Ärgernis in ganz Gladbeck: Nichtbehinderte Pkw-Fahrer blockieren oft Behinderten-Parkplätze

Rund 130 Behinderten-Parkplätze gibt es im öffentlichen Verkehrsraum in Gladbeck. Die Plätze sind eigentlich unübersehbar ausgeschildert. Unser obiges Foto zeigt den Sonder-Parkplatz an der Feldhauser Straße in Zweckel in Höhe der dortigen Volksbank-Filiale.
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  • Rund 130 Behinderten-Parkplätze gibt es im öffentlichen Verkehrsraum in Gladbeck. Die Plätze sind eigentlich unübersehbar ausgeschildert. Unser obiges Foto zeigt den Sonder-Parkplatz an der Feldhauser Straße in Zweckel in Höhe der dortigen Volksbank-Filiale.
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Zu übersehen sind die Sonder-Parkplätze für Autofahrer, die nachweislich unter einer starken Gehbehinderung leiden, keinesfalls: Die Plätze sind entsprechend ausgeschildert und auf dem Asphalt durch das allseits bekannte Rollstuhlfahrer-Symbol gekennzeichnet. Und dennoch beschweren sich Parkberechtigte immer wieder, dass in ganz Gladbeck eben diese Sonder-Parkplätze unberechtigerweise von anderen Verkehrsteilnehmern genutzt - oder soll man vielleicht „missbraucht“ sagen? - werden.

Einer der Beschwerdeführer ist Wolfgang Kill. Bis vor einigen Jahren hat sich der gebürtige Gladbecker eigentlich keine Gedanken über das Thema „Behinderten-Parkplätze“ gemacht. „Wenn man selbst nicht betroffen ist, sieht man die Sache aus einem anderen Blickwinkel,“ gibt der fast 70-jährige zu. Doch die Ausgangssituation hat sich grundlegend geändert: Kills Gesundheit hat gerade in jüngster Zeit arg gelitten, im November 2013 bescheinigte ihm der Amtsarzt den Eintrag „aG“ (außergewöhnlich Gehbehindert) in den Behindertenausweis.

Seitdem darf Wolfgang Kill seinen Pkw auf Behinderten-Parkplätzen abstellen. Sofern der Platz frei ist und nicht, wie oftmals der Fall, unberechtigterweise von einem „gesunden“ Autofahrer blockiert wird.

"Sie haben meinen Parkplatz! Wollen Sie auch meine Behinderung?"

Und so was treibt Wolfgang Kill dann „auf die Palme“. Denn diese Parksünder finden sich eigentlich überall in Gladbeck, wie zum Beispiel auf der Feldhauser Straße in Zweckel in Höhe der dortigen Volksbank-Filiale. Gleiches gilt für Behinderten-Parkplätze vor Arzt-Praxen, in der Nähe von öffentlichen Einrichtungen sowie auch vor Lebensmittel- und Supermärkten. „Es ist überall das gleiche Problem,“ hat Kill erkannt.

Ein Problem ist für ihn vor allen Dingen die Uneinsichtigkeit der Parksünder.
„Es gibt die abenteuerlichsten Ausreden, aber oft auch beleidigende Worte und fast schon richtige Wutausbrüche, wenn ich mein Recht auf einen Behindern-Parkplatz vor Ort geltend mache,“ berichtet Kill aus persönlicher Erfahrung.
Die 35 Euro, die für Verstöße im öffentlichen Verkehrsraum als Bußgeld fällig werden, stellen aus seiner Sicht keine Abschreckung dar.

35 €-Knöllchen zeigen keine Wirkung

Und Parkplätze vor Lebensmittel- und Supermärkten befinden sich in der Regel auf Privatgrund, wo keine Knöllchen verteilt werden können. „Ich mache den Marktleitern keinen Vorwurf. Die haben andere Aufgaben, als sich mit uneinsichtigen Parksündern herumzuärgern,“ zeigt Wolfgang Kill Verständnis.
Gleichzeitig fordert er aber von den Parkplatz-Sündern Verständnis für die Anliegen behinderter Autofahrer.

Doch wie kann man dem Problem begegnen. Mit mehr Behinderten-Parkplätzen? Wolfgang Kill winkt ab: „Dann werden auch die von Nichtbehinderten genutzt.“ Der Zweckeler versucht es mit einem Aufruf zu mehr Rücksicht, setzt auf die Einsicht der übrigen Autofahrer.

Ihm zugesagt hat eine Aufklärungs-Aktion des Sozialverbandes „SoVD“, der an Parksünder Infozettel mit einem Aufklärungstext und dem provokanten Spruch „Sie haben meinen Parkplatz! Wollen Sie auch meine Behinderung?“ verteilt.
An eine lang anhaltende Wirkung derartiger Aktionen aber glaubt Wolfgang Kill nicht: „Ich gehe davon aus, dass es mit Worten allein nicht getan ist,“ so Kill. „Manche Leute reagieren nur, wenn es richtig teuer wird.“ Also würde er auch verstärkte Kontrollen und eine deutliche Anhebung des Bußgeldes, möglicherweise mit dazugehörigem Punkt für die Flensburger Verkehrssünder-Datei, befürworten.

Stadt plant keine Schwerpunktkontrollen

Einen Anlass für verstärkte Schwerpunktkontrollen rund um Behinderten-Parkplätze sieht man im Gladbecker Rathaus derzeit allerdings nicht. Es werde im Zuge der allgemeinen Kontrollen gehandelt, versichert Bürgermeisterbüro-Mitarbeiterin Christiane Schmidt. Auch gebe es keine gesetzlichen Vorgaben, wie viele Behinderten-Parkplätze es anteilmäßig der Bewohnerzahl einer Stadt im öffentlichen Verkehrsraum geben müsse. In Gladbeck sind es derzeit cirka 130 Plätze inklusive der Sonder-Stellplätze, die aufgrund entsprechender Anträge in direkter Nähe der Wohnungen Behinderten angelegt wurde.
Auf der Gegenseite gibt es in Gladbecker aber aktuell auch rund 2.600 für die maximale Dauer von fünf Jahren ausgestellte Behinderten-Ausweise.

Nichtbehinderte müssen mehr Rück- und Einsicht zeigen

Falls es Vorschläge für die Einrichtung neuer Behinderten-Parkplätze gebe, werde die Stadt dieses Anliegen von Fall zu Fall überprüfen, versichert Christiane Schmidt.

Und am Ende finden Christiane Schmidt und Wolfgang Kill zusammen: Gemeinsam rufen sie nichtbehinderte Autofahrer zur Rücksicht auf und bitten eindringlich darum, nicht unberechtigterweise einen Behinderten-Parkplatz zu blockieren.

Rund 130 Behinderten-Parkplätze gibt es im öffentlichen Verkehrsraum in Gladbeck. Die Plätze sind eigentlich unübersehbar ausgeschildert. Unser obiges Foto zeigt den Sonder-Parkplatz an der Feldhauser Straße in Zweckel in Höhe der dortigen Volksbank-Filiale.
Wolfgang Kill ärgert sich nahezu täglich darüber, dass Behinderten-Parkplätze von anderen Autofahrern unberechtigterweise blockiert werden.
Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

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