Erinnerung: Zum 5. Todestag von "Boss" Klaus Steilmann

Klaus Steilmann starb vor fünf Jahren. Foto: Gerd Kaemper
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Am Freitag (14. November) jährt sich der Todestag von Klaus Steilmann zum fünften Mal. Aus diesem Anlass noch einmal hier an dieser Stelle unser Nachruf aus dem Stadtspiegel vom 18. November 2009 (in voller Länge).

Unser Titelseitentext

Sein Name galt außerhalb des Reviers als Synonym für Wattenscheid. Wie ein Lauffeuer hatte sich in der Hellwegstadt die Nachricht vom Ableben des „Boss‘“ verbreitet. Am 17. Oktober hatte Steilmann noch an den Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag „seiner“ SG Wattenscheid 09 teilgenommen. Ein ganz großer Wattenscheider, die bedeutendste Persönlichkeit unserer Stadt hat uns verlassen. Er hinterlässt eine Lücke, die niemand wird schließen können und deren Größe wir jetzt noch gar nicht abschätzen können.

Im Innenteil

Eine große Unternehmerpersönlichkeit, ein leidenschaftlicher Sportmäzen, ein wegweisender Visionär des Umweltschutzes, ein strenger, bisweilen eigenwilliger Patriarch - all das war Klaus Steilmann, aber vor allem war er ein Mensch mit offenem Ohr und großem Herz für seine Mitbürger.

Große Feiern waren eigentlich nie seine Sache, aber in diesem Jahr verzichtete Klaus Steilmann auf jeglichen Tamtam zu seinem 80. Geburtstag - vielleicht auch angesichts der angegriffenen Gesundheit. In den letzten Monaten hatte er bereits mehrere Klinikaufenthalte über sich ergehen lassen müssen.
Was ihm vermutlich doppelt schwer fiel, denn er war immer ein aktiver Mensch, ein Mann der Tat, der etwas bewegen wollte. Mal knorrig und dickschädelig, dann wieder liebenswert und herzlich, aber immer geradlinig. Ein Mann mit Prinzipien eben, dem das Anpacken wichtiger war als die feinen Sonntagsreden.
Wie in den 50er Jahren als er mit einem Dutzend Näherinnen den Grundstein zu seinem Unternehmen legte, das in seiner Glanzzeit den Namen Steilmann auf Platz eins der europäischen Textilunternehmen katapultierte - mit rund 18000 Beschäftigten weltweit und einem Jahresumsatz von umgerechnet 700 Millionen Euro.

18000 Beschäftigte
Dass ausgerechnet zum 45-jährigen Firmenjubiläum vor fünf Jahren Massenentlassungen unumgänglich waren, um den Standort Wattenscheid damals noch zu sichern, hat ihn tief geschmerzt.
Nicht minder groß war seine Enttäuschung über den Niedergang der SG Wattenscheid 09. Zwei wichtige Bausteine in seinem Lebenswerk haben in den letzten Jahren erheblichen Schaden genommen.
Ohne sein großes finanzielles Engagement wäre der Verein wahrscheinlich nie in die Nähe des Profifußballs gelangt. Aber der „Boss“ ist immer mehr gewesen als nur der Sponsor. Er war väterlicher Freund, für viele Kicker anfangs auch noch der Arbeitgeber und später sogar selbst noch begeisterter Fußballer.
Der DM-Umsatzmilliardär aus der Textilbranche, der immer das Alte-Herren-Spiel mit anschließender Bratwurst dem mondänen High-Society-Treiben vorzog - mit diesem Etikett konnte Klaus Steilmann gut leben. Bis vor zwei Jahren stand der „Boss“ selbst noch (meistens zweimal in der Woche) auf dem grünen Rasen.
Doch es waren nicht nur die Fußballer, denen er über viele Jahre Herz und Geldbeutel öffnete. Leichtathleten, Schwimmer, Gymnastinnen und viele andere Aktive aus der Hellwegstadt hat Klaus Steilmann über Jahre hinweg großzügig gefördert.
Vor allem hat er sich stets - über den Tellerrand hinaus denkend - um unsere Jugend aufrichtig gesorgt, hat den Verfall an Allgemeinbildung beklagt und immer versucht den Sportlern aus seinem Dunstkreis klarzumachen, dass es auch noch ein Leben nach dem Leistungssport gibt.
Nicht minder groß war sein Engagement im gesellschaftlichen Bereich. Als überzeugter Wattenscheider (er hat nie ein BO-Kennzeichen am Auto gehabt), obwohl in Mecklenburg geboren, war Klaus Steilmann vor 34 Jahren einer der vehementesten Eingemeindungsgegner. Sein Name gilt bis heute noch außerhalb der Stadtgrenzen beinahe als Synonym für Wattenscheid. Viele internationale Auszeichnungen (mehrere Ehrendoktorate) zieren Steilmanns Biografie, doch der ihm 1997 verliehene Gertrudis-Preis für Verdienste um seine Heimatstadt ist dennoch eine der sinnträchtigsten, denn er war und wird es auf lange Zeit bleiben - die wichtigste Wattenscheider Persönlichkeit.
PETER MOHR

Autor:

Peter Mohr aus Wattenscheid

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