Schwein gehabt

Kleeblatt, Schornsteinfeger und Pfennig: Den Glauben an Glücksbringer gibt es schon seit Tausenden von Jahren. Doch woher kommt diese Vorstellung eigentlich?

„Der Aberglaube ist die Poesie des Lebens; deswegen schadet’s dem Dichter nicht, abergläubisch zu sein“, philosophierte Goethe einst in seinen Maximen und Reflexionen. Tatsächlich ist der Aberglaube auch heute nach wie vor ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft – ob nun bei einem wichtigen sportlichen Wettkampf, einem Vorstellungsgespräch oder der Führerscheinprüfung: Viele sind fest davon überzeugt, dass Talismane ihnen zu Erfolg verhelfen. Oft sind diese ganz individuell, vom Plüschtier bis zum Familienerbstück. Es gibt aber auch zeitlose Glücksbringer, die schon seit Jahrhunderten für gutes Gelingen stehen. Hier eine kleine Reise durch die Geschichte der Glücksbringer.

Hufeisen
Das Hufeisen ist der älteste bekannte Glücksbringer. Schon die alten Römer und Germanen schworen auf seine Wirkung, da Pferde seit jeher als ein Symbol für Kraft und Stärke galten. Insbesondere das Finden des Hufeisens galt als ein glückliches Zeichen. Die Germanen glaubten etwa, dass ein gefundenes Hufeisen zu einem sagenumwobenen Heer gehöre und seinem Finder Mut und Stärke verleihe. Im christlichen Mittelalter war das Hufeisen vor allem ein Schutz vor bösen Geistern: Am Haustürbalken befestigt sollte es dem Teufel auf den Kopf fallen, falls dieser die Schwelle überschritt. Aber Vorsicht: Ist das Hufeisen nach unten geöffnet, kann das Glück herausfallen, so der Aberglaube.

Glücksschwein
Auch das Schwein stand in der Antike für Glück und Reichtum, da es in Zeiten von Hungersnöten ein Zeichen des Wohlstands seines Besitzers war. Im Mittelalter wurde dem Verlierer eines Wettbewerbes zum Trost ein Schwein geschenkt – daher auch die Redensart „Schwein gehabt“. Heute sieht man das Glücksschwein vor allem an Silvester, meist jedoch nur als Marzipan-Nachbildung. Bei diesem Glücksbringer spalten sich übrigens die Meinungen der Länder: in der Ukraine etwa gilt das Schwein als ein negatives Symbol.

Schornsteinfeger
Der Schornsteinfeger gilt seit dem 16. Jahrhundert als Glücksbringer. Das ist vor allem daraufhin zurückzuführen, dass verstopfte Kamine zu dieser Zeit ein großes Problem darstellten, wodurch es nicht nur unmöglich wurde, Essen zuzubereiten, sondern auch die Wärme verloren ging und die Luft im Haus durch den Ruß verschmutzt wurde. Der Schornsteinfeger war daher der Retter in der Not. Ihn schon auf der Straße zu treffen, sollte Glück bringen. Noch heute werden an Silvester Speisen und Neujahrskarten mit kleinen Schornsteinfegern dekoriert.

Glückspfennig
Wer einen Pfennig findet und bei sich behält, dem wird nie das Geld ausgehen – zumindest besagt das der Volksmund. Ihre Wurzeln hat diese Vorstellung im Christentum, da der kleine Pfennig im Mittelalter als Miniaturausgabe des goldenen Tauftalers oder des Weihgroschens angesehen wurde. Dieser wurde von Hausbesitzern an ihre Stalltür genagelt, um ihr Hab und Gut vor bösen Hexen zu schützen. Später fand das kleine Geldstück schließlich seinen Weg als Glücksbringer ins Portemonnaie. Im Zeitalter des Euros tut es natürlich auch eine 1-Cent-Münze – man muss ja mit der Zeit gehen.

Vierblättriges Kleeblatt
Wie der Glückspfennig beruht auch das Kleeblatt auf dem christlichen Glauben. Es heißt, dass Eva nach ihrer Verbannung ein vierblättriges Kleeblatt als Andenken an das Paradies mitnahm – wer also ein solches findet, wird Besitzer eines kleinen Stückchens vom Paradies. Allein durch sein seltenes Vorkommen zeugt das vierblättrige Kleeblatt bereits vom Glück seines Finders. Es gilt vor allem als Glücksbringer für Reisende und wird beispielsweise in die Kleidung eingenäht oder im Portemonnaie mit sich geführt.

Ob klassisch oder individuell – immer noch glauben viele an die Wirkung von Glücksbringern. Dass diese in vielen Fällen sogar wirken, hat wenig mit Magie und Aberglaube zu tun. Psychologische Studien sprechen hier von einer sogenannten selbsterfüllenden Prophezeiung: So reicht bereits die feste Überzeugung von der Wirkung des Talismans aus, um seinem Träger Zuversicht zu verleihen. (Aber-)Glaube versetzt eben doch manchmal Berge.

Jennifer Neidhardt

Autor:

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