Kind rein... Kind raus... fertig?! Artikel 4 von 10

Das Geschäft mit den "anderen Umständen"
Die eigene Wirtschaft um den Bauch der Frau für Sie zusammengefasst

Kinderwunsch, Kondome weglassen, Ovulationstests in Massen, Folsäretabletten vom Arzt, Vitaminpräparate weil es ja so gesund ist… und schwups ist Frau die perfekte, moderne Schwangere. Natürlich läuft diese besondere Zeit bei allen Frauen verschieden ab, dennoch gibt es ein Idealbild der schwangeren Frau, wie sie im Sinne der industriellen Konsumwelt gekonnt propagiert und in Szene gesetzt wird.
Über Körperöle gegen alle möglichen „Folgen“ der vorübergehenden „Unförmigkeit“, deren Wirkungen umstritten sind, bis hin zu durchdachter Mode, Spezialunterwäsche und Nahrungsergänzungsmitteln… der Markt um die Schwangere boomt samt Bauch.
Und ist das Baby einmal da, erschließt sich ein schier endloser Markt.
Hebammeninternen Informationen zufolge müssen die Lebensmittelvertriebe für Babynahrung neue Verkaufskonzepte entwickeln, da „die Babys einfach nicht noch mehr essen können“. Dazu am Ende des Textes mehr.

Diesem Sog an Überangebot zu widerstehen, ist schwer. Doch es ist nicht allein der gesundheitliche Pluspunkt, der den Frauen angeboten wird; vielmehr werden angehende Eltern duch gesellschaftliche Normen und Standartvorstellungen, sowie Negativpresse, unter Druck gesetzt, was entsprechend ihrer „besonderen Umstände“ ein wirkungsvolles Mittel ist Wir befinden uns in einem Netzwerk aus Entfremdung vom Selbst und der Natur, aus Technisierung, Kontrolle, Manipulation und angeblichem Kinderschutz.. Dieses Netzwerk könnte in mancherleuts Augen die allgemeine derzeitige Wirtschaftslage darstellen. Darauf möchte ich mich nicht beziehen.

Fakt ist: Schwangerschaften werden am liebsten durch Vorsorgen lückenlos kontrolliert und überprüft. Geht die Schwangere nicht mit ausgefülltem Vorsorgeheft ins Krankenhaus, wenn die Geburt naht, muss sie seitens des Krankenhauses mit Vorwürfen und Belehrungen . In wessen Interesse?
Wird bei Vorsorgen allein die medizinische Sicht bedacht, führt das nicht selten zu weiteren medizinischen Maßnahmen. Deren Notwendigkeiten seien an dieser Stelle nicht zu bewerten.

Zehn Vorsorgeuntersuchungen soll Frau unter der Schwangerschaft durchführen lassen.
Bei wem? Nicht nur Frauenärzte bieten diese Leistung an. Auch Hebammen begleiten Schwangere vor der Geburt, leisten individuelle Vorsorge und beraten auch über empfehlenswerte und überflüssige Vorsorgemaßnahmen. Viele Hebammen arbeiten ganzheitlich und beziehen sich nicht allein auf medizinische Fakten. Auch wird nicht zuerst das Risiko thematisiert, sondern vielmehr Stärken und schwächen der Frau, an denen gearbeitet werden kann.

Die meisten schwangeren Frauen und Kinder sind vollkommen gesund.
Weil werdende Eltern jedoch früh mit der Einstellung konfrontiert werden, Schwangerschaft sei eine Krankheit und die Geburt ein Risiko, werden sie ängstlich und lassen sich verunsichern.
Kritikerinnen sagen, der Mutterpass lenke den Blick der werdenden Eltern auf mögliche Risiken. Ca. 75 % der Schwangeren seien nur deswegen Risikopatientinnen, weil natürliche Schwankungen im Prozess der Schwangerschaft als krankhaft gedeutet werden.
Ein immer wiederkehrender Fall: Ultraschalluntersuchungen ermöglichen das Ausmessen des Babys und Einschätzungen des zu erwartenden Gewichts.
Doch was angeblich ein Riesenbaby sein soll, das „in relativem Missverhältnis zum weiblichen Becken“ (Ärztedeutsch) steht, ist bei der Geburt, bei der in vielen solchen Fällen von Spontangeburt abgeraten wird, normalgewichtig, ein kleiner Hämpfling, der locker rausgeflutscht wäre.
Entsprechend ängstlich besorgt waren diese Eltern monatelang in der Schwangerschaft und nicht zu vergessen während der Wehenzeit.
Für solcherlei freiwillige Einschüchterung bezahlt Frau auch noch Geld.
Wie oft wird eine Frau, die zur Vorsorge zum Frauenarzt kommt, denn darauf hingewiesen, dass sie keine Praxisgebühr bezahlen muss?
In einer Untersuchung des ARD Wirtschaftsmagazins „Plusminus“ verlangten immerhin 28 von 30 getesteten Frauenärzten zu Unrecht die Entrichtung der Praxisgebühr.
Merken: Für reine Vorsorgen müssen keine Gebühren bezahlt werden. Eine abrechnungsfähige Diagnose lässt sich leicht finden. Einschüchterung findet in hohem Maße statt. Setzen Sie Ihr Recht durch!

Damit nicht genug. Neben Werbeüberfluss durch Elternzeitschriften und Medien werden den Schwangeren Produkte „geschenkt“ die ihr Konsumverhalten nach der Niederkunft beeinflussen sollen. Dieses Anfüttern hat System und sollte auf den tatsächlichen Nutzen hin überdacht werden.

Jede werdende Mama sollte sich die Fragen stellen: Auch wenn ich „Abpumpsysteme vom besten“, Zusatzmilch „mit dem Vorbild Muttermilch“, „Durchschlafen garantiert“ Brei, Beruhigungswippen „mit Lichteffekten, die durchs Zimmer tanzen“ etc kaufen kann… reiche ich meinem Kind als Mutter nicht aus? Brauche ich Ersatzfutter, Ersatzberuhigung, Ersatzwärme, Ersatzplatz, Ersatzantikörper, Ersatzspielzeug? Was sind meine Milch, meine Stimme, meine Wärme, mein Bett, meine Antikörper und meine Finger wert?
Ist Mutter Natur in all den Jahrtausenden so unfähig geworden, dass all das nötig ist?

Warum ist die Werbung bei Schwangeren so erfolgreich?
Ganz einfach: eine Schwangere weint, wenn sie im Fernsehen ein krankes Kind sieht, sie ist psychisch labiler, empfindsamer und gilt ab der 35. Schwangerschaftswoche als nicht vertragsfähig, da sie aufgrund körperlicher Einflüsse Vor Gericht? jederzeit auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren könnte. Und sagt man ihr, was gut für ihr Kind ist und glaubt sie dass sie eine schlechte Mutter ist, wenn… kauft sie zumeist.
Auch den Ersatz der Nachsorgehebamme durch „Call-Center“ Betreuung, was zur Diskussion steht, solltenltern hinterfragen.
Bitte denken Sie daran, wenn Sie einmal Eltern oder Großeltern werden.

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Hebammen und Doulas arbeiten im Interesse der Eltern und Kinder.
Wir sollten uns glücklich schätzen, wenn die derzeitige Entwicklung uns diese wertvollen Frauen nicht nehmen kann. Allerdings sieht es nach wie vor schlecht aus für tausende unserer „Freundinnen am wichtigsten Tag eines neuen Lebens“, so eine Ärztin, die hier anonym bleiben möchte.

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Lesen Sie nächste Woche:
Schönheit, Schmerz und Stress
Drei S, die es in sich haben. Die Geburt…

Artikel in Zusammenarbeit mit www.greenbirth.de

Autor:

Augustine Gueffroy aus Essen-West

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