Katzenliteratur

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Guten Morgen, dass kann man heute gut gebrauchen.
Hier ist wieder Katzenreporter Marko für euch da draußen, bzw. hoffe ich, das ihr irgendwo geschützt unter gebracht seid.
Ich möchte mich für die Verspätung entschuldigen, aber mein Revierrundgang heute morgen ging etwas daneben. Erst war alles palletti, doch dann rauschte es ganz wild in den noch nicht vorhandenen Blättern und ich lag auf der Seite im nassen Gras, mein Fell flog mir über die Ohren. Könnt ihr euch vorstellen, wie das ist, wenn eine regennasse Böe von hinten nach vorne durch euer Fell saust? Habe sofort den Rückwärtsgang eingelegt und zurück ins Nest. Habe jetzt eine Stunde gebraucht, bis Maika meine Haarpracht wieder gestylt hatte. Wollte ja nicht ungepflegt vorm Laptop sitzen, was würdet ihr von mir denken.
Dann komme ich frisch geleckt in die Redaktion und auf dem Boden kommen mir nasse Platschfußabdrücke entgegen, WOSKAR.
Meinen Kaffee hat er auch getrunken.
Für dieses Hundewetter habe ich um entschieden. Keine Anerkennungstipps, heute bleibt lieber zu haus, ruht euch aus, malt einen Osterhasen oder Maus und trinkt in Ruhe euren Kaffee aus, wenn ihr noch welchen habt und schmeißt die Frösche raus.
Statt dessen kommt ein Krimi, genau richtig für dieses Wetter. Er ist länger als die Tipps, dann seid ihr auch länger beschäftigt und rennt nicht auf der Straße rum. Diese Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten. Das Krimierfinden muss ich noch üben, aber ich will ja immer noch Schriftsteller werden. Tut mir leid, da kommt noch was auf euch zu. Aber für heute lassen wir es mal mit der Sturmwarnung gut sein. Der Tag ist schon schwer genug.
Los geht`s. Emh, nehme ich zurück, das merkt ihr ja auch so.

Die Leiche im Niemandsland
Es war einer dieser Tage, die ganz normal beginnen. Die Eltern wurden vom Wecker je aus dem Schlaf gerissen. Es war Zeit, die Kinder liebevoll zu wecken, damit sie sich für die Schule fertig machen konnten. Die Mutter, eine gut aussehende, etwas klein geratene Brünette, schmiert den Kindern die Schulbrote und füllt das Gemüse und Obst in kleine Dosen, kontrolliert die Tornister und schick die drei Kleinen mit freundlichen Abschiedsworten und Aufmunterungen auf ihren Schulweg. Der Vater macht sich bereit für einen neuen Arbeitstag. Nach dem Frühstück küst er seine Frau und steigt in sein Auto, einen schwarzen Opel Mondäno. Die Mutter bleibt allein mit den bezaubernden Haustieren zurück. Aufopferungsvoll versorgt sie ihre Lieben, kreiert wie jeden Morgen eine abwechslungsreiche Mahlzeit für den treuen Hund und die intelligenten Katzen, zwei an der Zahl. Sie bürstet das seidige Fell und reinigt die Näpfchen. Danach fegt sie alles zusammen und pflegt die Räume. Zur Mittagszeit bereitet die Hausfrau ein gesundes Mal für die hungrigen Heimkehrer. Es klingelt an der Haustür,und die fröhliche Kinderschar ergießt sind ins Haus und überschwemmt die ganze Wohnung. Die Ruhe des Morgen ist Vergangenheit und die Tier ziehen sich schlagartig in ihre Schlupflöcher zurück, denn jetzt ist die Luft getränkt mit fliegenden Taschen, Turnbeuteln, Schuhen, eben mit allem, was ein Schulkind für einen schönen Nachmittag nicht mehr benötigt. Hände waschen und dann zu Tisch. In der fröhlichen Runde werden Neuigkeiten ausgetauscht, über die Lehrer hergezogen und das Nachmittagsprogramm erörtert, nur von Hausaufgaben spricht niemand. Dieses leidige Thema ist der Mutter vorbehalten und wie jeden Mittag schneidet sie es an und wie jeden Tag sind die Kinder ganz überrascht von solchen Tatsachen, denn am liebsten würden sie solche Sachen vergessen. Doch da läßt Mutter nicht mit sich spaßen. Juli, die Älteste ruf :,,Heute Nachmittag kommt Emma zu uns, um drei Uhr. " Und Stefanie, die Mittlere der beiden, ( haha, den konnte ich mir jetzt nicht verkneifen, wollte eigentlich einen ganz seriösen Krimi schreiben, der auf Tatsachen beruht. Na ja, ruhen tut er ja immer noch, Tschuldigung) erhebt ihre Stimme :,, Rifka kommt auch ".,, Schön " antwortet Mama, ,, dann macht schnell eure Hausaufgaben, damit ihr fertig seid, wenn eure Freunde kommen ". Nur ihr kleiner Bruder stiert auf seinen Teller und zählt an seinen Fingerchen ab, wie viel Mädchen er an diesem Nachmittag wird ertragen müssen. Die Kinder beginnen mit ihrer Arbeit, die Mutter räumt denTisch ab und die Küche auf. Der kleine Benedikt braucht noch Hilfe und Unterstützung, er trödelt gerne rum. Punkt drei Uhr klingelt es an der Tür und zwei Mädchen stehen erwartungsvoll davor. Den Kinderlärm verdoppelnd stürmen sie herein und gleich hinaus in den verträumten Garten. Er liegt in der warmen Nachmittagssonne und die wilde Horde tobt über den Rasen, ein Ball fliegt in die Rosen und die Kleinen juchsen und kreischen um die Wette Auch die Nachbarin nimmt Anteil an dem fröhlichen Treiben. Sie schreit über den Zaun :,, Was ist denn hier los? Sowas hat es hier noch nie gegeben! Es ist Mittagspause, da hat es ruhig zu sein ". Mit der Ruhe im eigenen Garten hat sie leider recht, die Enkelin darf nicht in den gepflegten Park oder besser Pärkchen. Das niedliche Kind muß sich auf der Straße vergnügen und in den Nachbargärten austoben, was sie auch ausgiebig macht ( ich bin immer ganz dringend verhindert, wenn sie kommt). Diese Tatsache verleiht ihr aber eine große Selbstständigkeit, mit ihren vier Jahren fährt sie schon allein auf der Straße Fahrrad , während die eigene Nachwüßler ständig begleitet, beäugt und kontrolliert werden. Nachdem die Frau von nebenan ihre geschätzte Meinung kund getan hat und ihren Ärger über den Zaun geworfen hat, zieht es die Jugend auf die Straße, hinaus zu Abenteuern. Und es herrscht Ruhe in Haus und Flur. Die Mutter verarbeit das nachbarliche Gespräch und das Gemüse. Beim Kohlkopfhacken wird sie langsam ruhiger. Was für ein Tag. Denk die ahnungslose Mutter und freut sich auf einen ruhigen Abend mit einem netten Gespräch mit dem Vater der Kinder.
Nach einiger Zeit hört sie schon von Weitem die Stimmen der Kinder. Je näher sie dem Haus kommen, desto deutlicher bemerkt die Mutter eine Anspannung in den Ausrufen der Rückkehrer. Sie geht schnell zur Tür, öffnet sie und schaut in rote, erhitzte und völlig bleiche Gesichter. Schnell stürmen die Welteroberer an ihr vorbei ins sichere Haus. Die Mutter folgt ihnen. Juli hängt auf einem Stuhl, preßt sich die Hand auf den Bauch und stöhnt :,, Mir ist so schlecht" und schnappt nach Luft, auch die anderen sehen nicht viel besser aus.,, Was ist passiert " stößt die langsam doch sehr besorgt Mutter hervor. Vor ihrem Inneren Auge läuft ein Horrorscenarium nach dem anderen ab. Überfall, Unfall, ein Fall für Sherlock Holmes. Doch Juli stöhnt nur auf und die anderen Kinder schauen sich verängstigt an. Die Erziehungsberechtigte muß sich sehr zurückhalten,um die aufgescheuchte Schar nicht anzuschreien und zu schütteln. Doch dann öffnet Juli den Mund und sagt kaum hörbar :,, Da ist einer umgebracht worden! " Der Mutter werden die Knie weich. Dieser Satz hat aber die Erstarrung weggesprengt und auf einmal reden alle hitzig durcheinander, dass bringt Mutter aber auch nicht der Wahrheit näher und sie beginnt gezielt Fragen an Einzelne zu stellen.,, Wo seid ihr denn gewesen? " fragt sie Stefanie. Stefanie schluckt einmal und bringt dann heraus :,, Im Niemandsland " mit angstgeweiteten Augen flüstert sie noch,, da ist alles voller Blut ". Die Gefährten nicken mit den Köpfen.,, Lag denn da jemand? " stellt Mama ganz vorsichtig die Frage. Kollektives Kopfschütteln. Na, Gott sei Dank. Hoffnung keimt auf. Etwas forscher fragt sie nach weiteren Details, doch die Zeugenaussagen decken sich nicht unbedingt. Jetzt, hier im sicheren Heim und an der Seite der Mutter entspannt sich das Expeditionsteam sichtlich. Juli hat wieder etwas Farbe im Gesicht und japst nicht mehr so nach Luft und die hochroten Flecken der anderen haben sich auch abgeschwächt. Mutter schaut in die Runde, Sherlock Holmes ist in ihr erwacht und sie faßt einen Entschluß.,, Wir gehen und gucken uns das mal genauer an " verkündet sie. Plötzlich hat sie wieder das blanke Entsetzen um sich herum , ungläubige Blicke starren sie an.,, Niemals " ist die einhellige Meinung.,, Aber passt mal auf. Wenn da etwas Schreckliches passiert ist, müssen wir das doch wissen und dann die Polizei benachrichtigen. " Zustimmendes Kopfnicken.,, Doch ich möchte nicht die Polizei rufen, ohne dass ich mir das angesehen habe ", erklärt Sherlock Holmes den unfreiwilligen Ermittlern. Das Nicken fällt drastisch geringer aus. Mutter übernimmt erst mal wieder und gibt allen Apfelsaft zu trinken und stellt Kekse auf den Tisch. Zögerlich greifen die Zeugen zu . Nachdem der verschreckte Haufen Saft getrunken und Kekse gekaut hat, hat sich die Gesichtsfarbe noch deutlich verbessert und Sherlock Holmes wird wieder eingewechselt.,, Also, wer geht denn nochmal mit? " Erst herrscht Schweigen, dann sagt der Erste,, Gut, aber ich hole eben meinen Hund, der muss mit. " Diese Worte bringen Leben in die Gruppe und der erste Forscherdrang keimt wieder auf. Vorsichtige Blicke von einem zum anderen und dann ein zarghaftes Nicken. Und als Torben mit seinem Hund erscheinen, steht der Entschluss fest. Wir sehen der Wahrheit ins Gesicht. Und so zieht die kleine Karawane los. Vorweg Torben und Hund Sandy, ein kurzbeiniger rötlich brauner Mischlingshund, der Kinder, aber keine Katzen mag, gefolgt von Stefanie, Rifka und Emma, Juli und Benedikt bleiben in der Nähe des Ermittlers. Den Schluß bildet Kater Marko ( ich) . Mutig, mit hocherhobenem Kopf und Schwanz folgt er dem Ermittlerteam. Sorgsam bedacht, einen möglichst großen Abstand zum Bluthund und Fährtensucher zu halten. So zieht die merkwürdige Gruppierung durch die nachmittägliche Wohnsiedlung. Die anderen Anwohner mögen sich wundern und amüsieren über den Tross, der da an ihnen vorüber zieht, während sie ihren Vorgarten bearbeiten, Unkraut entfernen, Buntes pflanzen und die Nachbargärten mit ihrem vergleichen. Denn sie wissen ja nichts von dem Drama, dass sich hinter ihren Gärten abgespielt hat, während hier alles scheinbar friedlich in der Sonne liegt. Die Sonne bringt es an den Tag. Am Ende der Bebauung biegt die Expedition nach rechts und betritt das sogenannte Niemandsland. Das Niemandsland gehört schon jemandem, einem Bauern, aber der tritt nie in Erscheinung und direkt hinter den Gärten wächst alles, wie es will. Niemand kümmert sich darum. Es ist mit Büschen und Brombeerranken bewachsen, auch kleiner Baumgruppen und noch mehr Brombeeren findet man. Es geht steil bergauf, bis zu einer Wiese. Der Schritt der Vorhut wird merklich langsamer und fragende Blicke richten sich auf Bluthund und Sherlock Holmes. Aber weder das Tier, noch der Detektiv zeigen Anzeichen von Besorgnis. Trotzdem lässt die Spitze den Rest aufschließen. Noch ein paar Schritte auf die Wiese und der Zug kommt zum Stehen. Alle rotten sich zusammen, nur der Kater hält Sicherheitsabstand zur Spürnase. Vor ihnen liegt am Ende des Grünstreifens eine Ansammlung kleinerer Bäume in deren dunklem Schatten eine Art Höhle zu erkennen ist. Die Kinder deuten nur mit der Hand zu dem Loch. Jetzt ändert sich die Reihenfolge. Sherlock Holmes übernimmt die Führung und nähert sich dem Tatort. Es macht sich wieder deutlich Ungehagen breit und die Übrigen rücken noch näher zusammen. Was wird sich im Dunkel der Bäume zeigen. Ein bisschen weicht der unerschrockene Ermittler zurück und die besorgt Mutter kommt durch. Der neugierige Detektiv und die verantwortungsvoll Mutter betreten zusammen den kalten Ort , denn bis hierhin hat die Sonne noch nicht ihre wohlige Wärme schicken können. In dem trüben grünlichen Licht,dass durch die Blätter sickert, erschaudern die beiden. Nach dem hellen Sonnenschein muß sich das Auge erst an die Dunkelheit anpassen und nur langsam nimmt die Umgebung Konturen an, tritt die Wahrheit ans Licht. Unter den Bäumen wurde ein Freiraum geschaffen. Nackter Erdboden breitet sich zu Füßen des Detektivs aus. In einer Ecke liegt ein Bündel Stoff, über und über mit etwas Rotem beschmiert, der Tatort. Blutverschmierte Kleidung des Opfers? Ein schneller Rundumblick lässt keine Leiche erkennen. Die genauere Untersuchung des Stoffes ergibt : Es handelt sich um einen alten feuchten Bettbezug, der im Laufe der Zeit verschimmelt ist. Die Schimmelpilze haben das Tuch rot gefärbt. Genaueres wird erst die Laboruntersuchung ergeben. Ein großer Stein fällt der Mutter vom Herzen, der Detektiv ist etwas enttäuscht. Zurück im Sonnenschein klärt die Mama den Tatbestand auf. Erst herrscht noch Skepsis unter den Tatortzeugen, aber dann macht sich allmählich allgemeine Erleichterung breit, verhaltenes Grinsen huscht über die Gesichter. Doch bevor der Heimweg endgültig eingeschlagen wird, muss Sandy erst noch den vermeintlichen Tatort nach weiteren Spuren abschnüffeln. Er findet nichts Interessantes, auch das Betttuch erregt nicht seine Aufmerksamkeit, wenn dann höchstens ein paar Mauselöcher. ( verständlich) Die Stimmung wird immer lockerer und die Nachmittagsruhe wird wieder von fröhlichen Kinderstimmen zurück gedrängt. Im Hauptquartier fallen die nun hungrigen Ermittler über Keks und Saft her. Viel zu bald werden die Freunde von ihren Müttern abgeholt. Sie lauschen erstaunt den Berichten ihrer Kinder. Abends, als der Vater heim kommen, wird ihm lautstark von dem Mord im Niemandsland erzählt. Was für ein Tag.
Jetzt habe ich auch endlich meinen Kaffee und die Sonne scheint und es flog gerade etwas merkwürdiges am Fenster vorbei, es wird doch keine Kröte gewesen sein?
Einen schönen Tag noch, bleibt mit den Füßen am Boden, erfreut euch an eurer Windstoßfrisur Marko

Autor:

Sabine Heiermann aus Iserlohn-Letmathe

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