Hattinger Ärzte im Hilfseinsatz: Dr. Karl Schuhmann operierte mit Interplast in Indien, Dr. Alfred Klassen im Südsudan

Dr. Alfred Klassen (links), Oberarzt in der Klinik für Chirurgie des Evangelischen Krankenhauses Hattingen, und Dr. Karl Schuhmann, Chefarzt der Klinik für Plastische/Ästhetische Chirurgie und Handchirurgie der Augusta Kliniken Bochum Hattingen, waren wieder in Sachen humanitärer Hilfe im Südsudan und Indien unterwegs.Foto: Franken
  • Dr. Alfred Klassen (links), Oberarzt in der Klinik für Chirurgie des Evangelischen Krankenhauses Hattingen, und Dr. Karl Schuhmann, Chefarzt der Klinik für Plastische/Ästhetische Chirurgie und Handchirurgie der Augusta Kliniken Bochum Hattingen, waren wieder in Sachen humanitärer Hilfe im Südsudan und Indien unterwegs.Foto: Franken
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Dr. Karl Schuhmann, Chefarzt der Klinik für Plastische/Ästhetische Chirurgie und Handchirurgie der Augusta Kliniken Bochum Hattingen, operierte bis vor wenigen Tagen mit einem zehnköpfigen Team der Organisation Interplast im Vagus Hospital in Bangalore. Wie auch in den letzten Jahren stellte der Plastische Chirurg seine Expertise wieder in den Dienst der humanitären Hilfe.

„Wir waren drei plastische Chirurgen“, erzählt Dr. Schuhmann, „außerdem waren ein Kieferchirurg, drei Anästhesisten, eine Allgemeinchirurgin, eine Assistenzärztin sowie eine OP-Schwester vor Ort.“ Alle Mediziner nutzten ihre eigenen Urlaubstage für diesen Hilfseinsatz im Süden von Indien und operierten hauptsächlich Verbrennungsfolgen, Handfehlbildungen sowie Kiefer- und Gaumenspalten.
Der größte Anteil der durchgeführten Operationen waren Narbenkontrakturen, die durch Hautverpflanzung behoben wurden. Schrumpft das Narbengewebe im Heilungsverlauf und verhärtet sich, spricht man von einer Narbenkontraktur. Häufig treten Narbenkontrakturen bei großen Verletzungen, Verbrennungen oder Entzündungen auf. Die Narben sind ungleichmäßig und verursachen häufig Funktionseinschränkungen, wie verminderte Beweglichkeit einer Extremität, vor allem wenn die Narbe im Bereich eines Gelenkes liegt.
„Viele Menschen in Indien haben starke Verbrennungen erlitten“, so der Mediziner. „Dadurch sind Gliedmaßen aufgrund der Schrumpfung und Vernarbung der Haut nur noch stark eingeschränkt beweglich. Durch eine Verpflanzung von gesunder Haut an die verbrannten Stellen stellt man die Funktion der Körperteile wieder her.“
Hauptsächlich hat das Team Narbenkontrakturen durch Hautverpflanzungen am Hals, den Achseln, am Arm, an der Hand, in der Leiste und am Knie operiert. Dabei handelte es sich nicht um ästhetischen Eingriffe, sondern um die Wiederherstellung der Funktion der Körperteile, um den Patienten weniger Schmerzen und wieder mehr Bewegungsfreiheit zu schenken.
Schwere Verbrennungen treten in Indien oft auch an den Händen auf, da vielerorts noch auf offenem Feuer gekocht wird. "Durch unsere Handoperationen können wir es einigen Menschen ermöglichen, ihre Hände endlich wieder benutzen zu können", so Dr. Schuhmann. „Einige Patienten konnten wir in diesem Jahr zum zweiten Mal operieren und so eine erhebliche Verbesserung des Zustandes erzielen“, berichtete der Plastische Chirurg.
Dr. Schuhmann und das Interplast-Team haben in Bangalore 80 Patienten behandelt und mehr als 90 Operationen in zehn Tagen durchgeführt. „Ohne die tatkräftige Unterstützung der Friends Welfare Organisation vor Ort und die finanziellen Mittel durch Spenden, wäre unser Einsatz nicht möglich gewesen “, so der Mediziner. „Der Einsatz war optimal organisiert und das Team hoch professionell und effizient. Da macht es einfach Spaß zu operieren und man kann sicher sein, dass die Hilfe auch genau an der Stelle ankommt, wo sie dringend benötigt wird.“
Seine humanitären Einsätze sind Dr. Schuhmann ein Anliegen, für das er sich jährlich Zeit und Urlaub nimmt: „Auch für 2019 habe ich bereits wieder einen Einsatz in Indien geplant.“

Zeit und Urlaub für die humanitären Einsätze

Aus seinem christlichen Glauben zieht Dr. Alfred Klassen, Oberarzt in der Klinik für Chirurgie des Evangelischen Krankenhauses Hattingen, die Motivation und die Kraft für die Hilfseinsätze, die er seit Jahren macht. Sei es Mozambik, sei es Malawi. Oder, wie diesmal, der Südsudan. „Schon mit meinem Vater war ich in Paraguay unterwegs, um in den kleinen Dörfern Hilfe zu leisten.“
Im Krankenhaus des südsudanesischen Turalei gab es diesmal wieder viel zu tun. „Als Gynäkologe, Chirurg, Psychiater“, sagt der in Paraguay geborene Unfallchirurg Klassen. Vermittelt von der Aktion Canchanabury kam er in das kleine 40-Betten-Haus der afrikanischen Diözese, das seit zehn Jahren besteht. Es ist, so sagt er, eines der besseren Krankenhäuser des Landes und betreut im weiten Umkreis rund 300.000 Menschen, die teilweise extrem lange Anreisewege in Kauf nehmen. „Es spricht sich rum, wenn ein ausländischer Arzt da ist.“
Er habe einige Kilos abgenommen, stellt Klassen fest, die aber „leider längst wieder drauf sind.“ Und er lobt die Zusammenarbeit mit den freundlichen Menschen vor Ort. „Wir hatten einen Pfleger“, erinnert er sich lachend, „der dort die Anästhesien machte: sehr effektiv, aber eben ohne Studium.“
Und wenn jemand sagt: „Ich bin ja kein Arzt und kann deshalb nicht helfen“, wird Dr. Klassen echt ärgerlich. „Dort unten“, sagt er, „wird jede Hand gebraucht. Maurer, Elektriker und noch mehr.“ Und das sei auch in Burundi so. „Dort bin ich im nächsten Januar erneut im Hilfseinsatz.“

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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