Eltern: Schock, Aufatmen, Bangen, Trauer

Die Loveparade in Duisburg: Was ein fröhliches Fest werden sollte, ist heute für viele Eltern zu einem emotionalen Höllenritt geworden.
Meine Frau und mich traf der Schock völlig unvorbereitet. "Hören wir doch mal, was auf der Loveparade los ist", unterbrach ich kurz vor 18 Uhr im Auto die Unterhaltung zwischen meiner Frau und unserer 16-Jährigen. Zu diesem Zeitpunkt wähnten wir unsere 24-jährige Tochter schon auf dem Festivalgelände. Kurz nach 14 Uhr hatte sie sich fröhlich winkend in bester Laune Richtung Duisburg auf den Weg gemacht. "Pass gut auf dich auf", hatte ich ihr noch nachgerufen. Dieses Mal hatte sie nicht genervt die Augen verdreht. "Mach ich, keine Sorge", lautete die von einem Lächeln begleitete Antwort.
Stunden später trifft mich die Stimme des Moderators völlig unvorbereitet. "Mindestens zehn Menschen sind bei einer Massenpanik in einem Tunnel vor dem Loveparade-Gelände ums Leben gekommen, weitere 100 Menschen sind verletzt, viele davon schwer. Die Veranstalter haben den Zugang zum Gelände gesperrt." Keine Reaktion meines Gehirns. Messer, die in meinem Magen kreisen. Absolute Stille im Auto. Im Augenwinkel das versteinerte Gesicht meiner Frau. Jetzt keinen Unfall verursachen, weiterfahren. Sehen, dass meine Frau das Handy aus der Tasche zieht, wählt. Warten. Das "Wie geht es dir" hallt noch in meinem Kopf nach, als ich langsam begreife, dass mein Kind lebt. Noch länger dauert es, bis ich verstanden habe, dass es gar nicht in Gefahr gewesen war - weil sich alle Freundinnen und Freunde so lange mit den Vorbereitungen für das große Fest beschäftigt hatten, dass die ersten Nachrichten vom Unglück schon vor der gemeinsamen Abreise Richtung Duisburg eingetroffen waren. Fahren wollte dann keiner mehr.
Wie tief das Aufatmen war, kann ich nicht beschreiben. Mein Magen gab dennoch keine Ruhe. Das mulmige Gefühl blieb. Und wurde mit jeder neuen Schreckensnachricht schlimmer. Natürlich, denn wie viele von unseren jugendlichen Freunden, die wir als Freunde ihrer Eltern zum Teil seit ihren ersten Atemzügen kennen und lieben, waren vor Ort?
Von einigen wissen wir schon, dass ihnen nichts passiert ist. Das Bangen um Andere geht weiter. Wir wissen, was die Eltern erleiden, die noch keine Nachricht von ihren Kindern haben. Wir trauern um die Menschen, die gestorben sind. Unser Mitgefühl ist bei denen, die einen Angehörigen verloren haben.

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Autor:

Martin Dubois aus Essen-Süd

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