Japan: Kaum noch Hoffnung, Überlebende zu finden

Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks. | Foto: Foto: privat
  • Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks.
  • Foto: Foto: privat
  • hochgeladen von Susanne Schmengler

Erdbeben, Tsunami, Atomkatastrophe: Seit Freitag überschlagen sich die schlechten Nachrichten aus Japan und sorgen auch in Deutschland für Bestürzung, Mitgefühl und Angst vor einem weltweiten Umwelt-Desaster.
Das leidgeprüfte Team der I.S.A.R. Germany stand bereits am ersten Tag des Geschehens in den Startlöchern. Die deutsche Hilfsorganisation mit Sitz in Moers und Duisburg hat schon in vielen Krisenherden weltweit gearbeitet, zuletzt im tunesisch-libyschen Grenzgebiet. Bereits am Freitag überprüfte I.S.A.R. („International Search and Rescue“) Einsatzmöglichkeiten in Japan. Noch am Abend machten sich drei Experten der Organisation, die für ihr Engagement 2010 mit dem „Bambi“ ausgezeichnet wurde, auf den Weg, um zunächst die Lage zu erkunden und einen möglichen Einsatz von I.S.A.R.-Spezialisten vorzubereiten.
Im Gegensatz zu einem Erkundungsteam kann eine solche Spezialeinheit aber nur auf ausdrücklichen Wunsch der jeweiligen Regierung in ein Katastrophengebiet reisen. Ein entsprechendes Hilfeersuchen der japanischen Regierung liegt jedoch bislang nicht vor. „Für I.S.A.R. Germany als zertifiziertes Team der Vereinten Nationen sind die Vorgaben der japanischen Regierung bindend“, erklärt I.S.A.R.-Präsidentin Dr. Daniela Lesmeister. Nur so sei eine Koordination von Hilfsteams in Katastrophenlagen möglich.
Ein weiteres Problem stellt die Lage im Atomkraftwerk Fukushima dar. Laut der I.S.A.R.-Präsidentin ist dadurch das Risiko für die Hilfsteams momentan nicht kalkulierbar. Die Situation in Japan wird durch die Experten im I.S.A.R.-Informations- und Lagezentrum ständig neu bewertet. Dazu steht man dort im engen Kontakt mit dem Erkundungsteam und den zuständigen Behörden in Japan und Deutschland.
So kehrte das Expertenteam am Sonntag zunächst nach Deutschland zurück. „Es besteht kaum noch Hoffnung, Überlebende zu finden. Es könnte höchstens sein, dass wir noch für medizinische Hilfe gebraucht werden“, sagt I.S.A.R.-Pressesprecher Mark Rösen.
Ähnlich sieht es bei vier Mitarbeitern vom Moerser Ortsverband des Technischen Hilfswerks aus. Harald Auding, Timo Eilhardt, Thorsten Liesenberg und Peter Maßling wurden am Samstag in dem 40-köpfigen SEEBA-Team (Schnelleinsatzeinheit-Bergung-Ausland) ins Erdbebengebiet in den Ort Tome, etwa 50 Kilometer nordöstlich von Sendai, entsandt. Doch der Einsatz wurde mittlerweile abgebrochen. „Es gibt nur eine gewisse Zeitspanne, in der man möglicherweise noch Leben retten kann“, erklärt THW-Sprecher Frederik Vongehr. „Das macht jetzt keinen Sinn mehr.“
Nun arbeitet das THW mit Hochdruck daran, seine Leute aus der Katastrophenregion herauszuholen, bevor die atomare Gefahr möglicherweise zu groß wird. Ein schwieriges Unterfangen, da der telefonische Kontakt und die Infrastruktur in Japan quasi zusammengebrochen sind.
Die Katastrophe hat der Diskussion über Atomkraft in Deutschland neuen Schwung gegeben. Bundesweit gab es Mahnwachen, die Grünen forderten erneut nachdrücklich ein Umdenken von Atom- auf Windkraft, gerade vor dem Hintergrund der geplanten Windkraftanlage in Moers-Kohlenhuck.
„Wer den Ausstieg aus der Atomkraft will, muss auch die erneuerbaren Energieträger wollen“, kritisierte Elisabeth Hanke-Beerens vom Grünen-Ortsverein Moers die anderen Parteien.

Autor:

Susanne Schmengler aus Duisburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.