angekommen: Videoprojektionen ersetzen viele Kulissen, ob Wien, Kreta oder Ehebett, das Publikum weiß, wo sich die schönste Frau ihrer Zeit gerade befindet.
Inszenierung im 21. Jahrhundert angekommen
In der Titelrolle überzeugt Roberta Valentini vor allem durch ihre wunderbare Stimme, mit der sie mühelos die schwierige Partitur meistert: Gänsehaut bei „Ich gehör nur mir“ und „Nichts, nichts gar nichts“, aber auch bei den schönen Levay-typischen Zwischenszenen wie „Nein, ich möchte leben“ oder „Wo seine Moral zu Ende ist, fängt meine Freiheit an“.
Das Musical zeigt Elisabeths Leben als Dauer-Flirt mit dem Tod, kein Wunder also, dass dessen Auftritt die Show dominiert: Sexy, stimmgewaltig und omnipräsent lockt Mark Seibert als „Tod“ das Weib. Neu in der Tournee-Inszenierung ist sein „Kommen ohne gehen“-Song, wieder eine Deutschland-Premiere. Aber auch im „Wenn ich tanzen will“-Duett mit „Elisabeth“ verstrickt er sie immer weiter in ihre Todessehnsucht. Wenn er „Komm tanz mit mir, den letzten Tanz! Laß alles hinter dir!“ singt, dann ist frau bereits geneigt, sich ihm hinzugeben. Elisabeth widersteht - ein letztes Mal.
Sexy, stimmgewaltig und omnipräsent: der Tod
Die Geschichte wird erzählt von Elisabeths Mörder Luigi Lucheni, den Kurosch Abbasi locker flockig auf die Bühne bringt. Flankiert wird sein Wirken von den großen Auftritten des Klasse-Ensembles bei „Milch“ oder im Kaffeehaus.
Maximilian Mann als Kaiser Franz-Josef nimmt man den liebenden Gatten absolut ab, seine Gesangseinlagen beispielsweise bei „Doch wenn ich an dich denke, schweigt jedes Kalkül. Ich werde mir untreu für dich“ sind herzerwärmend, auch wenn er seine Sisi (und die wahre wird tatsächlich nur mit einem „S“ geschrieben) nur zeitweise ganz auf seiner Seite hat.
Nicht kitschig und süß, sondern echt
Die Herzen des Publikums gewinnt natürlich der kleine Rudolf im Sturm, aber auch der gebürtige Bottroper Thomas Hohler weiß als erwachsener Kronprinz mit Selbstmordneigung zu punkten.
Die wahre Geschichte von Elisabeth ist nicht kitschig und süß, aber sie ist echt und lebensnah und das Wiedersehen mit ihr macht wirklich Freude.
-Weitere Vorstellungen:
bis 22. März, Colosseum Theater Essen, Altendorfer Straße 1
-Tickets: 0201 / 804-6060
Autor:Silke Heidenblut aus Essen |
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