Besinnliches von Mirco Quint: "Der Tod: Lehrer des Lebens"

Pastor Mirco Quint, St. Mauritius Niederwenigern
  • Pastor Mirco Quint, St. Mauritius Niederwenigern
  • hochgeladen von Roland Römer

Auf einem Grabstein in Irland findet sich die ungewöhnliche Frage: „Gibt es ein Leben vor dem Tod?“

Die trauernden Angehörigen bewegte zunächst weniger die Frage des Weiterlebens nach dem Tod. Vielmehr stellte sich ihnen am Grab die Frage nach einem lebenswerten Leben vor dem Tod.
Wenn wir unser Leben von seinem Ende betrachten, erscheint das Leben in einem anderen Licht. Dann werden uns so manche Fragen klarer, eindeutiger, mitunter auch entschiedener: Wozu lebe ich? Was ist wichtig, was eigentlich unwichtig? Wofür lohnt es sich zu kämpfen und gelegentlich auch zu leiden? Wofür habe ich Zeit und wofür nehme ich mir Zeit? Sterben und Tod setzen neue Maßstäbe für das Leben, woran sich „erfülltes Leben“ messen lassen mag.
Wenn wir an Allerheiligen und Allerseelen der Toten gedenken, dann denken wir „fast zwangsläufig“ über das eigene Leben nach – und über die eigene Sterblichkeit. „Man stirbt viele kleine Tode, bis man den letzten stirbt“, sagt eine alte Volksweisheit.
Nehmen wir nur einmal unsere Sprache beim Wort: Da wird jemand totgeschwiegen oder gar mundtot gemacht; ein anderer stirbt vor Angst oder langweilt sich zu Tode; da ist jemand für mich gestorben, weil ich ihn auf den Tod nicht leiden kann und der mag darüber zu Tode betrübt sein oder sterbenskrank werden.
Sterben und Tod sind längst Teil unserer Alltagssprache geworden. Warum tun wir uns dann so schwer, ganz persönlich über den Tod zu sprechen?!
Der Tod ist eines der letzten Tabus in unseren Partnerschaften und Freundschaften, in unseren Ehen und Familien, in unserer Gesellschaft schlechthin. Da blenden wir den Tod lieber aus unserem Leben aus. Jedoch: Unsere Toten erinnern uns daran, dass auch wir sterblich sind.
Allerheiligen und Allerseelen sind (GE)DENKTAGE, die uns zu denken geben: Der Tod ist ein Lehrer des Lebens. „Das Leben muss man das ganze Leben lernen; und, was vielleicht noch mehr erstaunen mag: Das ganze Leben lang muss man sterben lernen“, schreibt der römische Philosoph Seneca in „Von der Kürze des Lebens“.
Auch Christen müssen sterben lernen. Jesus selbst hat in seinem Sterben am Kreuz den Ernstfall des Todes durchlitten. Er hat uns das Sterben nicht abgenommen, aber er hat die Hoffnung geweckt, dass der Tod zur versprochenen „Fülle des Lebens“ führt. „Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt“ (Joh 11,25), so sein Versprechen, dass uns hoffen lässt über Allerheiligen und Allerseelen hinaus.
Ihr
Pastor Mirco Quint,
St. Mauritius Niederwenigern

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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