Darf man über „Schülerhilfe“ (Nachhilfe) hier schreiben ?

Was da wie abläuft und wer sie nutzt, ist schwer zu beschreiben und sollte wohl auch etwas im Verborgenen bleiben. Es ist schließlich nicht so einfach, wenn das eigene Kind diese Nachhilfe in Anspruch nehmen soll oder besser noch muss, wobei hinzu kommt, wie der Sprössling das selbst sieht – sich genötigt fühlt oder es dankbar aufnimmt.

In einer Gesellschaft wo nur das und der Beste zählt, jeder tollste Leistungen bringen soll, um Anerkennung zu genießen, ist es schwer, davon gar zu sprechen, dass man zur „Schülerhilfe“ geht.

Wer diese „Schülerhilfe“ nutzt und kleinere oder größere Erfolge sieht, betrachtet das alles als gut / echt helfend / normal / selbstverständlich und wohltuend.
Für die Unterrichtenden ist es nichts Außergewöhnliches, helfen zu dürfen und zu können.
Darüber zu sprechen, gar konkrete Schwierigkeiten oder Lernprobleme zu benennen, ist freilich nicht einfach, weil man die Privatsphäre der Schüler und ihrer Eltern nicht verletzen möchte.

Wenn das alles nicht so einfach ist, darüber zu sprechen, wie komme ich dann hier auf diese „abartige“ Idee?

Am Wochenende sprach ich mit einer Grundschullehrerin in Niedersachsen ganz allgemein über Wissenslücken in Mathematik, die sich mir bei praktischer „Schülerhilfe“ zeigen. Wichtig war mir, anzusprechen, wie es mich erschreckte, dass das „Kleine 1x1“ und einfachste Rechenregeln in einem Schuljahr offensichtlich als Thema behandelt und (wie jedes andere auch) abgeschlossen werden.
Immer abrufbar? Nein es ist ja abgehandelt / erledigt / Haken drunter!

Diese Lehrerin bestätigte mir, dass es ihr wichtig sei, mit ihren Klassen stets mehrfach in der Woche „abgehandelte“ Themen zu wiederholen, um Grundkenntnisse als Bestandteil des eigenen ICHs aufzubauen. Ist solche Lehrerin „normal“?!
Sie wusste von Kollegen, die das nicht so wie sie handhaben und dafür jedes Mal neu erstaunt sind, wenn sie fehlende Grundkenntnisse bei den Schülern feststellen.

Selbst fand ich ihre Einstellung bestätigt, weil ich Schüler in der Nachhilfe kennen lernen durfte, die in Mathematik das „Kleine 1x1“ / Teilbarkeitsregeln / handschriftliche Addition so beherrschen, dass es eine Freude ist. Schüler höherer Klassen waren ebenfalls darüber erstaunt und gestanden mir eigene Schwierigkeiten.

Dies zeigt aber auch, dass sowohl in der Schule als auch im Elternhaus oft wahrscheinlich nicht genug Zeit für Verankerungen dieser grundlegenden Themen vorhanden ist - warum auch immer!

Ganz anders beim Thema „Kurvendiskussion“, welches in der 11.Klasse so intensiv durchgegangen und an zahllosen Beispielen geübt wird, dass viele Schüler dieses komplexe Thema im Schlaf abhandeln können, wobei das WIE beherrscht wird aber das WARUM und WANN und WOFÜR jeweils offene Fragen bleiben. Wann und wo wird das im eigenen Leben gebraucht?
Stattdessen „385 + 614“ nur mit Taschenrechner lösen zu können – falls man den zur Hand hat oder man sich einen borgen kann – beweist fehlende Übung und fehlendes Verwachsen mit dem eigenen Wissenspotential!

Wer aber mit Grundkenntnissen Schwierigkeiten hat, wird weitere Themen schwer aufnehmen und verstehen können, weil die Erklärungen dazu schon durch sind, ehe er sich Voraussetzungen dafür etwas klar gemacht hat!

Es scheint in den Schulen nicht zu gelingen, allen Schülern entsprechende Kenntnisse und Einsichten zu vermitteln.
Ob dies ein Zeitproblem oder Einplanungsproblem ist, vermag ich nicht zu sagen.

Allerdings werden auch daheim zu wenige Übungen gemacht, die so leicht in den Alltag eingebaut werden könnten. Liegt das am Desinteresse oder fehlender Zeit der Eltern / Kinder? ( Wenn man Einkäufe plant oder gemeinsam in der Küche werkelt, können Rechenaufgaben gestellt werden. Nutzt man gemeinsame Zeiten dafür? )

„Schülerhilfe“ kann Wissenslücken schließen, Grundlagen festigen, Handwerkszeug auch und gerade fürs Denken mitgeben, eigenes Können und Selbstvertrauen stärken, Vertrauen in eigene Leistungen schaffen - damit auch den Eltern Sorgen nehmen. Eine grundsätzliche Hilfe kann den Schülern aber nur in der Schule im Zuhause und dem gesellschaftlichen Umfeld gegeben werden.

Nein, nicht „kann“ sondern „muss“!
Deshalb schrieb ich zu dieser Thematik!

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Weitere Beiträge von mir finden Sie in Übersicht: HIER !

Autor:

Uwe Zerbst (Gotha/Thüringen) aus Alpen

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