Windenergiepark im Styrumer Ruhrbogen könnte 2016 realisiert werden

Auf der Deponie Kolkerhofweg im Styrumer Ruhrbogen, gleich gegenüber des Alstadener Ruhrbogens, könnte eins der beiden Windräder entstehen.
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"Die Errichtung von Windenergieanlagen in den Styrumer Ruhrauen, gleich gegenüber des Alstadener Ruhrdeiches, ist grundsätzlich nicht unmöglich." - So lautet das Ergebnis der von dem Mülheimer Energiedienstleister (medl) in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie. Zu dem gleichen Schluss kommen auch die Gutachter, die im Auftrag des Ruhrverbandes eine artenschutzrechtliche Prüfung durchgeführt hatten.

Unterm Strich könnten von den ursprünglich drei angedachten Windrädern zwei aufgestellt werden: eins auf der Deponie Kolkerhofweg, eins auf einer Fläche des Ruhrverbandes. Die Voraussetzungen dafür, so steht es in der Vorlage "Sachstandsbericht Windenergiepark Styrumer Ruhrbogen", die Ende Oktober dem Mülheimer Umweltausschuss vorgelegt wurde, seien geschaffen worden. Zwar empfehlen die Gutachter sowohl während als auch nach der Bauzeit Vermeidungsmaßnahmen, um Tiere vor allem während der Brutzeit nicht zu stören, ansonsten aber geben sie grünes Licht. Sollten die Anlagen den Tieren im Weg stehen, "könnten sie eine gewisse Zeit langsamer laufen oder abgestellt werden", sagt Ulrike Marx, Mitarbeiterin der Koordinierungsstelle Klimaschutz im Mülheimer Dezernat Umwelt, Planen und Bauen in Mülheim, gegenüber der WAZ. Weil sich die Stadt Mülheim bereits im Jahr 1992 verpflichtet hatte, die Ziele des Klima-Bündnisses zu erfüllen, "ist es ein wichtiges Ziel und auch Zeichen zur Umsetzung dieser Klimaschutzziele, die Errichtung von Windenergieanlagen auf den Windvorrangflächen im Stadtgebiet zu fördern."

Bürgerring Oberhausen-Alstaden wird Vorhaben nicht hinnehmen

"Die Bürger Alstadens und der Bürgerring Oberhausen-Alstaden, als größte Interessenvertretung Oberhausener Bürger, werden ein solches Vorhaben aufgrund der damit verbundenen Nachteile für die Alstadener Bürger nicht kritiklos hinnehmen und fordern hiermit die Beteiligung am Planungsverfahren", schreibt Jens Kassen, Vorsitzender des Bürgerrings Oberhausen-Alstaden 1950, in einem Brief an Klaus Wehling, Oberbürgermeister der Stadt Oberhausen. Zum einen befürchtet der Rechtsanwalt Probleme optischer Art durch Schattenwurf und Blitzlichteffekt, zum anderen akustische Probleme durch Rotorengeräusche und Infraschall. Unbestritten seien außerdem die Gefahren für Flora und Fauna.

Gegen die Errichtung und Inbetriebnahme spricht sich auch die SPD Oberhausen aus. "Wir halten den Standort für ungeeignet", sagt Manfred Flore, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion, gegenüber der WAZ. Den geplanten Bau in der Nähe der Ruhrauen halte er für wenig sinnvoll. Vielmehr müsste das Naherholungsgebiet geschützt werden.
Nicht hinnehmen möchte auch die CDU Oberhausen die Windräder. Dominik Stenkamp, Sprecher der BV-Fraktion, zur WAZ: "Wir Alstadener wollen das nicht." Andernfalls würde die Wohnqualität verringert. Er möchte, gern auch parteiübergreifend, mit der Stadt Mülheim zu einer gemeinsamen Lösung kommen.

Erste Gespräche zwischen Stadt, medl und Investoren

Gespräche zwischen Mülheimer Stadtverwaltung, medl und möglichen Investoren hat es wohl schon vor zirka zwei Jahren gegeben. Allerdings hatte die Stadt Mülheim immer auf die Gutachten verwiesen, deren Ergebnisse bis vor Kurzem noch nicht vorgelegen hatten. Nun liegen diese vor - und "wir sind nach wie vor an einer Projektierung interessiert - gern auch an beiden angedachten Windrad-Standorten", gibt Michael Scheckel, Projektentwickler bei der Unternehmensgruppe SL Naturenergie, auf Anfrage der Mülheimer Woche Auskunft. "Wir haben ganz grob durchkalkuliert, eine generelle Wirtschaftlichkeit liegt vor." Jetzt müsse der Projektentwickler ins Detail gehen: Vor allem die Zuwegung könne problematisch werden - und auch der Deutsche Wetterdienst gebe derzeit noch nicht endgültig grünes Licht. Die Anwohner, vor allem auf Oberhausener Seite, möchte Scheckel beruhigen: Natürlich handele es sich bei dem Bau der Windräder um einen "Eingriff ins Landschaftsbild" und sei das Ruhrgebiet "prinzipiell nicht ganz so geeignet wie vielleicht andere Regionen in Rheinland oder Ostwestfalen". Insbesondere Schall und Schatten dürften jedoch keine Auswirkungen haben. "Wir werden alle Grenzwerte einhalten." Voraussichtlich anderthalb Jahre würde der Bau eines Windrades dauern, schätzt Marx.

Ausbietungsverfahren laufen wohl an

Von einer möglichen Realisierung in 2016 geht auch Scheckel aus - "wenn nichts dazwischen kommt". In den nächsten Wochen würde wohl das Ausbietungsverfahren anlaufen, das Interesse seitens SL wurde nochmals schriftlich bei der Stadt Mülheim bekundet. Anschließend, so vermutet der Projektentwickler, würde wohl der Rat der Stadt Mülheim entscheiden. Sollte die Unternehmensgruppe den Zuschlag erhalten, wolle man bezüglich der noch nicht abschließend geklärten Punkte ins Detail gehen. Ob es andere Konkurrenten gibt, konnte Scheckel nicht sagen. Nur so viel: "Wir wollen die Menschen vor Ort so früh wie möglich mitnehmen."

Hintergrund:
Für den Bau eines Windparks im Styrumer Ruhrbogen könnte der Anlagentyp "Binneland Windenergieanlage" infrage kommen. Der Nordex 117 zum Beispiel hätte eine Gesamthöhe von 178,5 Metern (Narbenhöhe von 120 Metern und Rotordurchmesser von 117 Metern) und eine Nennleistung von 2400 kW.

Autor:

Lisa Peltzer aus Oberhausen

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