Das erfrischend andere Filmfestival

Darf stolz auf sich sein: Anna Hepp, in Köln lebende und aus Marl stammende Filmemacherin. Foto: Halstenbach
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  • Darf stolz auf sich sein: Anna Hepp, in Köln lebende und aus Marl stammende Filmemacherin. Foto: Halstenbach
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So sieht ein Erfolg aus: Rund 1200 Gäste genossen das so erfrischend andere, weil lockere "2. Kirchliche Filmfestival" im Cineworld Recklinghausen.
In der ersten Etage trennte lustigerweise eine Stellwand im XXL-Format des in Kürze startenden Action-Spektakels "Sucker Punch" den VIP-Bereich ab, in dem die angereisten Filmschaffenden der anspruchsvollen Szene mit Pressevertretern plauderten und sich mit Kaffee während der anstrengenden, aber auch spannenden und kurzweiligen Stunden stärkten.
Drei Tage lang dauerte das Festival, das alles hatte, was ein Festival ausmacht: Beifall, allgegenwärtige Kameras, Nervenkitzel, Aufregung, Gelächter, betroffenes Schweigen, strahlende Gesichter, Preise, Lobesreden, Diskussionen und überraschende Fragen aus dem Publikum, die nicht mal Journalisten so ohne weiteres abschießen: "Wie hat sich der Film auf Ihre Ehe ausgewirkt?" - "Wie viel verdienen Sie?". Auch Nerviges - wenn ordentlich ausshende Menschen mittleren Alters während eines Film über Tod und Trauer lauthals quatschen, dumme Witze reißen - gehört wohl unvermeidlich dazu.

Das mehrheitlich interessierte und gesittete Publikum kam ganz nah heran, beispielsweise an die beiden lustigen Schwestern Yasemin und Nesrin Samdereli, die nach ihren TV-Erfolg "Türkisch für Anfänger" nun mit ihrem Kino-Debüt-Film "Almanya - Willkommen in Deutschland" auf allen Kanälen in sämtlichen Feuilletons gefeiert werden und dem Filmfestival einen Bombenstart verschafften. Sehr charmant wird Schauspielerin Günay Köse ("Anduni - Fremde Heimat") in Erinnerung blieben.
Nahezu ein Heimspiel hatte Regisseurin und Drehbuchautorin Anna Hepp: Die gebürtige Marlerin lebt jetzt in Köln. Ihr Dokumentarfilm "Rotkohl und Blaukraut" (ein ganz besonderes, authentisches Familienportät) ist wunderbar gelungen. Dass sie mit ihren Protagonisten persönlich befreundet ist, tut dem Film sehr gut. Dass die Mitwirkenden (die Ehepaare Hakan Sedar Simsir und Tanja Sengelhoff aus Marl sowie Jens Möller und Özen Simsir, die in Dortmund leben) sich den Film anschauten und Fragen des Publikums beantworteten, trug zum Charme des Kirchen Filmfestivals bei.
Britta Wauer, die den Hauptfilmpreis erhielt, freute sich sehr über die Glückwünsche von Dr. Uli Spies: Den Grimme-Preis-Referenten hatte die Berlinerin bereits 2005 kennengelernt, als sie in Marl den Grimme-Preis für "Die Rapaports" erhielt.
Britta Wauer und Anna Hepp, die Samdereli-Schwestern, Regisseurin Samira Radsi, Schauspielerin Günay Köse: Das Festival wurde geprägt von starken, fleißigen, ideenreichen und ausdauernden Frauen, die mit geringem Budgets pralle Filme drehen, sich nicht beirren lassen und ihren Weg konsequent gehen.
Britta Wauer, die sich über ihr Ölbäumchen und den 2000-Euro-Geldpreis ("kann ich sehr gut brauchen") freute, hat mit ihrem Film über den Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee ein faszinierenden Portrait über einen ungewöhnlichen Ort beschaffen. Weihbischof Friedrich Ostermann (ist als Vertreter des Bistums Münster bei der "Berlinale" sehr filmbewandert) brachte es auf den Punkt: "Sie haben uns an die Hand genommen und durch diese Oase der Nachdenklichkeit geführt."
Nach dem zweiten erfolgreichen Event dürfte das vom Arbeitskeits Kirche + Kino gestemmte, ökumenische "Kirchliche Filmfestival" sich über einen Fortbestand keine Sorgen machen. Schon seit neun Jahren läuft die vom AK Kirche + Kino gestaltete monatliche Reihe "Bilderwelten/ Weltenbilder" im Cineworld.
Tipp: Am Sonntag, 3. April, ist um 11.30 Uhr (pünktlich) der in Cannes mit dem Großen Filmpreis ausgezeichnete Film "Von Menschen und Göttern" in einer Sondervorstellung zu sehen.
(Mehr über das 2. Kirchliche Filmfestival in der Stadtspiegel-Ausgabe am 23. März 2011.)

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Emmerich am Rhein

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