Fotografien von Brigitte Kraemer im Kleinen Schloss der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen

Brigitte Kraemer im Kleinen Schloss der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen
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"Brigitte Kraemer - Mann und Auto, Die Bude, Im guten Glauben. Reportagen und Fotografien von 1985 bis heute" so lautet der Titel der Fotoausstellung, die in der Panoramagalerie im Kleinen Schloss der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen gezeigt wird.

Wenn man Kleines Schloss hört, könnte man vermuten, es handelt sich auch um eine kleine Ausstellung... aber dem ist nicht so! 121 Fotografien sowie zahlreiche Abzüge und Zeitschriftartikel mit Fotos von Brigitte Kraemer sind in den Vitrinen und zusätzlich im Kabinett zu sehen. Es ist ein spannender und erhellender Streifzug durch 13 Fotoserien.

Spannende Fotoserien

Zum ersten Mal werden die Fotografien von Brigitte Kraemer in dieser Art, in einem musealen Überblick gezeigt. Von Retrospektive oder gar Lebenswerk möchte die Fotografin aber nichts wissen. "Ich mache auf jeden Fall noch weiter", lacht sie bei der Vorstellung ihrer Ausstellung. Seit Mitte der 1980er Jahre arbeitet sie für große Zeitungen und Zeitschriften, es entstehen eine Vielzahl von Fotoreportagen und Fotoserien. „Mütter mit Kindern im Knast“ (Stern, 1984), "Mann und Auto" (Stern 1995), "Kinderprostitution in Thailand" (Brigitte 1991), "Camper im Ruhrgebiet" (Stern 2000) oder die Reportage zu "Kindern im Friedensdorf Oberhausen" (Stern 2004) in der sie die Schicksale von schwerstverletzten Kindern aus Kriegsgebieten, die in Oberhausen medizinisch betreut werden, dokumentiert. Für diese Reportage "Friedensengel" erhält sie mehrere Auszeichnungen und wird für den Henri-Nannen-Preis nominiert. Sie beleuchtet mit ihrer Kamera Situationen und Lebensumstände, die oft im Verborgenen, im Nicht-Öffentlichen passieren. Kontrastreiches entsteht, so besucht sie die "Diakonissen" im Mutterhaus in Witten (1983), fotografiert 1988 in einem "Swingerclub", ist im Frauenhaus "Auf der Schwelle-Leben im Frauenhaus" (2013) und spürt in der Fotoserie "Im guten Glauben" gelebten Religionen im Revier nach. In der im letzten Jahr entstandenen Fotoserie "Auf ein neues Leben" begleitet sie Zuwanderer und Flüchtlinge in Mülheim, Wuppertal und Herne. Ihre Begleitung erstreckt sich hier nicht allein in der Fotoarbeit, sie hilft ganz praktisch beim Neustart, gibt Tipps, hilft bei Wohnungssuche und bei Möblierung.

Zeitlose Bildsprache

Das Geheiminis ihrer Fotos ist zum einen eine zeitlose Bildsprache. Fotos aus früheren Jahren sind immer noch aktuell und wirken keineswegs antiquiert. Zum anderen gilt ihr Interesse den Menschen. Sie beobachtet sie, ist ihnen nah, hält sie in dokumentarischer Straßenfotografie fest, ohne voyeuristisch zu sein. In einigen Situationen ist es nötig, dass sie sich vorstellt, mit den Leuten in Kontakt kommt, sich unterhält. Sie gibt aber nie irgendwelche Regieanweisung, wie ein Foto werden soll, sie wartet ab, hält sich im Hintergrund. So gelingen ihr Fotos von "mittendrin" und der Betrachter hat das Gefühl, ebenso mitten im Geschehen zu sein.

"Am Kanal" und "Die Bude" mit viel Lokalkolorit

Lokalkolorit entsteht automatisch, wenn Brigitte Kraemer die Leute "Am Kanal" oder auf dem Campingplatz in ihrer Freizeitbeschäftigung fotografiert. Das Leben im Revier, hier wird es farbig oder in Schwarzweiß festgehalten, oft mit einem Augenzwinkern...es lebe das "Klischee", aber es ist so: Kaffeeklatsch und Sonnenbaden, Grillen und Dösen am Kanal sind genauso real wie das Plastikreh, der Gartenzwerg oder der von der Oma gesaugte Plastikrasen (!) auf dem Campingplatz.
Eine wunderbare Fotoserie ist "Die Bude", in der sie die Trinkhallen im Revier über einen längeren Zeitraum fotografiert hat. Jetzt, 2016 im offiziellen "Jahr der Trinkhallen" ist diese Fotoserie passend und aktuell hier ausgestellt.

Analog und unbearbeitet

Brigitte Kraemer fotografiert analog, meist in Schwarzweiß. Die Auswahl der zur Verfügung stehenden Filme schwindet allerdings. Früher hat sie mit "Fuji 400" fotografiert, heute benutzt sie Kodak, da es den Fuji nicht mehr gibt. Barytpapier kommt noch von Ilford. Sie hat zwar auch eine Digitalkamera, benutzt sie bei Auftragsarbeiten, das Filmmaterial wäre zu kostenintensiv, außerdem möchten die Auftraggeber die Fotodaten und Fotos schnellstens haben. Bei der Digitalfotografie bemängelt sie, dass man sofort versucht ist, das Foto zu kontrollieren. Bei der Analogfotografie belichtet sie erst mal einige Filme, bevor sie mehrere Filme in der Dunkelkammer auf einen Schwung entwickelt. Vergrößerungen macht sie auch selbst, dann verschwindet sie regelrecht für einige Zeit in der Dunkelkammer. Diese konzentrierte, fast meditative Arbeit in der Dunkelkammer liebt sie sehr.
Ihre Foto sind übrigens nicht bearbeitet. Auch wenn sie etwas stören sollte, sie wählt keinen Bildausschnitt. Es war nun mal so, wie sie es abgelichtet hat. Das Licht ist die größte Herausforderung. Sie arbeitet ohne Blitz und wenn es eben geht, auch ohne Stativ, das stört sie nur. Sie kann die Kamera auch bei schwierigen Lichtverhältnissen ganz gut ruhig halten, Übungssache. Ein Handy oder Smartphone besitzt sie (noch) nicht. Wäre aber durchaus eine Möglichkeit, wenn eine Kamera in heiklen Situationen zu sehr auffällt. Freuen wir uns also auch in Zukunft auf Fotos von Brigitte Kraemer! Und: diese Ausstellung ist unbedingt sehenswert!

Eine Ausstellung geht vorüber, ein Katalog bleibt und dieser ist randvoll mit den vorgestellten Fotoserien. Gesponsert wurde er durch den Freundeskreis der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen.

Eröffnung der Ausstellung am Sonntag, 6. März 2016 um 15 Uhr
Dauer der Ausstellung bis zum 12. Juni 2016
Öffnungszeit: Dienstag bis Sonntag von 11:00 bis 18:00 Uhr,
Montag geschlossen, Ostermontag geöffnet
Eintritt frei!

Ludwiggalerie Schloss Oberhausen
Konrad-Adenauer-Allee 46
48049 Oberhausen
www.ludwiggalerie.de

Autor:

Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg

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